Apr 28 2011

One and a half men am Neckarknie (I)

Veröffentlicht von Fabian um 14:32 unter Turniere

Die sind wirklich gut organisiert hier. Immer genug Brötchen da.

Simon stellt nach dem ersten Turniertag seine Prioritäten klar

 
Das Neckar Open in Deizisau - traditionell über die Osterfeiertage stattfindend - gilt seit vielen Jahren als eines der attraktivsten Schachturniere auf deutschem Boden. Bisher hatte ich mir nie selbst ein Bild machen können, war ich doch die letzten acht Jahre für den Bezirk bei der gleichzeitig stattfindenden LJEM als Betreuer beschäftigt. Für 2011 hatte ich allerdings schon seit längerer Zeit beschlossen, eine Pause einzulegen. Als Simon dann einen Vorabfreiplatz für die DJEM bekam und sich somit nicht über die LJEM qualifizieren musste, lag es nahe, gemeinsam nach Baden-Württemberg zu fahren.

Für noch entwicklungsfähige Spieler (in unserem Fall also Simon, nicht ich) ist das Neckar Open deshalb verlockend, weil im stärksten der drei angebotenen Turniere ein Mindestrating von 1800 Teilnahmebedingung ist und man deswegen tatsächlich die Partienanzahl bekommt, für die man bezahlt hat, anstatt in der ersten Runde und nach der ersten Verlustpartie Gegner zugelost zu bekommen, die 500 Ratingpunkte weniger haben als man selbst.

In der ersten Runde überlebte Simon leider nicht wirklich die Eröffnung gegen die spätere Damenpreisgewinnerin WGM Majdan-Gajewska. Ich startete mit einem Arbeitssieg:

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Müller-Stratonowitsch nach 31…Te8-e5

Bei knapper werdender Zeit hatte mein Gegner nach haufenweise guten Zügen endlich ein paar schlechtere gefunden. Der letzte verliert einen Bauern, aber nur, weil Weiß die Abwicklung in ein gewonnenes Bauernendspiel zur Verfügung steht: 32.Txe5 fxe5 33.Dxe5 dxe5 34.Txd8 Tf7 35.Sc5 nebst Se6 oder Sd7 nebst Generalabtausch auf f8 zum richtigen Zeitpunkt; 1-0,44.

In Runde zwei folgten bei uns beiden Pflichtsiege, lustigerweise mit der gleichen Farbe und der gleichen Eröffnung. In Runde drei ließ ich mich dann ziemlich kampflos von Arik Braun verprügeln; Simon geschah das gleiche gegen einen taktisch versierten Schweizer. Dieses Finish hätte ich gerne gezeigt, aber leider hat Simon mir nur sechs seiner neun Partieformulare aushändigen können (”die anderen sind in irgendeiner Hosentasche”), und mein Gedächtnis - naja. Also weiter zu Runde vier.

knopf-tennert-nach-24sc3-a2.jpg
Knopf-Tennert nach 24.Sc3-a2

Simon nutzte hier die Chance zu einer vorteilhaften Abwicklung: 24…Sxh3+ 25.gxh3 Txf2 26.Dxf2 Le3 und nun machte es Weiß einfach und spielte 27.Dxe3?? anstatt mit 27.Lg3 die Dame zu decken; nach einigen weiteren Zügen hieß es 0-1.

Mein Scheveninger sollte nicht mein letzter in diesem Turnier sein:

englmeier-muller-nach-25lg2-h3.jpg
Englmeier-Müller nach 25.Lg2-h3

Den Äußerungen meines Gegners zu entnehmen, hielt er 25…Tcd8 für einen Einsteller. Ich hatte mir eher über die Ablehnung des Qualitätsopfers Gedanken gemacht, aber es kam 26.Lb6 De7 27.Lxd8 Dxd8 28.Lg2 Dxg5 29.Txd6

englmeier-muller-nach-29td1xd6.jpg

Jetzt spielte ich viel zu schnell 29…Lf8 mit der Idee 30.Turm irgendwohin Lc5 31.Dxc5 Sf3+ und Gewinn. Dummerweise hat Weiß gleich zwei Verteidigungen. Sofort 29…De7 30.Tdd1 (30.Tfd1 Sg4 ebenfalls mit großen Problemen auf den schwarzen Feldern) 30…Sg4 31.Dg3 f5 32.exf5 Dc5+ 33.Kh1 Lxg2+ 34.Dxg2 Se3 hätte z.B. zum Qualitätsrückgewinn geführt, die Partiefortsetzung 30.h4 De7 behielt die Qualle, aber beließ immerhin auch die schwarze Kompensation (0-1 irgendwann jenseits der 60 Züge; meine Notation ist nicht vollständig). Statt 30.h4 wäre übrigens auch 30.Dd2 möglich gewesen.

Kurz vor Halbzeit stand Simon also bei akzeptablen 2 und ich bei 3 aus 4. Alle Pflichtsiege eingefahren, immerhin eine ordentliche Basis für die verbleibenden fünf Runden. Über die gibt es in Bälde den zweiten Teil dieses Berichts…

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