Jan 16 2008

Und ewig kotzen die Pferde

Veröffentlicht von Fabian um 19:24 unter Mannschaft

Der Pokal hat eigene Gesetze – für uns beispielsweise galt dieses wie letztes Jahr: Das erste Heimspiel ist auch das letzte. Schieden wir letztes Jahr immerhin noch gegen einen HSK in recht guter Besetzung aus, war es dieses Jahr der Bezirksklassenverein SV Springe. Beim 2:2 sah uns die Berliner Wertung hinten, wobei man dazu allerdings sagen muss, dass wir durchaus auch 1,5:2,5 hätten verlieren können. Um die Qualität unserer Partien zu illustrieren, habe ich mir die Freiheit genommen ein Bild einzufügen:

Die Szenerie zu Beginn: An 4 Norwin gegen Engelking, DWZ-Differenz 177 Punkte zu unseren Gunsten. An 3 Ernst gegen Jonas Mätzig, DWZ-Differenz 316 Punkte zu unseren Gunsten. An 2 André gegen Amm, DWZ-Differenz 378 Punkte zu unseren Gunsten. An 1 meine Wenigkeit gegen Edel, DWZ-Differenz 283 Punkte zu unseren Gunsten.

Die Partieverläufe: Während Norwin mit Schwarz einen Vorstoßfranzosen mit vertauschten Farben aufs Brett zaubert, in dem sich sein Gegner mit den weißen Farben nicht sonderlich vertraut mit den Ideen dieser Eröffnung zeigt, entscheidet sich Ernst mit der Greco-Variante im Italiener für ein Bauernopfer. Nachdem sein Gegner eine minderwertige Antwort wählt, macht Ernst zwei Bauernopfer draus und erreicht eine sehr bequeme Stellung mit fett Initiative.

Auch Andrés Gegner kommt uns entgegen und bittet mit seinem Eröffnungsspiel gegen den Vierbauern-Angriff im Königsinder um Bestrafung. Aus der Eröffnung heraus dem Gegner aufs Maul – das hat man schon oft von André gesehen; bis hierher also Grund zu ungebremstem Optimismus, obwohl mein Gegner mit Weiß meinen Stonewall mit einem eigenen Stonewall-Aufbau beantwortet, was es für mich schwierig macht, Action irgendeiner Art aufs Brett zu bekommen. Um es vorweg zu nehmen: In dieser Partie geschieht nie auch nur das geringste. Diese Partie ist pure Langeweile. Das einzig positive an dieser Partie ist, dass sie Jü einen Anreiz gegeben hat, wieder mal ein Vereinsturnier mitzuspielen („Wenn es so einfach ist, gegen dich remis zu spielen …“).

An den anderen Brettern dagegen passiert in den nächsten Stunden einiges: Norwin gewinnt einen Bauern, und sein Gegner lehnt effektives Gegenspiel ab – gute Stellung für uns. Ernsts Spiel ist nicht pointiert genug, um die Kompensation für seine zwei geopferten Bauern in Greifbares zu transformieren, und er gerät in Schwierigkeiten – schlechte Stellung für uns.

André steht immer etwas besser, es gibt aber keinen Totschlag. Bemerkenswert das zwischenzeitliche Remisangebot seines Gegners: in schlechterer Stellung, mit schlechterer Zeit, und auf Andrés Bedenkzeit. Zug machen, Remis anbieten, Uhr drücken – ist es denn wirklich so schwer, ein regelkonformes Remisangebot zu machen?

In bzw. kurz vor der Zeitnotphase werden alle Partien beendet. Die erste an 3:

Abel gegen Mätzig nach 30.Dh4

In dieser Stellung spielte Mätzig 30. …Sd3?, was natürlich das Dauerschach nach 31. Dxf6+ zulässt. Die Stellung ist völlig gewonnen für Schwarz, und mein Jugendwart hätte mir früher für diese Entscheidung den Arsch versohlt. Dass er aber überhaupt erst in solch eine Stellung gerät, animiert nicht gerade dazu, Ernst auf die Schulter zu klopfen; Sechs, setzen!

Die Schlussstellung meiner Partie spricht Bände; wurscht wer am Zug ist:

Edel gegen Müller nach 37.-Ta8

Zu blöd, irgendwie Gewinnchancen generiert zu haben: Sechs, setzen!

Gute Nachrichten von Brett 4: Norwin prügelt seinen Gegner matt:

Engelking gegen Sauer nach 33.Sc5

Nach 33. … Sd4 34. Tf2 Tg3 verzichtete Weiß in beiderseitig hoher Zeitnot darauf, seine Leiden zu verlängern und spielte 35. Tc1? (statt des besseren, aber natürlich auch nicht ausreichenden 35. Tef1), was 35. … Sxf3+ zuließ. Weiß musste zwischen Pest und Cholera wählen: Qualität auf f3 geben oder – wie in der Partie - Matt nach 36. Kh1 Txh3+ 37. Kg2 Tg3+ 38. Kh1 Tdg8 39. Tff1 Txh3#

Das dicke Ende an Brett 2: André begeht den Doppelfehler:

Zeltwanger gegen Amm nach 39.-Sdc4

Im vierzigsten Zug spielte er hier 40. Lxc4, und neben der Tatsache, dass das die Dame einstellt (40. … Sf3+), fiel seine Platte: Sechs, setzen!

Glückwunsch an Springe, Asche auf unsere Häupter. Üble Vorstellung. Wenn ich daran denke, dass nächsten Sonntag Delmenhorst kommt und der einzige ganze Punkt in diesem Kampf von Norwin – Stammspieler der dritten - kam …

Dunkel machen, liegen bleiben. Habt ihr Alkohol im Haus?

 

SVG Salzgitter DWZ SV Springe DWZ 2:2 (4:6)
Fabian Müller 2255 Thomas Edel 1972 ½:½
André Zeltwanger 2209 Dieter Amm 1831 0:1
Ernst Abel 2080 Jonas Mätzig 1764 ½:½
Norwin Sauer 1918 Michael Engelking 1741 1:0

Gewinnerwartung 3,352:0,648

3 Kommentare to “Und ewig kotzen die Pferde”

  1. Bernd Kimmicham 16 Jan 2008 um 21:49

    cooler Bericht…nach vorne! 1!!

  2. Ernstam 17 Jan 2008 um 10:34

    “Wahrheiten, die man ungern hört, hat man ganz besonders nötig.”
    Jean de La Bruyere frz. Schriftsteller (1645-1696)

  3. […] mit einer DWZ von 1974 zu Buche stand, aber ich als einziger Verbliebener der Versagertruppe vom letzten Jahr erinnerte mich noch gut an die damals vergleichbare Situation: Das 2-2 gegen den SV Springe […]

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