Okt 14 2010

BEM 2010: Optimum im Meisterturnier

Veröffentlicht von Fabian um 01:26 unter Turniere

Sie spielen taktisch gut, obwohl sie ohne Taktik spielen.

Udo Lattek
 

Das erfolgreiche Abschneiden all unserer Vertreter im Meisterturnier ist ja schon in diversen Kommentaren thematisiert worden. Hier ein paar Streiflichter sowohl positiver als auch negativer Natur. Einzelergebnisse sind der Kreuztabelle auf www.bezirksspielleiter.de zu entnehmen.

Starten wir mit Otti, dem Drittplatzierten. Seine Auftaktpartie ließ nichts Gutes erahnen, zumal ihm Negativserien nicht ganz fremd sind. Sie erwies sich aber lediglich als kleine Irritation, die so oft von Fußballtrainern geforderte “Reaktion” folgte gleich in Runde zwei:

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Runde 2: Othmer - Peter nach 22…Ta8-b8

23.Sf6+! Lxf6 23…gxf6 24.gxf6 Lxf6 25.Tdg1+ nebst Zeropferung auf g6 oder g7 oder beidem. 24.gxf6 g6 Die weißen Drohungen sind zu stark, und Schwarz kann keine unmittelbaren Gegendrohungen aufstellen. Auf 24…Dxa2 kommt einfach 25.Tdg1; 24…Tb7 u.a. mit der Idee, den f7 zu decken, scheitert nach 25.Tdg1 g6 26.hxg6 hxg6 (26…fxg6 27.f7+ Txf7 28.Sxf7 Kxf7 29.Txh7+ Sxh7 30.Dxg6+ Ke7 31.Dxh7+ Kd8 32.Da7 mit entscheidendem Angriff) an der simplen Verdoppelung auf der h-Linie. 25.hxg6 Sxg6 26.Sxg6 fxg6 27.f7+ Kxf7 28.Txh7+ Kf6 29.Lf4 1–0

Otti ist wohl der einzige Teilnehmer des Turniers, der von sich sagen kann, die beiden Setzlisten- und Ranglistenersten auf der Pfanne gehabt zu haben. Sein positiver Trend wurde in unserer Partie von ihm selber gestoppt:

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Runde 4: Mueller-Othmer nach 55.Tf8-f6

Das erste Mal seit dem 17. Zug, dass ich auf Remis stehe! Da mir das Ergebnis nach einem solchen Partieverlauf wie ein Sieg vorkam, fand ich die Stellung auch lustiger als wahrscheinlich Otti. Schwarz ist völlig gebunden und kann trotz zweier Mehrbauern nicht gewinnen, weil auf 55…e5 sowohl 56.Lxd5 als auch 56.Td6 Remis halten. Es folgte noch 55…Tg5+ 56.Kf1 Te5 57.Kf2 Kd4 58.Txf3 Tf5 mit Remis.

Gegen Simon vergab Otti in der folgenden Runde sogar den ganzen Punkt:

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Runde 5: Othmer - Tennert nach 27…Tf8-e8

Otti hatte mörderischen Angriff erlangt, nachdem Simon die Eröffnungs- und frühe Mittelspielphase, sagen wir mal, kreativ behandelt hatte. Mit 28.Dxh7+ spielte er nun aber nicht den stärksten, obwohl er 28.Td5 mit der gleichen Idee wie in der Partie gesehen hatte. Nach z.B. 28…Db6 29.Dxh7+ Kf8 30.Sf4 kann Schwarz den Springer nicht nehmen: 30…exf4 31.Tf5+ Ke7 32.Dxg7+ Kxe6 33.Df7#. Andere Verteidigungen funktionieren - wenig überraschend - auch nicht. Nach 28…Kf8 29.Sf4 exf4 30.Th5 stand Simon allerdings der Hammer 30…Dd4! zur Verfügung. Schwarz deckt damit nicht nur den Läufer auf g7 und das Feld f6, sondern droht auch noch zwei Matts auf b2 und d1. Otti gab noch ein paar Schachs, musste dann aber die unnötige Niederlage quittieren (0–1,38).

