Hildesheim, Pfaffenstieg 12, Kolpinghaus. Es ist der 14.11.2010 so gegen 9:40 Uhr.
Ich stehe leicht zerknirscht, Zigarette rauchend und Restespresso schlürfend vor dem Spiellokal des Hildesheimer SVs und warte - 30 Minuten lästige Zugfahrt und 1,5 km Fußmarsch hinter mir. Wenigstens war Siggi so frei mich an der Fußgängerampel nicht zu überfahren. Er sucht gerade ‘nen Parkplatz.
9:45 Uhr: Siggi scheint einen Parkplatz gefunden zu haben. Jedenfalls warte ich nun nicht mehr alleine. Beiläufig wird mir eröffnet, dass Dietmar in der Ersten aushelfen muss, da Philipp aus mir nicht bekannten Gründen verhindert ist. Ob die Vierte kurzfristig noch geschröpft werden konnte, kann mir Siggi allerdings auch nicht sagen - Status quo: wir sind nur zu siebt
9:51 Uhr: Joachim trifft ein; weiß tendenziell auch nicht mehr über die Aufstellung, als ich um 9:44 Uhr. Leicht vor mich hinfrotzelnd erläutere ich ihm, dass er sich wohl einfach aussuchen könne, ob er an Brett 1 mit Weiß gegen Ermel oder doch lieber an Brett 2 mit Schwarz gegen Frank spielen möchte.
ganz kurz vor 10:00 Uhr: Andy scheint mich verwanzt zu haben - er eröffnet Joachim die oben skizzierten Möglichkeiten erneut, wobei der Wortlaut zu gefühlten 98% dem meinen entspricht. Ernst und Mister-100% (Jü!) hat er im Schlepptau. Zumindest ist sichergestellt, dass wir wirklich maximal sieben People an die Bretter bekommen werden. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass wir momentan nur zu sechst sind…
kurz nach 10:00 Uhr: Joachim hat sich für Brett 1 mit hellen Klötzchen entschieden - Christian Frank bekommt den ganzen an Brett 2 geschenkt. Die Paarungen sind verlesen und nach einigen zynischen, sarkastischen und teilweise sogar lustigen Kommentaren die Bretter frei - Andy kontaktiert via mobiler Fernsprecheinrichtung noch Boris, der sich “gleich auf den Weg macht”. Es kann also losgehen.
11:00 Uhr: Christian Frank schiesst die Hildesheimer souverän mit 1:0 in Führung - zugegebenermaßen nicht gänzlich überraschend. Ich riskiere jetzt und in der Folge einen flüchtigen Blick auf die anderen Bretter:
Graf - Ermel (nach 16. - Lh6)
Fritz plädiert auf 17. Sd5 Lxd5 18. cxd5 Dxc2 19. Txc2 Tc8 20.Tc6 exd4 21. Lxd4 Sb8 und Weiß ist vollkommen in Ordnung.
Joachim spielte allerdings 17. Dd3?, was nach 17. - Sxf2! 18. Kxf2 e4 19. Dc3 exf3 20. d5 f621.Sg4 Lxc1 22.La1 Txe2+ 23.Kf1 Lg5 24.gxf3 Tde8 böse endete (12:56 Uhr, 0:1 nach 28 Zügen).
Gedämpfter Optimismus hatte allerdings bei der Betrachtung der verbliebenen Partien durchaus seine Daseinsberechtigung: Während Andy gegen Schmoldt mitterweile ein halbes Rudel Bauern eingesackt hat, steht Siggi - mit nicht ganz ungefährlichem Freibauern- zunehmend aktiver und alle anderen zumindest nicht schlechter.
13:25 - 13:51 Uhr: Der Autor dieser Zeilen darf den Anschlusstreffer vermelden. Nachdem Albert Josten mir freiwillig das Läuferpaar und die schwarzen Felder überlassen hat, nimmt die Partie ein jähes Ende:
König - Josten (nach 20. c4)
20. - Sf6 21.d5 cxd5 22.Lc3 Dd8 23.cxd5 Dxd5 24.Dxf6+ Kf8 25.Dg7+ Ke7 26.Lb4+ Kd7 27.Tad1 Dxd1 28.Txd1+ Kc7 29.Dc3+ 1–0
Jü spielt seinen geschlossenen Sizilianer - nach sehr guter Stellung aus der Eröffnung heraus - nicht konsequent weiter und muss sich, in schon leicht schlechterer Stellung, mit einem Remis gegen Helge Verhoef zufrieden geben. An sich kein zu beanstandender Vorgang, allerdings darf es ja nun wirklich nicht sein, dass man ohne Absprache mit dem allgegenwärtigen Mannschaftsführer halbe Punkte einsackt :-D (13:32 Uhr, Spielstand 1,5:2,5). In letzter Konsequenz ist seine Entscheidung allerdings nur moralisch nicht vertretbar, denn Siggi erzielt wenige Minuten später gegen Jörg Heppe den erwarteten Ausgleich.
Heppe - Lau (Endstellung nach 33. - Te3)
In der nun vorherrschenden Zeitnotphase überschlagen sich die Ereignisse ein wenig. Während Andy seine gute Stellung gegen Rüdiger Schmoldt weitestgehend souverän verwertet und Boris sich mit einem Remis gegen Lars Meineke zufrieden gibt (Zwischenstand: 4:3), möchte Ernst (gegen Axel Janhoff) noch ein wenig länger spielen:
Janhoff - Abel (nach 36. Le2)
Wie von allen Umstehenden erwartet, nahm Ernst in dieser Stellung den Se3 - ärgerlicherweise mit dem Läufer. Te3: hätte den Mitspielern höchstwahrscheinlich das nun folgende, fast zweistündige, Kneten des entstehenden Trumendspiels erspart. Am Ende reicht es allerdings trotzdem für den ganzen Punkt zum 5:3 Endstand.