Feb 10 2009

Vereinsausflug nach Brakel

Veröffentlicht von Andreas Klein um 00:41 unter Turniere

Blick in den Turniersaal.jpg
Vom 23. bis 25. Januar fuhren wir mit einer größeren Delegation zum 11. Kaiserbrunnen-Winterspecial nach Brakel. Sven war von der 10. Auflage schwer begeistert (SVG-Blog berichtete) und hatte daraufhin zunächst Stefan und Olaf zur Teilnahme bewegen können. Als dann zur Debatte stand, Fabian (W.) ein weiteres Turnier nach der vergurkten LEM spielen zu lassen, um seine (und auch Simons) Freiplatzchancen für die LJEM zu erhöhen, schien das Hotel Kaiserbrunnen ein adäquates Ausflugsziel zu sein. Ich nahm kurzfristig Urlaub, organisierte eine Pension in Hotelnähe, Norwin schloss sich an, dann überraschend auch Fabian (M.) und schließlich noch überraschender Carina Dorn als Gastspielerin vom SV Königsspringer Braunschweig. Große Besetzung also. Ironischerweise musste dann ausgerechnet der ursprüngliche Initiatior zu Hause bleiben. Sven fiel leider am Tag vor dem Turnier krankheitsbedingt aus, wie er ja seinerzeit auch hier im Blog zerknirscht bekanntgegeben hatte.

Im Großen und Ganzen können wir mit unserem Abschneiden zufrieden sein. Die primäre Absicht wurde erfolgreich umgesetzt. Fabian W. gewann 39 DWZ-Punkte, Simon sogar 90 und Olaf konnte seine Zahl bestätigen, so dass mittlerweile das Happyend zu vermelden ist. Alle drei haben ihren LJEM-Freiplatz in der Tasche, ebenso wie Marcel, bei dem das aber natürlich nie ernsthaft in Frage gestellt war. Mehr als die Hälfte der Truppe durfte zudem einen Preis mit nach Hause nehmen.

Fabian M. wird mit seinem zweiten Platz nicht vollständig zufrieden sein, weil er wohl in der vierten Runde gegen den Setzlistenersten und späteren Turniersieger Forchert besser stand. Im Fernduell in der letzten Runde gewann Fabian dann zunächst klar gegen FM Krallmann, durfte aber nicht allzu lange auf Schützenhilfe von unserem anderen Fabian hoffen, da der irgendwann die Dame geben musste, wonach Forchert natürlich keine Mühe mehr hatte. Im nun folgenden Buchholz-Fernduell zeichnete sich schon früh eine Tendenz gegen Fabian ab, nachdem zum einen Fabians Erstrundengegner aus dem Turnier ausgestiegen war und nachdem zum anderen Forcherts Erstrundengegner nach nur zehn Zügen gewonnen hatte. Am Ende lag Fochert mit zwei Buchholzpunkten Vorsprung vorne.

FM Fabian Müller gegen FM Martin Forchert.jpg
Die dann vielleicht nicht ganz, aber eigentlich doch vorentscheidende Partie zwischen den FMs Müller und Forchert in der vierten Runde.

Geld gewann auch Carina als Ratingbeste unter 1800. Sachpreise gewannen Fabian W. in Form eines antiquarischen Buchs (englisch und in beschreibender Notation!), das er mir unterdessen zu einem wahren Freundschaftspreis verkauft hat, Olaf in Form eines Produktes eines großen Hamburger Monopolisten in Sachen Schachsoftware und ich selbst in Form eines Halbjahresabos einer Schachzeitschrift, in deren Titel eine Zahl mit Schachbezug vorkommt.

Knapp am Ratingpreis unter 1600 schrammte Simon vorbei, der ein großartiges Turnier spielte. In der ersten Runde war er unser einziger Spieler in der unteren Hälfte, gewann aber schon recht früh einen Bauern. Der ließ sich aber im Turmendspiel nur sehr mühsam verwerten, so dass Simon unter endlosem Lavieren immer nur kleine Fortschritte machen konnte. Die Partie ging dann fast über die ganzen fünf Stunden und war die letzte des ersten Tages. Exakt drei Minuten vor Anbruch des Samstags ließ sich Simons Gegnerin dann einzügig mattsetzen, allerdings hatte sich Simons Freibauer da auch schon in gewinnverheißende Nähe zur gegnerischen Grundreihe begeben. Am nächsten Tag holte Simon dann ungerührt zwei Unentschieden gegen klar stärkere Gegner, wobei er in der dritten Runde in ausgeglichener Stellung zunächst sogar ein gegnerisches Remisangebot ausschlug. Leider kam dann noch der Sonntag und mit ihm zwei Nullen. In der vierten Runde stellte er sich zu passiv hin und ging im gegnerischen Angriff unter. In der letzten Runde hätte es aber noch mal zu einem Punkt reichen können, denn zunächst gewann Simon eine Qualle. Leider verlor er dann den Faden und zwei Bauern, wonach die gegnerischen Freibauern sehr stark wurden. Vielleicht hätte Simon noch ein Dauerschach geben können, aber irgendwann ging dann in beiderseitiger Zeitnot der letzte Punkt des Turniers an Simons Gegner.

