Nov 04 2010

Die Dritte gegen Wolfenbüttel

Veröffentlicht von Michael Othmer um 00:54 unter Mannschaft

DIFFICILE EST SATIRAM NON SCRIBERE

Juvenal, römischer Satiriker
 

Am vergangenen Sonntag, 31.10.10, konnten wir unsere Gäste aus Wolfenbüttel zu unserem ersten “richtigen” Heimspiel in dieser Saison begrüßen. Wir hatten uns im Vorfeld keine allzu großen Hoffnungen gemacht, da der Wolfenbütteler Stamm aufgrund seiner Spielstärke und Erfahrung als klarer Favorit gegen unseren Haufen gelten musste. Meine Mannschaft war ungefähr eine halbe Stunde vor Spielbeginn fast vollständig anwesend, was zunächst das Aufbauen und Vorbereiten erleichterte.

9:45 Uhr: “Alles klar! Stürzen wir uns in den Kampf!” — Was in den nächsten Minuten passierte, hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten; und es ist gut, dass nur wenige Vereinsmitglieder und keine Außenstehenden davon wissen… Zwei bis drei meiner Mannschaftskameraden zeigten sich mit der Sitzordnung höchst unzufrieden. Das führte dann zu Szenen, die man eher in einem alten Slapstick-Filmchen erwarten würde, als bei einem Verbandsligamatch, wo erwachsene Leute gemeinsam ihrem liebsten Hobby nachgehen wollen. “Jetzt hast du´s einmal durchgehen lassen. Beim nächsten Mal will dann irgendwer, dass alle Tische kreuz und quer im Raum verteilt werden”, unkte ein Mitspieler. Ein spielstarker FM aus der ersten Mannschaft fühlte sich unwillkürlich an eine berühmte Szene aus dem Thriller “Knight Moves” erinnert, als ich ihm später davon erzählte…

10:00 Uhr: Schon zu Beginn wiesen uns die Wolfenbütteler darauf hin, dass wir den Punkt an Brett 5 kampflos für uns verbuchen können. Ein bemerkenswert faires Verhalten unserer Gäste! Da die Gäste aus der Lessingstadt außerdem ohne ihr etatmäßiges erstes Brett angetreten waren, wuchs allmählich die Hoffnung auf eine kleine Überraschung. Zunächst musste aber - zumindest bei mir und Sven! - der Ärger über einige Stunden Vorbereitung heruntergeschluckt werden, die nun natürlich völlig für die Katz’ gewesen waren. Hätte ich ein Gedächtnis, würde vielleicht einer meiner kommenden Spielpartner Opfer meiner Präparation, aber so…

11:00 Uhr: Stefan meldete nun offiziell seinen kampflosen Punkt! Zu diesem Zeitpunkt sah es an mehreren Brettern nicht besonders gut für uns aus, was jedoch nur meine subjektive Meinung war, die vom Computer mit Leichtigkeit widerlegt wurde. Wahrscheinlich habe ich den an fast allen Brettern favorisierten Gästen ein paar unangebrachte Bonuspunkte bei meiner in letzter Zeit ohnehin nicht besonders treffsicheren Stellungseinschätzung zukommen lassen. Nur um Kosche musste man sich ernsthafte Sorgen machen… Ach so! — Ich selbst habe mich ausgangs der Eröffnung in eine unangenehme Situation gebracht, die sich im Laufe der kommenden Stunden nur unwesentlich verbesserte.

13:35 Uhr: Andreas schaffte mit Schwarz ein erfreuliches Remis gegen Jürgen Pölig. Einem von Jürgens Lieblingssystemen standgehalten zu haben sollte unserem siebten Brett Auftrieb für die kommenden Kämpfe geben.

13:55 Uhr: Herbert machte bereits seinen zweiten vollen Punkt in dieser Saison! Allerdings hatte Mister-Hundert-Prozent einige schwierige Momente zu überstehen… Genau wie der Berichterstatter, dem es ohne die Hilfe des oben erwähnten FMs wohl kaum gelungen wäre, Herberts Hieroglyphen zu entschlüsseln, damit die Partie in unsere Datenbank gelangen konnte.

Fast gleichzeitig verlor Kosche gegen Martin Panskus. Hoffentlich hat unser drittes Brett nicht wirklich jedesmal Remis anzubieten gewagt, wenn es auf seinem Formular vermerkt ist. M.E. stand Kosche nach der Eröffnung recht gut, hat sich dann aber leider das Heft aus der Hand nehmen lassen und stand die ganze Zeit unter enormem Druck.

