Dez 10 2012
Einer ist immer der Looser……..
Der Autor dieser Zeilen summte das Lied nach dem Spiel lautlos vor sich hin. Schlimmer hätte es nicht laufen können: Nein, nicht wegen der persönlichen Bilanz, sondern weil es hauptsächlich auch den Mannschaftssieg kostete. Mit 3,5 : 4,5 verloren wir unser Spiel gegen Bleckenstedt dadurch.
Dabei sah es eigentlich gut aus. Unser imaginäres Rotationssystem brachte die Bleckies etwas durcheinander. Für Thomas spielte Helmut; für Pasquale rutschte Axel ins Team. Mir blieb mit Brett 1 die “Ehre” gegen M. Wafzig zu spielen. Doch der Reihe nach.
Bleckenstedt trat erwartungsgemäss mit ihrer stärksten verfügbaren Mannschaft an. Pünktlicher Beginn, obwohl je ein Spieler jeder Truppe ca. 30 min wetterbedingt zu spät kam. Beide sassen sich sogar an Brett 2 gegenüber und waren sich doch wohl schnell einig, das ein Remis reicht. Walter nahm nach Absprache die Punkteteilung an.
Axel stand zu dem Zeitpunkt eher gut, Helmut ebenso. Theo eher etwas kritisch; die Anderen ausgeglichen.
Brett 6 mit Andreas gegen Röpke deutete auf ein weiteres Remis hin, welches nach Angebot von Rolf auch von unserer Seite angenommen wurde.
In jenem Augenblick stellte Michael W. mir die Frage: “Wollt ihr aufsteigen? Wir nicht! Wie wäre es mit ner Punkteteilung?” Ich dachte mir noch: typisch für die Jungs, neigten sie in der Vergangenheit öfter zu Derartigem. Meine Antwort war, das das schon deshalb nicht geht, weil wir doch zum Schachspielen gekommen sind!!
Damit sollte das Thema erledigt sein, so dachte ich. Machte also den nächsten Zug, stand auf um zu schauen, was die Anderen so zocken, da stand plötzlich Franz Josef W. neben mir und fragte: “Wollt ihr aufsteigen? Wir nicht! Wie wäre es mit ner Punkteteilung?” Innerliches Gelächter von mir! Kann ja wohl nicht wahr sein! Um nicht phantasielos zu gelten, antwortete ich diesmal: Haben wir intern so nicht abgesprochen und mit Theo + Helmut mindestens zwei, die sicher spielen wollen. Ausserdem würde es erhebliche Unruhe reinbringen, wenn ich alle befragen würde. (Hätte ich eh nie getan) Ist schon krass was dort so abgeht……Wozu spielen die überhaupt??
Kurze Zeit später gewann Herbert in einem sicher nicht leicht zu behandelnden Endspiel mit Minusbauern und dafür starken Läuferpaar gegen etwas unbewegliche Springer eine Figur und somit schnell auch die Partie.
Bei Theo lief es nicht so prickelnd. Zunächst kam er aus der Eröffnung nicht so sonderlich gut raus und seine Position wurde fast Zug um Zug schlechter und musste dann notgedrungen die Taktik anwenden. Er spielte ein interessantes, temporäres Damenopfer, was allerdings vom Gegner widerlegt wurde und gab dann zurecht auf.
Ein alter, neuer Bekannter sass bei uns an Brett 8. Helmut Liersch! Es war sichtlich schön sowohl für ihn als auch für uns, wie nach Jahren Mannschaftskampfabstinenz er souverän die Klötzchen schob und seinem Gegner von Anfang an die hohe Kunst des Positionsspiels zeigte. Die Stellung war irgendwann so dominant, das es in Materialüberlegenheit umgemünzt und der Ganze eingesackt wurde. Eine starke Leistung.
Drei Rutschen liefen noch:
Axel: nach Quallengewinn verlor er den Faden und die Stellung kippte irgendwie; befand sich aber noch in Remisbreite
Viktor: hatte einen Königsangriff grad so parieren können und musste sich dafür von einem Bauer trennen.
Ich hatte Albin’s Gegengambit vor die Füsse gesetzt bekommen und stand eigentlich recht bequem.
Bei Axel fing es an, eng zu werden. Trotz Mehrqualle hatte sein Gegner Spiel gegen den König bekommen und es sah brenzlig aus. Geschickt konnte Axel abwickeln und der nicht mehr geglaubte Halbe wurde durch ein Dauerschach erreicht. Vielleicht kann Axel ein wenig genauer berichten. Ich habe die Partien leider nicht.
Viktor stand in einem Endspiel gleichfarbige Läufer + Turm mit Minusbauern eher auf Verlust. Unglücklicherweise tauschte er auch noch die Türme, so das Viktors schlechter Läufer, der seine Möpse decken und passiv bleiben musste, einfach überspielt werden konnte. Er spielte noch sehr lange……..Das Ende war aber abzusehen.
Somit kam es auf meine Rutsche an.
Ich geb mir hier mal die Blösse und zeige meine gesamte Partie.
