Nov 07 2011

Tabellenführung!

Veröffentlicht von Sven Hagemann um 19:30 unter Mannschaft

Der zweite Spieltag führte uns, die zweite Mannschaft, nach Bad Harzburg. Ich war aufgrund der Tatsache, dass wir ersatzgeschwächt nach Bad Harzburg anreisen mussten, da wir Andy ja vor zwei Wochen an die Erste für deren Kampf in Ülzen ausgeliehen hatten, im Bezug auf unsere Gewinnchancen ja doch etwas skeptisch. Doch in Bad Harzburg bzw. Göttingerode angekommen sah alles schon wieder ein bißchen besser aus: Bad Harzburg trat ebenfalls ersatzgeschwächt an, sie mussten auf ihr etatmäßiges viertes Brett verzichten. Zudem war noch unklar, ob das achte Brett der Harzburger überhaupt kommen würde. Dem war dann nicht so und so schoss uns René nach einer Stunde mit 1:0 in Führung.

11:00 - 1:0 durch René

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Endstellung zwischen Rosenkranz und Ringel ;)

Man kann jetzt natürlich darüber streiten, ob Schwarz in der Schlussstellung wirklich schon auf Gewinn steht. Gerne kann hierüber eine Diskussion, wie von Fabian gewünscht, angestossen werden. Vielleicht ist Fabian ja sogar zu einer ausführlichen Analyse bereit :D. Jedoch die Tatsache, dass René mich, nachdem ich mit meiner Partie fertig war, in einer freien Partie ziemlich vom Brett fegte, lässt mich nicht daran zweifeln, dass wir an diesem Brett an diesem Tag so oder so den Punkt eingefahren hätten.

12:45 - 2:0 durch Sven

Eigentlich hatte ich mich ja schon so auf mein Duell mit Manfred Pape gefreut. Da die Bad Harzburger jedoch auch ersatzgeschwächt waren, musste ich nun mit Hans-Joachim Stillke Vorlieb nehmen. Nun gut, halb so schlimm, so lange es für die Mannschaft gut ist…

stillke-hagemann.jpg
Stillke - Hagemann nach 19.- d5

Ich hatte unsere frühe, kampflose Führung in Absprache mit Detlef (den Andy am Freitag zum “Ersatzmannschaftsführer” berufen hatte) an dieser Stelle zu einem taktischen Remisangebot genutzt. Die Stellung befindet sich wohl im dynamischen Gleichgewicht, wobei aller Voraussicht nach entscheidend sein wird, ob der weiße Königsangriff durchschlägt oder nicht. Sollte er nicht durchschlagen, wird Weiß wohl am Damenflügel überrollt und zusätzlich Probleme mit seiner offenen Königsstellung bekommen. Mein Gegner lehnte das Remisangebot verständlicherweise aufgrund des Mannschaftskampfstandes ab und setzte mit 20. exd5 cxd5 21. cxd5 Sxd5 22. Sxd5 Lxd5 23. Lxd5 Dxd5 24. Se4 fort, in dem Glauben, danach total auf Gewinn zu stehen. Doch seht selbst:

stillke-hagemann1.jpg
Stillke - Hagemann nach 24. Se4

Man könnte tatsächlich glauben, dass es hier keine Rettung mehr gegen das Matt gibt bzw. dass Schwarz hier total auf Verlust steht. Hans-Joachim Stillke hat jedoch wohl 24.- Tb6 übersehen, der den schwarzen Laden gerade noch so zusammenhält und nach dem Schwarz sogar besser steht. Der Clou liegt darin, dass Schwarz die Qualität, die er auf f6 opfern muss, um den weißen Mattangriff zu verhindern, aufgrund der schlechten Stellung der weißen Dame mit Zinsen zurückbekommt. Der weitere Partieverlauf war 25. fxg6 hxg6 26. Sf6+ Txf6 27. gxf6 Lf8 28. Dg5 Sf3+ 29. Txf3 Dxf3 30. Le3 Tc8 31. Tc1 Txc1 und auf das folgende, für Schwarz gewonnene, Damenendspiel hatte Hans-Joachim Stillke dann keine Lust mehr. Aber auch nach anderen Fortsetzungen als 26. Sf6+ steht Schwarz besser, von einem Gewinn jedoch natürlich noch lange entfernt.