Simon landete auf dem zweiten Platz und errang auf verschiedene Weisen seine Punkte. Zu Kampfgeist und taktischem Geschick wie gegen Otti gesellte sich die Fähigkeit, Gegner strategisch zu überspielen:

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Runde 2: Tennert - Buchholz nach 12…Sg8-e7

Die schwarze Partieanlage war einigermaßen fragwürdig, und Simon fand jetzt das starke Manöver 13.Sh3! Dc7 14.Ld2 Ld7 15.h5! Sc4 16.Lxc4 dc 17.Sg5! mit klarem Vorteil (1-0,41).

Seine einzige Niederlage erlitt Simon in der dritten Runde gegen mich. Wegen eines sehr gängigen Eröffnungsfehlers kam es leider gar nicht erst zum ersten echten Duell gegen meinen Padawan:

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Runde 3: Mueller - Tennert nach 9.0-0

9…Sg4?? Diese typische Entlastungsidee funktioniert hier nicht (9…Ld7 mit der Idee …Sxd4 nebst Lc6 ist normal), aber wer spielt schon gerne gegen den eigenen Trainer? 10.Lxg4 Lxg4 11.Sxc6 und 1-0, denn Schwarz verliert eine Figur. Witziger Weise ist die Ablehnung des Geschenks mit 11.Dd2?? der laut Powerbook meistgespielte Zug!

Leider schwächelte Simon bei 4 aus 5 stehend in den letzten beiden Runden. Zwei Remis zum Abschluss brachten zwar den zweiten Platz und die Qualifikation zum Meisterturnier der Landesmeisterschaft, bedeuteten aber auch einen Baustopp in letzter Sekunde beim Projekt S 21.

Ich selbst war nicht sonderlich zufrieden mit meinen eigenen Partien. Der überzeugendste Sieg war wahrscheinlich der gegen Reiner Buchholz:

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Runde 5: Mueller - Buchholz nach 18…Tfe8

19.Le3? Ein Fehler, aber die an Unterentwicklung leidende weiße Stellung ist sowieso kein Zuckerschlecken. 19…Ld5 Die materialistische Lösung, das Problem war, dass ich über so viele verlockende Möglichkeiten verfügte. 19…Sxe3 20.Dxe3 Ld5 21.Dc1 Lxg2 22.Kxg2 Sd3 ist angesichts der aktiven schwarzen Figuren und des geschwächten weißen Königs vielleicht noch stärker. Auch über 19…Sa4 und 19…Tad8 dachte ich nach. 20.Dxd5 Sxe3 21.Df3 Sxf1 mit Mehrqualität und Gewinn nach 46 Zügen.

Zum Abschluss die obligatorische Gurke (falls die obige Stellung gegen Otti noch nicht genug war). Meine Partie gegen Twele war vielleicht meine schlechteste überhaupt in diesem Turnier, im folgenden der Höhepunkt:

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Runde 6: Mueller - Twele nach 35…Df6-f3

36.Ld1 Df5 37.Lb3 37.Db4 gefiel mir wegen 37…Tc1 38.Dd2 Db1 nicht. 37…Df3 Nun sollte sich Weiß in die Stellungswiederholung schicken. Wenn man aber trotz der aktiven schwarzen Figuren und wenig eigener Bedenkzeit unbedingt das Remis vermeiden will, kann man das definitiv tun: 38.Td1?? Nicht, dass ich das mit einem sonderlich guten Gefühl gespielt hätte, aber dass das den sofortigen Verlust zur Folge haben müsste, war mir völlig entgangen. 38…Tc5?? 38…Lf5–+; 38…Tc4 39.Lxc4 Dxd1+ 40.Lf1 Lh3 wäre auch schon unangenehm genug. 39.Dd3 Dxd3? 39…Lg4 behält Vorteil. 40.Txd3 Tc1+?! 41.Kg2 (1–0,72)

Ein Kommentar to “BEM 2010: Optimum im Meisterturnier”

  1. Andyam 25 Okt 2010 um 00:42

    Leider sind auch mir bei der BEM keine scharfen Fotos gelungen, aber die halbwegs brauchbaren stehen jetzt auf der Bezirksseite, z.B. auch das SVG-Optimum.

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