Apr 17 2018
Auch Kaffee hätte da nicht mehr geholfen….
Am letzten Spieltag der Landesliga waren wir zu Gast in Ricklingen. Und wie schon am Spieltag davor hieß es: Verlieren verboten! Ein 4:4 wäre der sichere Klassenerhalt….
Jü nahm Lucas und mich mit, die erste schlechte Meldung des Tages lautete: A2 vollgesperrt Richtung Hannover! Gott sei Dank hatten wir etwas Puffer und kamen so ziemlich genau Punkt 10h am Spiellokal an. Zweite Schlechte Meldung des Tages: Ricklingen fuhr volle Stärke auf, vorne mit Ivanov und Schulze und hinten erwartete mich der nachgemeldete Jan-Hendrik De Wiljes. Aller guten (und wohl auch schlechten) Dinge sind ja bekanntlich drei, denn es stellte sich heraus, dass es im Spiellokal keine Getränke jeglicher Art gab, vor allem kein Kaffee! Wer soll so Schach spielen? Da passten es nur zu gut, dass die direkt gegenüber der Tür des Spielraumes befindlichen Toiletten gesperrt waren und man stattdessen einmal auf die andere Seite des Gebäudes musste….
Leider passte sich unsere Leistung gegen die zugegebener Maßen mit dieser Aufstellung ziemlich klar favorisierten Gegner den Umständen nahtlos an…
Da eigentlich zu keinem Zeitpunkt Spannung aufkam, verzichte ich auf Zeitangaben (Außerdem habe ich sowieso wenig mitbekommen von den anderen Partien während des Kampfes)
Die erste Entscheidung des Tages: Lucas hat leider an Brett 2 gegen Torben Schulze verloren! In einem beschleunigten Drachen konnte er einiges abtauschen, sein Gegner stand aber die meiste Zeit leicht besser. Folgende Stellung ergab sich:
Hier hatte Lucas Gegner gerade mit 25. e5?! einen Teil seines Vorteils weggegeben, der etwa mit 25.Tb3 vergrößert hätte werden können (e5 bleibt eine Idee, nur dann noch mit Angriff auf den Bauern b7). Lucas nutzte die Chance und griff mutig auf b2 zu 25….. Dxb2 und bekam mit 26. Tb3 Dxa2 gleich noch einen zweiten Bauern dazu auf Kosten seiner Damenstellung. Nun sieht der Computer Weiß nach 27. hxg6 klar im Vorteil (Idee ist nach fxg6 mit dem Läufer auf d5 Schach zu geben und dann einen Abzug auf die schwarze Dame zu haben, da hxg6 wegen Ld5, Dh4, Th3 ziemlich schnell Matt wird).
Stattdessen kam nach 26. Tb3 Dxa2 27. h6, was Schwarz wieder zurück ins Spiel lässt. Allerdings bleibt es gefährlich, da Weiß Dd4 nebst schnellem Matt auf g7 droht. Es folgte 27….Da4 28.Lxb7
Hier gibt es nun mehrere Optionen für Schwarz (etwa dxe5), Lucas spielte 28…Dd7. Das hat leider den Nachteil, dass 29.Dd4! sofort gewinnt. Es droht tödlich e6 mit Damenangriff und Matt auf g7, auf das offensichtliche 29…e6 ist dxe6 verheerend, da dieser Bauer viel zu stark ist. Deshalb versuchte Lucas noch 29…De6, was aber auch verliert.
Leider verlor Sebastian etwa zeitgleich an Brett 6 gegen Manual Polnau, nachdem ihm mit Weiß ein Königsinder etwas entglitt! Aufgrund der Aufstellung und der Situation hielt ich einen Punkt von ihm für Pflicht wenn wir in die Nähe eines 4:4 kommen wollen, damit schwanden die kleinen Hoffnungen leider sehr früh.
