Jan 16 2011

Es hätte alles auch ganz anders kommen können…

Veröffentlicht von Andreas Klein um 07:57 unter Mannschaft

Otti: “Das sieht souverän aus!”

Welche Punkteverteilung sollte man als unvoreingenommener Beobachter bei normalem Verlauf aus den folgenden drei Stellungen erwarten?

Andy nach 28. Kd1xe2
Brett 2: Andreas Klein - Bernhard Geers nach 28. Kd1xe2

Siggi nach 34. Lg2xe4
Brett 3: Achim Stanke - Siegfried Lau nach 34. Lg2xe4

Sebastian nach 27. Te1xe5
Brett 4: Sebastian König - Frank Lammers nach 27. Te1xe5

Ein Mannschaftssieg gegen die erste Mannschaft des SK Bad Harzburg mit drei Siegen und fünf Unentschieden macht auf den ersten Blick tatsächlich einen souveränen Eindruck. Wenn man aber das oben abgebildete 0:3 auf den Brettern hatte und daraus 2,5 Punkte holt, dann kann man wohl Ottis Urteil dahingehend relativieren, dass die Höhe des Sieges den Spielverlauf nicht unbedingt vollständig widerspiegelt.

Die erste Entscheidung des Tages ereignete sich um zehn vor Eins am ersten Brett, wo sich Dietmar und Arnim Zander friedlich Remis trennten. Nach 12 Zügen waren die Springer vom Brett, bis zum 19. Zug folgten die Türme. In der verbliebenen symmetrischen Stellung (mit vier e-Bauern!) waren Gewinnversuche ohne inkorrekte Bauernopfer nicht gut möglich.

In der folgenden Stunde dümpelte der Mannschaftskampf so vor sich hin, um dann in einem Wimpernschlag zur Entscheidung zu kulminieren. Allerdings geschah nur auf der Spielberichtskarte nichts, auf den Brettern spielten sich hingegen teils heftige Szenen ab. Wie in so vielen Wettkämpfen gab natürlich die Zeitnotphase den Ausschlag, diesmal wurden aber die meisten Partien fast gleichzeitig innerhalb nur weniger Minuten beendet. Die nächsten vier Ergebnisse kamen innerhalb von nur ca. drei Minuten:

Zunächst gewann Jü im 29. Zug auf Zeit, allerdings wäre die Stellung auch so geregelt gewesen, denn Roland Dyk hatte bereits im 10. Zug ohne Kompensation einen Bauern hergegeben. Auch unser zweiter ganzer Punkt war ein Sieg auf Zeit, Achim Stanke hatte ebenfalls die Uhr vergessen. Wie man an der oben abgebildeten Schlussstellung(!) erkennt, kann sich Siggi allerdings über diesen Ausgang der Partie nicht beklagen. Er hatte schon recht früh und recht optimistisch zwei Bauern gegeben, der erhoffte Angriff schlug dann aber nicht richtig durch. Diesen unerwarteten Punkt nutzte Ernst, um seine ausgeglichene Partie gegen Manfred Pape unmittelbar danach zum 3:1 Remis zu geben. Aus einer typischen Gurgenidsestellung hatte Ernst den schlechten schwarzfeldrigen Läufer übrig behalten, was hier aber durch Druck in der halboffenen a-Linie kompensiert wurde. Kurz darauf stellte Boris seine Gewinnversuche gegen Hans-Joachim Stillke ein. Hier hatten wir lange Zeit auf mehr gehofft, weil Boris die optisch sehr viel aktivere Stellung vorzuweisen hatte. Allerdings war das Material bis auf jeweils einen schwarzfeldrigen Läufer und fünf Bauern reduziert und trotz des viel besseren Läufers fand der König von Boris keinen Durchbruch ins gegnerische Lager.

Die endgültige Entscheidung ereignete sich nur zehn Minuten später in meiner Partie. In der oben abgebildeten Stellung ließ Bernhard Geers den sofortigen Gewinn 28.- Te8 aus und sackte stattdessen mit 28.- Txh5 den hängenden Bauern ein. Das hätte ich laut Kiste mit 29. Tc7! Te8+ 30. Le7+ nebst leicht vorteilhafter Stellung ausnutzen können. Da das in Zeitnot viel zu langzügig war, stellte ich lieber mit 29. Te5 eine einzügige Drohung auf, die mit 29.- f6 nebst glatter Gewinnstellung vernichtend abzuwehren gewesen wäre. Anstelle dessen folgte einen Zug zu spät 29.- Te8, was zu 30. Le7+, der Aufgabe von Schwarz und einem sehr glücklichen 4½:1½ für uns führte.

Kurz darauf einigte sich Lars mit Harald Merz auf Remis. Lars war ausgangs der Eröffnung unter Druck geraten, konnte sich dann aber schön befreien und mit dem Vorstoß seines f-Bauern die Stellung ausgleichen. Beim Stand von 5:2 dauerte nur Sebastians Partie gegen Frank Lammers über den 40. Zug hinaus und selbst das nur zwei Züge lang. Sebastian hatte ein chancenreiches Gambit gespielt, ließ sich dann aber zu einer allzu optimistischen Opferorgie hinreißen. 26. Ld3xb5 Sd7xe5 und 27. Te1xe5 waren ein wenig zu viel des Guten, was aber natürlich mit der Kiste bewaffnet leicht gesagt ist. In der oben gezeigten Stellung nahm Schwarz aus unerfindlichen Gründen nicht mit 27.- Txe5 den Turm, wonach die Kiste nichts mehr von der weißen Stellung hält. Stattdessen geschah 27.- Kb8 und nach einigen weiteren taktischen Scharmützeln einigte man sich auf Remis in einer Stellung, in der Sebastian zwar nur den Turm gegen Springer und Läufer besaß, was aber von seinem entfernten h-Freibauern ausreichend kompensiert wurde.

Über ein deutliches 5½:2½ kann man sich ja grundsätzlich nicht beklagen, hier hätten aber die drei gezeigten Partien das Ergebnis fast genau umgedreht. Sollen die jetzt doch noch verbliebenen vagen Aufstiegsambitionen weiterhin erhalten bleiben, so müssen wir aber wohl eine Leistungssteigerung hinlegen, denn einen Großteil unseres diese Saison verfügbaren Glücks haben wir gegen Bad Harzburg bereits aufgebraucht.

2 Kommentare to “Es hätte alles auch ganz anders kommen können…”

  1. M. Papeam 26 Jan 2011 um 10:30

    Andreas, Deinem objektiven Bericht ist nichts hinzuzufügen…!
    Gruß
    Manfred

  2. want Ex Backam 12 Jan 2020 um 09:03

    want Ex Back…

    Schachvereinigung Salzgitter e.V. » Es hätte alles auch ganz anders kommen können……

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