Dez 05 2010

Glatt back aus Gladbeck

Veröffentlicht von Stefan Breuer um 17:46 unter Überregional

Entschuldigung, aber dieser unterirdische Kalauer drängt sich einfach auf, wenn man heute mit dem Auto quer durch die Republik gefahren ist. Höhepunkt der Tour waren zweifellos die 20 Minuten, in denen ich zusammen mit zahlreichen Leidensgenossen auf der A2 die beiden Schneepflüge jagen durfte, die mit 52 km/h eine knappe halbe Stunde vor mir herfuhren, bis ihnen offensichtlich das Streusalz ausging. Zeit genug also, um meine vierte Teilnahme bei der Deutschen Blitzeinzelmeisterschaft noch einmal Revue passieren zu lassen …

Die Betrachtung des Teilnehmerfeldes ließ bereits im Voraus erahnen, dass es für mich kein Spaziergang werden würde, standen doch mit GM Jan Gustafsson und GM Daniel Fridman zwei ehemalige (oder: bald wieder?) Nationalspieler auf derListe. An solchen Tagen braucht man eben auch etwas Glück, was mir von Anfang an nicht hold war. Bereits die Auslosung ließ das Schlimmste befürchten: Von den 31 Partien musste ich 16 mit Schwarz bestreiten, was auf meinem Niveau und natürlich gerade beim Blitzen von erheblicher Bedeutung ist. Darüber hinaus traf ich gleich in der ersten Runde auf Gustafsson, der somit das Glück hatte, mich “kalt” zu erwischen. Die wichtigste Phase dieser turnierentscheidenden Begegnung wurde fototechnisch dokumentiert (Viele Bilder gibt es hier zu sehen,  Bild 8 von 57) und zeigt meinen Gegner kurz vor der Ausführung des Zuges d5 dxe5, der meinen positionellen Kaltstart-Fehler … Te8 in  dieser königsindischen Standardstruktur sofort ausnutzt. Zwar konnte ich mich noch in ein Turmendspiel mit 2 Bauern gegen 4 Bauern auf einem Flügel, von denen zwei ein isolierter Doppelbauer waren, retten (Bild 16), aber auf dem Niveau dieser beiden Kontrahenten ist eine solche Stellung natürlich nicht zu halten. Nach meinem Pflichtsieg gegen IM Reich in Runde 2 traf ich dann - natürlich erneut mit Schwarz - auf Vlastimil Hort (Bild 36). Nach dieser nicht eingeplanten weiteren Königsindisch-Niederlage gegen den ehemaligen WM-Kandidaten und Turniersenior wurde mir klar, dass es mit dem Titel schwierig werden würde. Nach einem kurzen Zwischenspurt stand ich zwar bei 4 aus 11, verlor aber dann mit der unerwarteten (natürlich: Königsindisch!) Schwarz-Niederlage gegen GM Fridman jegliches Interesse an diesem Turnier. Ich sammelte zwar lustlos noch ein paar Punkte ein, verlor dann später aber nicht nur gegen den an 3 Gesetzten IM Hausrath, sondern nach den Pflichtsiegen gegen GM Hoffmann und GM Siebrecht sogar noch gegen GM Rabiega. Als Krönung des Ganzen produzierte ich in der Schlussrunde im “Duell der Enttäuschten” gegen den Titelverteidiger und elfmaligen Gewinner dieser Veranstaltung, GM Klaus Bischoff, sogar noch eine Weiß-Niederlage …

Nein, dieses Turnier möchte ich möglichst schnell vergessen, denn “Minus 3″ sind in diesem Feld natürlich vollkommen inakzeptabel. Glückwunsch dennoch an den Turniersieger, der mit soliden 28/31 überzeugend gewann und das Turnier auf seiner Homepage ebenfalls nachbetrachtet. Angewidert von meiner eigenen Leistung lehnte ich auch sämtliche Interviewfragen der lokalen Presse ab, so dass die Medien sich neben dem Turniersieger mit den Äußerungen des Drittplatzierten IM Ilja Schneider sowie der Lokalgröße GM Siebrecht begnügen mussten.

Bleibt der Dank an den ausrichtenden Vereinen (Gute Spielbedingungen, zahlreiche Zuschauer, tolles Hotel) sowie den Bundesturnierleiter, Herrn Alt.

P.S.: Es war ein geiles Turnier!!! Insbesondere bei Bild 36 musste ich, als Schachhistorie-Interessierter, zweimal hinsehen, ob das wirklich ich bin, der da auf der anderen Seite des Brettes sitzt, der - äußerst sympathischen - Legende “gägänübar” …

2 Kommentare to “Glatt back aus Gladbeck”

  1. Sebastianam 05 Dez 2010 um 18:31

    Naja, wenigstens mal ein arroganter Salzgitteraner, der auch seine Grottenturniere veröffentlicht.

  2. Marco Drewesam 19 Dez 2010 um 00:18

    Klasse Stefan, sowhl für deine Leisung als auch für deinen super Bericht!!! :-)

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