13:35 - 3:0 durch Jü

Jü überspielt seinen Gegner Frank Lammers langsam Zug für Zug im Königsinder und so kam es nach 26 Zügen zu folgender Stellung:

lammers-hesse.jpg
Lammers - Hesse nach 26.- Ld8

Bemerkenswert hier ist, dass Schwarz mit nur vier Figuren Druck auf beide Flügel ausübt. Deswegen und natürlich auch auf Jüs Wunsch hin dieses Diagramm. Weiß sitzt auf seinen beiden schwachen Bauern und es ist keinerlei Gegenspiel erkennbar. Nicht verwunderlich, dass die Partie nicht mehr lange dauerte: Nach 27. Sb5 Lxh3 28. Lxh3 Txh3 29. Txh3 Dxh3+ 30. Ke2 g5 31. Db1 g4 32. Sg1 Dg2 gab Frank Lammers mit nur einem Minusbauern auf. Aufgrund dieser Stellung jedoch verständlich:

lammers-hesse1.jpg
Lammers - Hesse nach 32.- Dg2

13:40 - 3:1 bei Walter

Kurz nach Jüs 3:0 hatte Walter dann auch ein Einsehen und gab seine schon lange verlorene Partie auf. Man kann Walter jedoch zugute halten, dass er seine Verluststellung noch lange im Sinne der Mannschaft weitergespielt hat, um uns zumindest moralisch zu unterstützen. Walter kam gegen Roland Dyk bereits ausgangs der Eröffnung in Schwierigkeiten, als er übersah, dass Schwarz die Stellung unter positionellem Vorteil öffnen kann:

konig-dyk.jpg
König - Dyk nach 10.- e5

Dieser positionelle Vorteil verwandelte sich kurze Zeit später dann auch in einen materiellen, als Walter die Dame durch ein Abzugsschach einstellte. Doch Walter kämpfte bis zum Schluss und gab erst auf, als wir mit 3:0 in Führung lagen.

13:45 - 3:2 bei Sebastian

Es war nicht der Tag der Familie König. Die tragische Figur der ersten beiden Spieltage ist dabei Sebastian. Stellte sich im Nachhinein heraus, dass seine Stellung gegen Göttingen wohl doch nicht so gut war, wie er/wir dachte(n), stellte er diesmal in Gewinnstellung einen ganzen Turm ein. Aber alles der Reihe nach. Sebastian versuchte es diesmal, wie ich beim ersten Mannschaftskampf gegen Göttingen, mit dem Wolga-Gambit. Dabei kam es nach 14 Zügen zu folgender Stellung:

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Geers - König nach 14. g4

Auch vor dem 14.ten weißen Zug steht Schwarz schon sehr angenehm, 14. g4 stellt jedoch einfach die ganze Partie ein. Die richtige, auch von Sebastian gewählte, schwarze Fortsetzung ist 14.- Se5. Bernhard Geers sucht in Verluststellung sein Heil in Verwicklungen, in dem er eine Figur opferte und es zu folgender Stellung kam:

geers-konig1.jpg
Geers - König nach 24. Dxe6

Bernhard Geers wollte Sebastian hier nach 24.- Ta1+ nach eigener Aussage die Hand zur Aufgabe reichen; Sebastian übersah jedoch, dass sein Turm hängt und zog 24.- exd6 und traute nach 25. Dxa2 seinen Augen nicht. Die Tatsache, dass die Stellung trotz des Turmeinstellers noch nicht total verloren ist, zeigt, wie gewonnen die Stellung für Sebastian gewesen sein muss. Jedoch schaffte Sebastian das Umschalten von auf Gewinn spielen in irgendwie doch noch ein Remis zu sichern nicht, was jedoch aufgrund des Geschehens auf dem Brett durchaus nachvollziehbar ist.

13:50 - 4:2 durch Jörg

Jörg profitierte von einem Einsteller seines Gegenübers Achim Stanke in folgender Stellung:

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Buchweitz - Stanke nach 28. Kh1

Jörg hatte hier gerade 28. Kh1 gespielt, damit nach 28.- Sc3 29. De1 der Turm auf e2 nicht mit Schach hängt. Achim Stanke tappte in die Falle und zog trotzdem 28.- Sc3 um dann nach 29. De1 zu bemerken, dass er gerade eine Figur eingestellt hat. Die Verwertung dieses Vorteils machte Jörg keine große Mühe mehr, zumal Achim Stanke nicht mit Minusfigur spielen wollte und nach 29.- axb3 30. cxb3 Sxe2 31. Dxa5 lieber mit Dame gegen Turm weiterspielte. Auch, wenn die Stellung ohne den Einsteller 28.- Sc3 sicher besser für Schwarz sein mag, ist es noch ein weiter Weg bis zum Sieg. Zudem ist das dann eben ausgleichende Gerechtigkeit zu der unglücklichen Niederlage von Sebastian.

