Jul 26 2010

2. Dowesee-Schnellschachturnier

Veröffentlicht von Sven Hagemann um 00:15 unter Turniere

Nachdem es am Freitag bei unserem Sommerturnier für mich mit dem dritten Platz ja ganz gut lief, entschied ich mich dann am Freitag abend doch noch kurzfristig dazu am Samstag auch das 2. Dowesee-Schnellschachturnier, ausgerichtet von den Braunschweiger Schachfreunden, mitzunehmen. Spielort war der Hauptschulgarten am Doweseeweg, man spielte dort in einer Art Gewächshaus (http://www.kulturunterglas.de/picture/dowesee01.jpg), wobei das Dach in der Mitte ein bißchen geöffnet war, wodurch man einen Hauch von Freiluftschachatmosphäre hatte. Eben mal etwas anderes.

Nach zwei Pflichtsiegen in den ersten beiden Runden saß ich bereits in der dritten Runde mit Schwarz gegen Ralf Buchholz vom SV Königsspringer Braunschweig an Brett 1. Nach 17 Zügen kam es zu folgender (eine für Schwarz bereits sehr angenehmene) Stellung:

buchholz-hagemann.jpg

Es folgte 18. exf5 (??) e4 und der Rest war eine Sache der Technik (Grüße an Stefan B. ;-)). Logischerweise saß ich damit auch in Runde 4 an Brett 1, diesmal jedoch mit Weiß gegen Frank Herbst vom ausrichtenden Verein, den Braunschweiger Schachfreunden. Frank hatte in der dritten Runde etwas glücklich und zugleich etwas überraschend Schachfreund Matthias Tonndorf vom SC Bad Salzdetfurth geschlagen. Frank opferte in der Partie gegen mich in der Eröffnung einen Bauern für das Läuferpaar und etwas Initiative. Im Laufe der Partie konnte ich jedoch seine Initiative zerschlagen und ihm zusätzlich das Läuferpaar halbieren, so dass es zu folgender Stellung kam, in der mir Frank remis bot:

hagemann-herbst.jpg

Da ich neben dem Mehrbauern jedoch auch noch einen Zeitvorteil von ungefähr drei bis fünf Minuten hatte, stand für mich natürlich gar nicht zur Debatte, das Remisangebot anzunehmen, zumal ich nach der Partiefortsetzung Te7 (!) auch noch über den aktiveren Turm verfügen sollte. Das abgelehnte Remisangebot sollte sich jedoch kurze Zeit später rächen…
Es folgte also wie bereits erwähnt von mir Te7, worauf Frank h5 zog. Hier dachte ich ziehe ich ganz schlau Le5 um den zweiten Bauern zu gewinnen und nahm nach c5 (!) natürlich auch a tempo auf b7… um auf Txb7 sofort aufzugeben. Die erste vergebene Chance an diesem Tag, es sollten noch weitere kommen… aber dazu gleich mehr.

In der fünften Runde musste ich dann wieder mit Schwarz ran und zwar gegen meinen ehemaligen Mannschaftsführer, Mannschaftskollegen und NSV-Präsidenten Michael Langer. Gegen Michael tue ich mich besonders mit Schwarz immer sehr schwer, umso erstaunlicher war es, dass ich diesmal (für meine Verhältnisse) gegen ihn ganz gut aus der Eröffnung kam, dann jedoch durch eine Ungenauigkeit die ganze Zeit eine schlechtere Stellung verwalten und zusammenhalten musste, bis es zu folgender Stellung kam:

