Mrz 18 2009

Die Zweite: Dritte Klatsche in Serie

Veröffentlicht von Michael Othmer um 19:55 unter Mannschaft

Das Leben ist nicht gerecht, und für die meisten von uns ist das gut so.

Oscar Wilde
 

Sonntag, 15.03.09: In Lehrte traten wir zu siebt an. Wir hatten uns eine knappe Niederlage als Ziel gesetzt, weil wir damit nach aller Vorraussicht unser Saisonziel erreichen würden. Hätten wir die gebeutelte Dritte noch weiter ausschlachten müssen? Die einen sagen ja, andere finden unsere Entscheidung richtig. Hier ist nicht der geeignete Platz, polemisches Stroh zu dreschen, aber hinsichtlich der Spielbereitschaft einiger Mitglieder meiner Mannschaft wird sich der bei der JHV zu wählende Spielausschuss gewiss seine Gedanken machen. “In Landes- oder Verbandsligamannschaften Bretter freizulassen kann nicht sein!”. Wahrscheinlich hat Stefan Langenfeld die Sache hier richtig eingeschätzt, aber nachdem wir den unteren Mannschaften in der Vergangenheit so oft wehtun mussten, wollten wir diesmal nicht die Schuldigen sein, wenn der angestrebte Aufstieg der Vierten und Fünften doch nicht klappen sollte, oder die Dritte abermals als Rumpftruppe antreten müsste.

11:00 Uhr: Jolo verlor kampflos an Brett 4 gegen Wilfried Finke. Es soll ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass ihm selbst nichts anzulasten ist. Eine kurzfristig anberaumte OP ist einer jener Fälle von höherer Gewalt, gegen die niemand gefeit ist. Abgesehen davon war unser Doc für diese Saison lediglich als Ersatzmann vorgesehen. Ein kurzer Gruß nach Langenhagen, Wolfenbüttel und Ricklingen: Wir werden diesen Spieler in der neunten Runde nicht einsetzen!

13:55 Uhr: Udo erreichte am Spitzenbrett ein Remis gegen Heinrich Bedürftig. Wären Udos Steine schwarz angemalt gewesen, würde ich seine Partie jetzt loben, aber er hatte Weiß. Das Spiel verlief ereignisarm und unter dem Strich kann Udo mit dem Resultat zufrieden sein. In diesem Augenblick spielten sich an den anderen Brettern Dramen und Tragödien ab, denn es war Zeitnot (Crunchtime, wie man im US-Sport sagt).

14:00 Uhr: Olaf wurde vom Lehrter Mannschaftsleiter, Michael Frodl, gekonnt ausgespielt. Olafs Gegner fand sich in den originellen Stellungsbildern offenbar besser zurecht. Außerdem sah er wohl auch taktisch mehr.

Die Zeitnotphase: An Brett 7 schaffte es Philipps Gegner, eine total gewonnene Stellung in ein immerhin noch vorteilhaftes, aber technisch schwieriges Turmendspiel abzuwickeln. An Brett 8 hatte Sebastian aus heiterem Himmel Gewinnchancen bekommen. An Brett 6 stand Sven nach wie vor schlecht, aber dafür konnte sich Ernst, der ein sehr frühes Remisangebot ablehnte, leichte Vorteile in einem Stellungstyp der Art “viertes Stadium” erkämpfen (Dame + 2 Türme gegen Dame + 2 Türme mit zahlreichen möglichen Übergängen in die “reine” vierte Partiephase oder ein Doppelturmendspiel, was letztlich auch aufs Brett kam). An Brett 5 warf ich wohl den möglichen Sieg weg. In klar besserer Stellung stellte ich schachblind einen wichtigen Bauern ein, wodurch mein Partner plötzlich Gewinnchancen bekam.

14:50 Uhr: Ernst meldete Vollzug! Gunnar Zschischang gab allerdings in einer Stellung auf, die mancher weitergespielt hätte. Es zeugt vom großen Respekt vor seinem Gegenüber, dass er ihm ohne weiteres die Lösung der durchaus noch vorhandenen technischen Probleme zutraute. Unser drittes Brett stand in der Phase vor der Zeitkontrolle sicherlich auch mal schlecht, aber Landesligapartien verlaufen glücklicherweise meistens nicht sehr logisch. Manchmal kann man das Glück mit Kampfkraft erzwingen!