Simon Tennert gegen Martin Rischmüller
Die allerletzte Partie des Turniers: Simon kann seine Stellung gegen Martin Rischmüller leider nicht halten.

Ohne Preis blieben neben Simon nur Stefan und Norwin. Letzterer wurde leider am Samstag krank, überstand die dritte Runde nur geradeso unter Aufbietung der letzten Reserven, konnte dann aber am Sonntag wirklich nicht mehr spielen. Dadurch gewann Fabian W. die vierte Partie kampflos, denn ausgerechnet die beiden hatte die Auslosung zusammengeführt, so dass Norwins kampflose Null wenigstens im Verein blieb. Womit ich bei einem sehr positiven Aspekt dieses Turniers bin. Ich hatte ja im Vorfeld geunkt, dass es in Anbetracht des hohen Anteils an Salzgitteraner Teilnehmern jede Menge Vereinsduelle geben würde. Am Ende waren es nur zwei, und das ist dem Turnierorganisator Jürgen Lenz zu verdanken, der ein Auge auf die Auslosungen hatte, um zu häufige Vereinsduelle zu vermeiden. Dabei wurde sogar Carina als Gastspielerin berücksichtigt, sie musste ebenso wie Stefan, Simon und ich gegen gar keinen Salzgitteraner antreten.

Fabian M. und Norwin.jpg
Fabian begutachtet Norwin, als der während der zweiten Runde noch fit war.

Ansonsten kann ich Svens überschwängliche Euphorie nicht ganz teilen. Als ungünstig empfinde ich die Austragung in einem Hotel, in dem man keine eigene Verpflegung mitbringen darf. Damit könnte ich vielleicht noch leben, aber mit Jugendlichen kann man an solchen Turnieren eigentlich nicht teilnehmen. Unglücklich finde ich auch die Zwangsverpfichtung zum Abendbüffet über das Startgeld. Auch wenn das Büffet wirklich lecker war, hätte ich lieber (deutlich?) weniger Startgeld bezahlt, um dann selbst zu entscheiden, wie ich mich verpflegen will. Da wir nicht im Hotel selbst, sondern in einer hübschen Ferienwohnung untergebracht waren, hätten wir uns sicherlich günstiger selbst versorgt. Im Startgeld waren auch fünf große Getränke enthalten, was mich zu einem weiteren Nachteil der Austragung in einem gastronomischen Betrieb führt. In Anbetracht des Umstands, dass dies nicht das erste Schachturnier im Kaiserbrunnen war, ist es mir völlig unverständlich, dass die Kellnerinnen und Kellner bei der Abfrage der Getränkebestellungen nicht davor zurückschrecken, auch solche Schachfreunde anzusprechen, die offensichtlich gerade in die Berechnung ihres Zuges vertieft sind. Da fällt es dann schon nicht mehr allzu stark ins Gewicht, dass ich zweimal(!) entkoffeinierten Tee vorgesetzt bekommen habe (ich wusste gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt).

Abschließend muss ich noch ein paar skurrile Beobachtungen kundtun, die man vielleicht in einem derart kleinen Teilnehmerfeld eher bemerkt, als bei großen Open wie z.B. in Travemünde, weil sie hier nicht in der Masse untergehen. Da war z.B. der Schachfreund, der sich während der Partie angeregt mit seinem Gegner unterhielt (oder vielleicht doch eher auf diesen einredete) und der dann auch Simon und mich ins Gespräch verwickelte, als wir zufällig dort vorbeikamen. Derselbe Schachfreund ließ es sich auch nicht nehmen, in der letzten Runde meinem Gegner zum Sieg zu gratulieren, um dann auch mir die Hand entgegenzustrecken. Ich muss ziemlich entgeistert geguckt haben. Und da war z.B. der Schachfreund, der sich mitten im Winter beinfrei am wohlsten fühlte. Und da war z.B. der Schachfreund, der zum wiederholten Male eine Turnierleistung von ca. 600 Punkten unter seiner DWZ zu erleiden hatte. Und da war z.B. der Schachfreund, der Simon ein zunächst ausgeschlagenes Remisangebot unterbreitete, um dann am Ende der schließlich doch Remis ausgegangenen Partie zu verkünden, dass Simon ihm das schon glauben könne, wenn er Remis anbiete, dann wäre das auch Remis. Und da war z.B. der Schachfreund, der sich in der letzten Runde eine Zeit lang Simons Partie anschaute. In der Hocke und mit dem Kinn auf dem Tisch!