13:58 Uhr: Volker bot “erfolgreich” Remis gegen Wolfgang Klettke an! Wenn Volker tatsächlich der Meinung gewesen sein sollte, dass er am Ende Vorteil hatte, dann bin ich der Meinung, dass dieses Remisangebot unverständlich ist… Aber es ist alles in Ordnung: Volker hatte objektiv keinen nennenswerten Vorteil und kann sein Remis als kleinen persönlichen Erfolg verbuchen.
Spielstand: 3 - 2.

14:01 Uhr: Sven gab Dauerschach gegen Peter Oppitz! Beim Kiebitzen an meinem Nebenbrett hatte ich lange Zeit das Gefühl, dass Sven Probleme habe. Unser Spitzenbrett wies diese Behauptung weit von sich, sodass ich gespannt bin, wie er die Lage nach Konsultation seiner technischen Hilfsmittel einschätzen wird.

14:02 Uhr: Bernie musste sich Prof. Dr. Kraft geschlagen geben! Welche gewaltige Autorität der Wolfenbütteler ausstrahlt kann man ermessen, wenn man sieht wie sich selbst ein erfahrener Haudegen wie Bernie nicht traut, einen en prise gelassenen Turm wegzunehmen und damit wahrscheinlich einen verdienten Punkt einzusacken! “Er wird sich schon was dabei gedacht haben…”, versuchte sich unser viertes Brett zu rechtfertigen.

14:15 Uhr: Sven Dörge-Koch schießt die Wolfenbütteler erstmals in Führung und damit zum Sieg! Dass seine Technik im Turmendspiel zu wünschen übrigließ und er mir noch eine fast zufällige Chance zum Remisieren gab - die ich selbstverständlich nicht ergriff! - ist für den Berichterstatter natürlich kein echter Trost…
Endstand: 3,5-4,5

Unser Kampf gegen den Abstieg beginnt jetzt!!!

8 Kommentare to “Die Dritte gegen Wolfenbüttel”

  1. Bernd Kimmicham 04 Nov 2010 um 06:57

    Otti, du bringst mit dem Bericht es auf den Punkt:
    Spielen gegen den Abstieg.
    Doch wird es soweit nicht kommen…Auch Schalke steht hinten drin doch haben sie das Potenzial unten rauszukommen.
    So wird es uns auch gehen; mit Potenzial und einem guten Trainer–brauche dringend Taktiktraining: Schutz des eigenen Monarchen.

  2. ottiam 04 Nov 2010 um 08:19

    @Andy oder Fabian: Hieroglyphen! Bitte ändere das einer… . Das ist der Beweis, dass ich beim Schreiben kein Wörterbuch verwende;)

  3. Stefan Breueram 04 Nov 2010 um 17:51

    @Otti: In welchem Verein genau gibt es denn spielstarke FMs in der Ersten?

  4. Ottiam 04 Nov 2010 um 20:52

    Der Betreffende bat mich tatsächlich darum, das Adjektiv wegzulassen;)

  5. Besucheram 04 Nov 2010 um 21:51

    @Stefan Breuer: Mir fallen auf Anhieb mehrere Vereine ein, wie z.B. Tempo Göttingen oder der Hamelner SV. :-)

  6. Andyam 04 Nov 2010 um 23:06

    @Otti: Schade, dass du zum 9:45-Abschnitt keine Fotos gemacht hast ;) Vor Spielbeginn spricht sowieso nichts dagegen, aber auch während der Partie dürfte eine einfache Digitalkamera wohl kaum unter “elektronische Kommunikationsmittel” fallen. Man muss ja nicht das Handy nehmen ;)

    Um mal Bernie beiseite zu springen: der Turm war ja nicht en prise “gelassen”, sondern gerade eben von Schwarz nach f5 en prise gestellt worden, und auch nicht einfach so, sondern mit einer zweizügigen Mattdrohung. Dass man ihn hätte nehmen können, ist dann natürlich wieder eine andere Geschichte, aber da ist der Trainingsbedarf ja schon erkannt ;)

    @Besucher: Sobald Stefan L. mit der Vorbereitung auf mich fertig ist, wird er uns sicherlich darüber aufklären, ob “spielstarker FM” eher ein Oxymoron oder eher eine Contradictio in adiecto oder doch nur ein Lapsus war ;) Wenn man “spielstark” aus der Warte von Nigel Short betrachtet: “weak players are not good at that sort of thing” - “Schwache Spieler (2438er) verstehen solche Feinheiten nicht” :)

  7. Fabianam 05 Nov 2010 um 14:44

    Pleonasmus oder Tautologie kann man jedenfalls definitiv ausschließen :)

  8. volkeram 07 Nov 2010 um 14:46

    Nicht ich habe Remis angeboten,sondern mein Gegner und aus Zeitnotgründen konnte ich mich nicht am Spielstand orentieren

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