Okt 31 2013

Saisonauftakt in Göttingen

Veröffentlicht von Fabian um 21:45 unter Mannschaft

Vergangenen Sonntag startete die erste Mannschaft in die neue Landesligasaison. Was mir nicht alles einfallen würde, um den Running Gag “Aufstiegsambitionen” mit Verweisen auf Film und Fernsehen zu untermalen (”Ich bin auf der immerwährenden Mission, meine Freundin zu retten” - Zandir aus “Drawn Together”; “Was wollen wir denn heute Abend machen?” - “Genau das selbe wie jeden Abend, Pinky. Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen!” - Pinky & the Brain; “Und täglich grüßt das Murmeltier” … )! Vielleicht klappt es diese Saison ja doch mal wieder. Nach diesem ersten eher holprigen Auftritt sage ich mal diplomatisch, dass man angesichts des frühen Zeitpunkts in der Saison noch keine Prognose wagen kann ;).

Besonders viel Dramatik hatte der Kampf nicht zu bieten, nach klaren Siegen durch Siggi, mich, Otti und Stefan B. führten wir um 13:45 Uhr bereits mit 4-0. Da stand Udo zwar (wie eigentlich die gesamte Partie über) auf Abriss, was Göttingen den Anschlusstreffer zum 4-1 (Achtung, Sportjournalistensatire) noch vor der Zeitkontrolle ermöglichte; aus den übrigen drei Partien sollte doch aber noch der ein oder andere halbe Punkt rauszuholen sein, zumal André auf Gewinn stand und Simon eine verlustrisikofreie Stellung knetete.

Simons Partie habe ich für einen etwas genaueren Blick auserkoren, auch wegen eines positionellen Motivs, dass nostalgische Gefühle in mir auslöste.

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Brett 1 Tennert-Klink nach 22…0-0

23.Sd4? Bereits hier kann man mit Bezug auf den 36. Zug und überhaupt den ganzen Partieverlauf sagen, dass ein Läuferpaargeier, sobald er das Läuferpaar erfolgreich ergeiert hat, konsequent an der Herausarbeitung von dessen Stärken arbeiten muss. Andernfalls sollte man das Läuferpaar vergessen und einfach matt setzen. Nach 23.g5 kann Schwarz fast schon aufgeben, weil er Linienöffnung gegen seinen König nicht vermeiden kann, annähernd gleichwertiges Gegenspiel aber etwa 5–10 Nullzüge von Weiß erfordern würde. 23…Sd7 (23…Sh5 24.gxh6 g6 25.Sd4+-) 24.Lc3 h5 (24…hxg5 25.hxg5 Lxg5 26.f4+-) 25.Dd4 f6 +-.
23…Sd7 24.Sc6 De8 25.Sxe7+ Dxe7 26.Ld4 b5 27.Te1 Dd6 28.h5 f6 29.Lh3 Tfe8 30.Dh2 Dc6 31.Te2 Dc4 32.Df2 Lf7 33.The1 Txe2 34.Txe2 Sf8 35.b3 Dc7

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Tennert-Klink nach 35…Dc4-c7

Simon spielte hier 36.Lb6 und ging damit an einer interessanten Möglichkeit vorbei, die Initiative zu ergreifen.
Die Idee 36.Dh2 hätte den Schwarzen vor eine unangenehme Wahl gestellt. 36…Dc6 (36…Dxh2 käme den weißen Absichten, den Schwarzen im Endspiel mit dem Läuferpaar zu quälen, entgegen. In vielen Varianten muss Schwarz aber sowieso zu Verteidigungszwecken die Damen tauschen. 37.Txh2 Se6 38.Lb6 Tb8 39.La5 mit - naja, dem Läuferpaar im Endspiel halt) 37.g5!?

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Analyse nach 37.g5

Wie sollte Schwarz auf g5 nehmen? Wohl eher mit dem h-Bauern, denn
37…fxg5 38.Te7 ist vorteilhaft für Weiß. Das Beste für Schwarz ist noch 38…Te8 39.De5 Df6 40.Dxf6 gxf6 41.Ta7

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Analyse nach 41.Ta7

mit einem Maß an Aktivität, das den Minusbauern weit überkompensiert.

Das bessere 37…hxg5 hätte nach 38.h6 genaue Verteidigung erfordert: 38…Te8 (38…gxh6?! 39.Te7

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Analyse nach 39.Te7

mit der Drohung des Damenfangs durch Tc7 erzwingt wiederum ein Endspiel, aber nur, wenn Schwarz überhaupt den Weg findet, sich dorthin zu retten: 39…Te8 40.Tc7 Te1+ 41.Kb2 Te2! (diese Ablenkungsidee funktioniert auch mit 41…Th1) 42.Txc6 Txh2 43.Lc8)

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Analyse nach 43.Lc8

Ein eindeutiges Verdikt fällt mir hier schwer, aber ich hätte lieber Weiß - Läuferpaar halt.