Kimmich - Wafzig,M [D09]
MM 12 13
1.d4 d5 2.c4 e5 3.dxe5 d4 4.Sf3 Sc6 5.g3 Le6 6.Lg5 (Diesen Zug hab ich zwar nirgends gefunden, doch scheint er ganz gut spielbar zu sein. Besser ist allerdings 6. ..Sbd2) Dd7 7.Da4 h6 8.Ld2 Sge7 9.Lg2 Sg6 10.0-0 Lh3 11.Lxh3 Dxh3 12.b4 [Die Abwicklung 12.Sxd4 Sh4 13.gxh4 Dg4+ 14.Kh1 Dxd4 15.Lc3 De4+ 16.f3 Dxe2 war mir nicht ganz geheuer] 12…Dd7 13.Sa3 Sgxe5 14.Sxe5 Sxe5 15.Dxd7+ Kxd7 16.Tfd1 a5 17.Lc3 axb4 18.Lxd4 Txa3 19.Lxe5+ Kc6 20.Td8 Ld6!
Wohl der einzige Zug, der die Stellung im Gleichgewicht hielt. Hatte ich so stark nicht erwartet. 21.Txh8 Lxe5 22.Tb1 Lc3 23.Tf8 f6 24.Te8?! etwas ungenau, verdirbt aber nix.
Zu diesem Zeitpunkt hätte mir das Remis noch gereicht um die Chancen auf den Mannschaftssieg zu untermauern. Txa2 25.Kf1 [Hier war mir nicht so klar ob 25.Te7 Ta1 26.Txa1 Lxa1 27.Kf1 b3 28.Te3 b2 29.Tb3 gereicht hätte. Es hätte aber!]
25…Kc5 26.Te7 c6 27.Txb7 Hier etwa war der Zeitpunkt, wo Axel in das Remis einwilligen musste und Viktor schlecht stand.
Kxc4? ein Fehler nach 27…g5 ist die Partie noch ausgeglichen. Hier stand ich erstmals leicht besser. 28.Txg7 f5 29.Tg6 c5 30.Txh6 Ld2 31.Tc6 Kd5?
Mit diesem Zug bot mir Michael Remis an, was ich natürlich ablehnen musste. Nur ein Ganzer würde den Mannschaftssieg sichern. Ausserdem ist Kd5 schlecht! b3! oder Kb5! sind im Remissinne besser.
32.Tc8 c4 33.h4? Fehlerhaft! [33.e3! mit guten Gewinnchancen] 33…Kd4 34.e3+ (zu spät) Kd3 35.h5 Kc2??Der letzte Ungenaue, der die Partie vermutlich zugunsten für mich kippen lies. [35…b3! 36.h6 Ta7 mit wohl Remis]
36.Txb4 Lxb4 37.Txc4+ Lc3 38.Tc5 (das war schon so geplant) Kd3 39.Txf5 Ke4 40.Tf4+ Ke5 41.g4 Ke6 42.Kg2 Le5 43.Tf8 Lg7 44.Tf5 Ta3 Bis hierher schien alles gut. Meine Mannschaftskollegen grinsten, alle nickten und der Sieg war ungefährdet, oder?
Meine innere Spannung fiel ab und nach 45.Kg3 Le5+ spielte ich a Tempo (in meiner Vorausberechnung wollte ich nach 46.f4 Txe3+ 47.Kf2 beide Figuren angreifen und einfach gewinnen.) Es kam so…. Als dann 47….. Ld4 kam dachte ich mir gar nix mehr(!!) und schoss wie aus der Pistole geschossen 48.Te5+?? und fiel nach Txe5+ aus allen Wolken. 0-1
Entschuldigung an meine Mannschaft für meinen Bock! Nicht nur das ich persönlich betroffen bin; sondern das ich die Leistung der Mannschaft 100% reduzierte lies mich in den Erdboden verschwinden.
Nun denn: es ist nur ein Spiel mit Klötzen, Fehler sind da gemacht zu werden, 1. kommt es anders und 2. als man denkt, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben…..liesse sich lange fortsetzen und zeigt, das es auch anderen so gegangen ist und gehen wird.
Nächstes Jahr greifen wir wieder an!
Aber: Einer ist immer der Looser……………
Danke, Bernd, für Deinen ausführlichen Bericht und auch die “Blöße”. Das macht gewiss nicht jeder!
Sei nicht traurig - Bleckenstedt wird sich blamieren, wenn man wieder auf den Aufstieg verzichtet.
Ich freue mich auf den 13.Januar, wenn ich wieder dabei bin.
Bernies Blöße sollte hier viel öfter illustriert werden!
Finde ich nicht… . Wie immer ein lesenswerter Beitrag von Captain K. ,aber wenn ich mir Bernie beim Summen von “Einer ist immer der Loser” vorstelle und mir dann den Text des Refrains ins Gedächtnis rufe… .
Glücklicherweise hatte ich keine Zeit nach der Rutsche und dem Beginn des Summens derart weit ins Lied vorzudringen, da ich schnell von Anwesenden geweckt wurde.
Derartiges verinnerlichtes Summen wird mir ab jetzt nicht mehr passieren, da es dazu keinen Anlass mehr geben wird! Punkt!