13:55 - 4½:2½ durch Detlef

Detlef nutzte seine Position der Stärke und den Umstand, dass Jörg gerade eben gegen Achim Stanke gewonnen hatte, zu einem Remisangebot an Manfred Pape:

spandlowski-pape.jpg
Spandlowski - Pape nach 47. Kh2

Da hier nur Weiß auf Gewinn spielt war Manfred Pape trotz des Mannschaftskampfstandes sogar mehr oder weniger gezwungen Detlefs Remisangebot anzunehmen. Im Nachhinein hat sich Detlef sogar ein bißchen über sein Remisangebot geärgert, da er die Stellung ja problemlos ohne Verlustgefahr hätte weiterspielen können. An seiner Stelle würde ich mich jetzt aber nicht so sehr krämen, denn die Endstellung ist jetzt nicht so klar gewonnen, zudem hat Detlef während der Partie die ein oder andere gute Möglichkeit nicht genutzt, den vollen Punkt einzufahren. Was jedoch seine Leistung nicht schmälern soll, denn es war Manfred Pape der eigentlich die ganze Partie über um das Remis kämpfen musste…

14:00 - 5:3 durch Ernst

Kurz vor Ende der ersten Zeitkontrolle hatte Ernst dann das Glück, dass der Mannschaftskampf schon entschieden war und sich sein Gegner Arnim Zander in Zeitnot befand. Hatte dieser drei Züge vorher noch ein Remisangebot von Ernst abgelehnt, so bot er aufgrund seiner Bedenkzeitknappheit nur drei Züge später in folgender Stellung selbst remis:

abel-zander.jpg
Abel - Zander nach 32. Dxc3

Ernst nahm das Remisangebot an, da das entstehende Endspiel vorteilhaft für Schwarz ist und der Mannschaftskampf bereits entschieden war. Der Ausgang dieser Partie war eigentlich die ganze Zeit über offen, typisch eben für einen Sizilianer mit Angriff auf beiden Flügeln.

Beim Verlassen des Bad Harzburger Spiellokals habe ich dann noch ganz leise zu Jü gesagt: “Bis NICHT im nächsten Jahr!”
Damit will ich zum Schluss noch eine Lanze brechen: Wir haben es bereits nach zwei Spieltagen als eins von bisher nur zwei ungeschlagenen Teams an die Tabellenspitze geschafft. Und da keine der anderen Mannschaften so recht die Favoritenrolle auf sich nehmen möchte, verkünde ich hiermit: “WIR WOLLEN AUFSTEIGEN!!!”

3 Kommentare to “Tabellenführung!”

  1. bastelam 08 Nov 2011 um 18:36

    DU DU L I E B E R BAYERN BUB DU !

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  2. Stefan L.am 09 Nov 2011 um 07:03

    Ein paar Beispiele niedersächsischer Sprachkultur:
    - Wir fahren “nach” McDonalds.
    - “Kese” anstatt “Käse”.
    - Fragen ohne Hauptverb: “Kann ich auch eins?”
    We didn´t start the fire. (We = Menschen, die von südlich dem Weißwurstäquator wech kommen).

  3. Bernd Kimmicham 09 Nov 2011 um 07:54

    Jou, een Saarländer meggert ob nen Batsi, een Niedersachse grient ob bede.

    Zum Verständnis:
    Käse ist ein festes Milcherzeugnis, das – bis auf wenige Ausnahmen – durch Gerinnen aus dem Eiweißanteil der Milch gewonnen wird. Milcherzeugnisse zählen in Europa, Nordamerika und Australien zu den Grundnahrungsmitteln. Es ist das älteste Verfahren zur Haltbarmachung von Milch und deren Erzeugnissen

    während:
    Als Kunstkäse, Analogkäse, Käseersatz oder Käseimitat bezeichnet man Imitate von Käse, die nicht oder nur zu einem Anteil aus Milch oder Milchprodukten hergestellt werden. Dabei wird das Milchfett durch andere tierische oder pflanzliche Fette ersetzt, zum Teil auch das Milcheiweiß durch solches anderer Herkunft.

    Vielleicht sollte man zur besseren Unterscheidung den “analogen” als KESE bezeichnen…Grüß Gott!

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