Hier kam gerade 16…b4, wonach Schwarz schon die Initiative hat. Vor allem droht der Einschlag auf e4, da taktisch am Ende ein Turm auf a1 hängt. 17.Sb5?! sieht logisch aus, auf a4 wäre er vielleicht etwas besser gewesen, wobei jeweils 17…Se4! folgt. Es kam 18.Lxe4 Txe4, soweit so gut, nur muss dann hier 19.Sd4 folgen, was die Diagonale des Läufers verstellt und zumindest erstmal weiteren Materialverlust verhindert. Sebastians 19. TxTe4 verliert sofort Material, da nach der logische Folgen 19….Sxe4 20. LxDd8 SxDd2 nun von Weiß der Turm auf a1 hängt und falls der Weg zieht SxSf3+ folgt nebst Ld7 mit Doppelangriff auf Sb5 und Ld8. Daher gab Sebastian mit 21. SxSd2 die Qualität, blieb aber in der Folge chancenlos…0:2
An Brett 4 musste Lars gegen Christian Regert ein leicht schlechteres Endspiel verteidigen mit jeweils zwei Leichtfiguren und Turm, wobei sein Gegner zunächst sehr stark spielte und die besten Züge fand:
Hier hatte Lars Gegner mit Weiß gerade 30.Se6! gezogen und droht Txg7!, was nur sinnvoll durch Se8/Sh5 zu decken ist. Se8 ist zwar passiv, hält die Stellung aber zunächst. Auch wenn Weiß dann klar besser steht, ist es nicht einfach einen klaren Plan zu finden. Lars wollte aktiver spielen mit 30….Sh5 (droht vielleicht mal etwas in Richtung Dauerschach), aber 31. g4! gewinnt sofort, da es leider kein Dauerschach wie eigentlich von Lars geplant ist (Der weiße König läuft einfach über f2-e1-d2-c3 raus)! Der Gegner sah wohl auch das Dauerschach und spielte stattdessen 31.h3, hatte danach weiter Vorteil und kurz danach endete die Partie doch im Dauerschach, wobei auch die Schlußstellung noch sehr gut für Weiß ist. 0,5:2,5
Kommen wir nun endlich zu einer erfreulichen Nachricht, nämlich der Partie von Siggi an Brett 3 gegen Jan Pubantz. Nachdem zunächst nicht viel los war, gelang es Siggi in ruhiger Stellung seinen Gegner nach und nach zu überspielen mit großem Raumvorteil.
Hier kam gerade 27.Lb4, wonach Lxd6! schon nicht mehr richtig zu verhindern ist. Daran änderte auch 27….a5 nichts, 28.Lxd6! gewann einen wichtigen Bauern und im Prinzip die Partie, da nach Txd6 29.TxLc8 den Läufer zurückgewinnt. Siggi brachte die Partie souverän nach Hause, 1,5:2,5
Da der Kampf eigentlich gar nicht so einen langen Artikel wert ist und ich mit einer positiven Partie enden will, folgt hier noch die kurze Zusammenfassung der anderen Partien:
An Brett 1 verliert Udo gegen FM Vladimir Ivanov, nach dem die gegnerischen Figuren im Mittelspiel stärker und stärker wurden und am Ende im Mittelspiel ein schönes Matt aufs Brett brachten.
An Brett 6 verliert Jü gegen Thomas Spiess recht chancenlos, der den fragwürdigen schwarzen Aufbau stark überspielte. Stefan an Brett 7 gewann gegen Darius Rausch früh eine Qualität, irgendwann gingen jedoch dafür 2 Bauern verloren so dass ein remisliches Endspiel endstand.
Ich selber spielte an Brett 8 mit Schwarz gegen Jan-Hendrik de Wiljes eine vernünftige Partie, in der Weiß immer einen symbolischen aber praktisch schwer nachweisbaren Vorteil hatte. In Zeitnot übersah ich eine Abwicklung in eines trotz Mehrbauerns für mich katastrophalen Endspiels. Die praktischen Klippen umschiffte mein Gegner sehr souverän, so dass wir mit meiner Niederlage insgesamt hochverdient 2:6 verloren haben. Somit ist der Abstieg besiegelt.
Zum Schluß noch einige gute Nachrichten: Die Stimmung in der Mannschaft beim abschließenden Essen beim Italiener war trotzdem gut, und nach bisherigem Stand wollen wohl auch nächstes Jahr alle selben 8 Spieler das Projekt Wiederaufstieg in Angriff nehmen. Ich freue mich drauf, schade dass es diese Saison nicht gereicht hat, aber abgestiegen ist man eigentlich nicht heute sondern in anderen Kämpfen….Auf eine schönes neue Saison, in der es hoffentlich in allen Spiellokalen Kaffee geben wird!