39.hxg7 (39.Txe8 Lxe8 40.hxg7 Kxg7 41.Dd2 ist eine weitere unklare Möglichkeit) 39…Sg6 (39…Kxg7? 40.Tg2 mit Vorteil) 40.Tg2

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Analyse nach 40.Tg2

Einmal mehr lautet das Urteil “unklar”. Die gefährlichste weiße Idee ist 41.Lf5, Schwarz kann mit 40…Le6 gegenhalten und Weiß mit 41.Lxe6+ Dxe6 42.Tg1 die nächste Idee (Th1) versuchen. Hier bin ich mir nicht sicher, auf welcher Seite ich lieber sitzen würde. Analysieren kann man das jedenfalls ein ganzes Wochenende lang…

Damit Otti nicht umsonst die komplette Notation eingegeben hat, hier noch die tatsächliche Partiefolge: 36…Dc3 37.Ld4 Dc7 38.Kb1 Se6 39.Le3 Dd6 40.Lc1 d4 41.Td2 Td8 42.Lf1 Kh8 43.Lb2 Df4 44.Lc1 Lg8 45.Td1 Dd6 46.Ld3 Sc5 47.Lb2 Sxd3 48.Txd3 Dc6 49.Txd4 Txd4 50.Lxd4 Ld5 51.f4 Le4 52.Kb2 Dd5 53.Lc3 Kh7 54.De3 Kg8 55.g5 fxg5 56.fxg5 hxg5 57.Da7 Df7 58.Dd4 Lf5 59.h6 Dd7 60.De5 gxh6 61.Dh8+ Kf7 62.Dxh6 De6 63.Dxg5 De4 64.Dd2 Ke6 65.Ld4 Kd7 66.Dc3 Ke8 67.Dc5 De6 68.Le5 Dc8 69.Lc7 De6 70.Ld6 De4 71.Le5 Kf7 72.Dc7+ Kg6 73.Dc5 Kh5 74.Dc3 Kg4 75.Dg3+ Kh5 76.Dh2+ Kg6 77.Dg3+ Kh5 78.Dc3 Kg6 79.Ld4 Kh5 80.Dd2 Kg6 81.c4 bxc4 82.bxc4 Db7+ 83.Kc3 Df3+ 84.Le3 De4 85.Dd6+ De6 86.Dg3+ Kf7 87.Ld4 Ke8 88.Db8+ Dc8 89.Dg3 De6 90.Kb4 Kd7 91.c5 Kc6 92.Dd6+ ½–½
Für einen Mannschaftskampf war der Verzicht auf das Bauernopfer im 36./37. Zug jedenfalls die solide und damit nervenschonendere Entscheidung.

Das nostalgische Gefühl rührte übrigens von der Erinnerung an diesen Mannschaftskampf her, in dem Dietmar ein ähnliches Bauernopfer erfolgreich brachte.

Simons Remis besiegelte das Endergebnis von 5,5-2,5, zwischenzeitlich hatte André seine Gewinnstellung eingestellt, dafür Stefan L. etwas überraschend doch noch den vollen Punkt geholt. Nach der manchem Druckerzeugnis ähnelnden Diagrammorgie oben noch ein Fragment mit sparsamerer Diagrammverwendung:

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Brett 6 Grabenhorst-Langenfeld nach 46.Dd2-c3

Stefan hatte die gesamte Partie über eher gelitten und ergriff hier die Chance auf ein Unentschieden (mit einem kleinen Bonus):
46…Tc7! 46…Df2 ist hier zwar auch gut genug für ein Remis, aber der Textzug ist hübscher und forcierter. 47.Dxc7? Der Bonus. [47.Txg7+! Txg7 (47…Kxg7 48.Dxc7+ Schach!) 48.Dc8+ Kf7 (48…Kh7 49.Df5+= Dauerschach) 49.Dd7+ Kf6 50.Dd6+ Kf5 51.De5+ Kg4 52.Dxg7+ Kxh4 ist komplizierter als Manche, z.B. ich, am Sonntag dachten, aber auch remis. 53.Kd2! (53.Dg5+? Kh3 54.f5?? De2 z.B. ist matt!) 53…Df2+ 54.Kc3! Dxe3+ 55.Kb4 Dxf4 56.Kxb5=]
47…Dxe3+ 48.Kd1 Dxg1+ 49.Ke2 Dg4+ 50.Ke3 Dg1+ 51.Kd3 Db1+ 52.Ke3 De4+ 53.Kf2 Dc2+ 0–1

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