langer-hagemann.jpg

Ich dachte, dass meine Stellung hier zumindest wieder ausgeglichen ist, was sie nach Df6 auch gewesen wäre, nicht jedoch nach meiner Partiefortsetzung Dd1. Hier muss ich mich auch nochmal bei Michael für meinen Optimismus entschuldigen, denn auch in der Analyse nach der Partie (die übrigens gleich viel schneller zu Ende war, als ihr alle denkt…) war ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich hier nicht (mehr) schlechter stehe… Michael hatte sogar die um zwei oder drei Minuten bessere Zeit (was ja eigentlich auch ungewöhnlich bzw. eher andersrum ist ;-); aber ich hatte ja auch die ganze Zeit die schlechtere Stellung…), umso erstaunlicher war es für mich, dass er die Partie einzügig mit h6 einstellte, da ich wohl wahrscheinlich sogar auf Zeit verloren hätte. Nach h6 nahm ich das Geschenk natürlich gerne mit Dxg4 an und Michael gab wie ich gegen Frank auch prompt auf. Zu diesem Zeitpunkt stand es also im Kampf der Gerechtigkeit 1:1.

Zur “Strafe” für diesen glücklichen Punkt durfte ich in Runde 6 wieder mit Schwarz spielen und zwar zur Abwechslung mal wieder an Brett 1 gegen den nächsten Frank, und zwar Frank Hartwig, ebenfalls wie Frank Herbst vom ausrichtenden Verein. Aufgrund der Turniersituation lehnte ich in der Eröffnung in symmetrischer Stellung ein Remisangebot ab und opferte eine Qualität für einen starken Freibauern und etwas Gegenspiel. Durch einige ungenaue Züge von Frank (man muss fairnesshalber dazusagen, dass solche Stellungen im Schnellschach immer extrem schwer zu spielen sind) hatte ich bald mehr als Kompensation und es kam zu folgender (Gewinn-)stellung:

hartwig-hagemann.jpg

Ja, ihr werdet es kaum glauben, aber auch das kann man mit Schwarz noch verlieren und ich habe es geschafft… aber um Euch bzw. Eure Nerven nicht allzusehr zu strapazieren behalte ich Euch das wie mal lieber vor, denn das war noch nicht alles… achja, da war ja noch etwas: Kampf der Gerechtigkeit 1:2. Beziehungsweise 2:2? Denn in dieser Partie hatte ich auch meine zweite Chance… ich nahm nämlich in der Diagrammstellung mit der Dame auf c4 und Frank nahm den Turm nicht…

Zum krönenden Abschluss bekam ich dann noch in der letzten Runde den vorhin schon genannten Matthias Tonndorf vom SC Bad Salzdetfurth. Er hatte in der vorletzten Runde gegen FM Prof. Dr. Christian Clemens verloren. Für uns beide ging es also nur noch um die goldene Ananas, denn nur die ersten drei Plätze bekamen Geldpreise. Gegen Matthias hatte ich nochmal Weiß und es kam im Mittelspiel zu folgender Stellung:

hagemann-tonndorf.jpg

Wie ihr sehen könnt, stehe ich hier deutlich besser, wenn nicht technisch sogar schon auf Gewinn (Nochmals einen lieben Gruß an Stefan B. ;-)). Jedoch hatte ich hier mal wieder eine Anwandlung von Genialität bzw. Übermut und meinte auf f6 die Qualität opfern zu müssen, was einfach unnötig und zugleich schlecht ist und dementsprechend logischerweise in einem 0:1 endete. Kampf der Gerechtigkeit 2:3 also. Oder doch 3:3? :D
Am Schluss standen also 4 Punkte aus 7 Partien und ein enttäuschender neunter Platz.