15:15 Uhr: Sven reichte Martin Freystein die Flosse! Unser Mann an Brett 6 hatte mit seinem Eröffnungsexperiment leider keinen Erfolg und hatte trotz zähen, verzweifelten Widerstands kaum eine echte Chance, das Equilibrium jemals wiederherzustellen, das er schuldhaft in der frühen Eröffnungsphase zu seinem Nachteil störte. Nach dieser Partie stand es 3,5 - 1,5 für Lehrte.

15:20 Uhr: Stefan Schmezko erzwang gegen mich den Übergang in ein totremises Turmendspiel. Das damit verbundene Remisangebot konnte ich nicht gut ablehnen, obwohl damit unsere Niederlage besiegelt war, denn Philipp kämpfte voller Energie in einem schlechten Turmendspiel um den halben Punkt. Mehr war dort nicht drin. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Wenn mein Partner gezwungen gewesen wäre zu siegen, hätte er die Partie mit ausgezeichneten Gewinnchancen fortsetzen können; vorausgesetzt, er hätte oben erwähnte Abwicklung vermieden und mit 2 Türmen + 4 Bauern gegen Turm + Springer + 5 Bauern einfach weitergespielt.

15:25 Uhr: Sebastian hat es am Ende doch noch geschafft! Dorothee Schulze musste gegen unser achtes Brett aufgeben. Da Sebastian vergessen hat, mir das Formular zu geben, will ich hier nicht riskieren, Blödsinn zu schreiben. Nur soviel: Wir alle hatten das Gefühl, dass Sebstian im frühen Mittelspiel sehr schlecht stand. Offenbar ist Sebastian immer noch vom Geist der “alten Zweiten” beseelt: Du darfst ruhig schlecht spielen, aber du musst den Gegner vor Probleme stellen, an denen er scheitern kann! Interessant ist vielleicht noch folgende Beobachtung: Wie schon in Berenbostel war es ein Bauer auf a2, der den Gegner (Pardon: Die Partnerin!) in die Knie zwang.
Der Spielstand lautete 4 - 3 für Lehrte.

15:50 Uhr: Philipp erkämpfte sich durch zähen Widerstand einen wohlverdienten halben Zähler! Ehrlich gesagt tat mir unser siebtes Brett ein wenig leid, kämpfte er doch unter Aufbietung sämtlicher geistiger und körperlicher Kraft lediglich für eine Resultatsverbesserung in einem verlorenen Mannschaftskampf. Auf der Rückfahrt nach Salzgitter fuhr Philipp bei mir mit. Einige verstohlene Blicke in den Rückspiegel überzeugten mich davon, wie diese Partie den jungen Mann erschöpft hatte. Hut ab!
SK Lehrte - SVg Salzgitter II 4,5 - 3,5.

Beim Italiener erfuhren wir dann die besten Nachrichten des Tages: Die Vierte = Aufstieg! Glückwunsch Raggazzi!! Die Fünfte = Aufstieg! Glückwunsch Raggazzi!!
Die meisten Saisonziele sind erreicht! Mal sehen, was am letzten Spieltag noch alles möglich ist…

4 Kommentare to “Die Zweite: Dritte Klatsche in Serie”

  1. Sven Hagemannam 19 Mrz 2009 um 16:30

    Vielen Dank für deinen verschönenden Bericht Otti. Eröffnungsexperiment würde ich das Ganze nicht nennen, eher ungenügende Theoriekenntnisse…

  2. Ottiam 20 Mrz 2009 um 16:08

    Philipp hat´s geahnt, ich hab´s geahnt, und jetzt weiß es die ganze Welt, Sven!

  3. Sven Hagemannam 20 Mrz 2009 um 16:16

    Und was ist daran schlimm? :D

  4. Ottiam 20 Mrz 2009 um 16:26

    Nichts!

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