Fazit: Die schachliche Qualität stimmt mich sehr positiv, vor allem vor dem Open diese Woche in Nordhausen, bei dem ich zusammen mit Fabian und Simon unsere Vereinsfarbe rot (T-Shirts ;-)) vertreten werde. Leider habe ich zum wiederholten Male meine Chancen einfach nicht genutzt, denn dann wäre an diesem Samstag wohl auch der richtig große Coup möglich gewesen. Das Turnier gewann übrigens FM Prof. Dr. Christian Clemens punktgleich mit 5,5 Punkten und der besseren Feinwertung vor Frank Hartwig und Frank Herbst, der der Beste einer Reihe von Spielern mit 5 Punkten war (http://www.bsf-online.de/dowesee2010.htm). Insgesamt war es ein sehr schönes, kleines, beschauliches Turnierchen, bei dem ich nächstes Jahr gerne wieder mitspiele. Die Atmosphäre war einzigartig, die Speisen und Getränke waren sehr preiswert (z.B. ein Stück Kuchen für 40 Cent und ein Becher Cola für 40 Cent). Im Gegensatz zur ersten Auflage fiel diesmal auch keine Elektronik aus und das Turnier wurde ohne jeglichen Streitfall reibungslos durchgezogen. Einzig die Auslosung(en) kam(en) mir etwas komisch vor. Jedoch war es ein alles in allem sehr gut organisiertes Turnier, großes Lob hierfür an die BSF. Schade fand ich, dass, obwohl laut Ausschreibung Platz für 50 Teilnehmer gewesen wäre, nur 25 Schachspieler bzw. Schachspielerinnen den Weg zum Hauptschulgarten gefunden haben. Vielleicht wird es ja, sollte es nächstes Jahr eine dritte Auflage geben, dann der ein oder andere mehr. Das Turnier und die Braunschweiger Schachfreunde hätten es auf alle Fälle verdient. Ich auf jeden Fall für meinen Teil werde, wenn ich Zeit habe, wieder mit dabei sein. So, das war’s wieder mal von mir, ich wünsch Euch was und drückt uns bitte die Daumen in Nordhausen! Man sieht sich!

3 Kommentare to “2. Dowesee-Schnellschachturnier”

  1. Stefan Breueram 26 Jul 2010 um 16:48

    Sven, es ist ja wirklich ganz nett, dass man mal wieder etwas Schachliches auf unserem Blog zu sehen bekommt. Da nimmt man auch gern in Kauf, dass vermutlich nicht jedes deiner gezeigten Beispiele Eingang in die Schachlehrbücher finden wird …
    Was mich dann allerdings wirklich erschreckt ist das den dargebotenen Beispielen folgende Fazit: “Die schachliche Qualität stimmt mich sehr positiv […]”
    In Anbetracht der Ankündigung, dass du (auf die gleiche Weise?) “unsere Vereinsfarben” in Nordhausen vertreten willst, werden die Nordhauser Teilnehmer vermutlich schon das Schlottern vor den SVg-Teilnehmern bekommen - bei diesem Qualitäts-Verständnis … :-)
    P.S.:
    1. Warum musstest du unbedingt meinen Namen mit deinen Beispielen in Verbindung bringen?
    2. Für das “Nicht-alle-Chancen-Nutzen, sonst wäre mehr drin gewesen” zahlst du gefälligst ins Schwein ein!

  2. Dieter Kargesam 26 Jul 2010 um 17:13

    Hallo Sven,vielen Dank für Deinen positiven Bericht über unser kleines Schnellturnier.Im Gegenzug möchte ich erwähnen,daß Du nach dem Turnier beim Ab-und Aufräumen kräftig mit angefasst hast.Zur Krönung wurde schliesslich der Turnierleiter sogar noch nach Hause gefahren!Das Fazit daraus lautet:Der Mann kann im nächsten Jahr bei derr Neuauflage des Turniers gerne wieder kommen!!!!!!!!!!!!!MFG Dieter Karges (TL BSF)

  3. Sven Hagemannam 26 Jul 2010 um 19:15

    @Stefan: Ich meine natürlich die schachliche Qualität bis zu den jeweils gröberen Einstellern… bis auf meine Partie gegen Michael habe ich nämlich in den restlichen Partien eigentlich (meiner Meinung nach) ganz ordentliches Schach gespielt und die Partien einzig und allein einfach durch die gröberen Einsteller und/oder Leichtsinn verloren.
    Zu P.S.:
    1. Wer sagt, dass ich Dich mit Stefan B. gemeint habe ;-)?
    2. Wieviel? :D
    @Dieter: Thank you for the compliments…

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