Diese Reihe darf gern fortgesetzt werden, auch und vor allem von Auswärtigen, die die von mir sicher übersehenen Macken der SVG-Delegation preisgeben ;-)

Abschließend noch unsere Einzelergebnisse und weitere Fotos:

FM Fabian Müller (2255)
4½ aus 5, 2. Platz, DWZ +17
s1 Hans-Jörg Steinke (1701), w1 Frank Sturm (1844), s1 Olaf Langenfeld (1957), w½ FM Martin Forchert (2303), s1 FM Matthias Krallmann (2203)

Fabian Wolff (1851)
3½ aus 5, 7. Platz, DWZ +39
w1 Björn Keirinn (1622), s1 Jochen Remy (1970), w½ Johanna Blübaum (1928), s+ Norwin Sauer (2072), s0 FM Martin Forchert (2303)

Olaf Langenfeld (1957)
3 aus 5, 12. Platz, DWZ -3
w1 Monika Braje (1642), s1 Jan Hilverda (925), w0 FM Fabian Müller (2255), s1 Klaus Franke (1762), w0 Wolfgang Weiler (2095)

Andreas Klein (1942)
3 aus 5, 13. Platz, DWZ +3
s1 Marcel Knauft (1638), w1 Hans-Jürgen Karwatzki (1649), s0 FM Martin Forchert (2303), w1 Michael Jung (1640), s0 Alexander Hilverda (2176)

Stefan Langenfeld (1843)
3 aus 5, 15. Platz, DWZ +9
s½ Michael Jung (1640), w1 Reiner Bonatis (1679), s½ Matthias Blübaum (1993), w0 Alexander Hilverda (2176), s1 Martin Bigott (1667)

Carina Dorn (1793)
3 aus 5, 16. Platz, DWZ +2
w1 Peter Lorek (1421), s0 Johanna Blübaum (1928), w1 Denis Mager (1433), s0 Wolfgang Weiler (2095), w1 Norbert Hickl (1646)

Norwin Sauer (2072)
2½ aus 3, 26. Platz, DWZ -7
s½ Reiner Bonatis (1679), w1 Thomas Mager (1794), s1 Günter Heimberg (1529), w- Fabian Wolff (1851)

Simon Tennert (1483)
2 aus 5, 30. Platz, DWZ +90
w1 Andreas Brammert (1778), s½ Wolfgang Weiler (2095), w½ Klaus Franke (1762), s0 Viktor Boschmann (1903), w0 Martin Rischmüller (1667)

Simon Tennert gegen Wolfgang Weiler.jpg
Simon spielt (ebenfalls unter Beobachtung von Fabian) Remis gegen Wolfgang Weiler!

Stefan Langenfeld gegen Reiner Bonatis
Stefan gewinnt seine zweite Partie, mit Weiß gegen Reiner Bonatis.

Carina und Olaf
Carina und Olaf (gegen Jan Hilverda) in der zweiten Runde.

FM Martin Forchert gegen Fabian Wolff.jpg
Fabian in der letzten Runde am ersten Brett gegen FM Forchert. Die ca. vier Liter Zuckerwasser konnten den DWZ-Unterschied leider nicht ausgleichen…

Alexander Hilverda gegen Andreas Klein
Meine Letztrundenpartie gegen Alexander Hilverda dauerte gerade mal 22 Züge.

Olaf Langenfeld gegen Wolfgang Weiler
Eine der letzten noch laufenden Partien der letzten Runde: Olaf verliert gegen Wolfgang Weiler.

Warten auf Simon
Während Simon noch kämpft, wartet der überwiegende Teil der SVG-Delegation im Hotelfoyer.

7 Kommentare to “Vereinsausflug nach Brakel”

  1. Fabian Mülleram 10 Feb 2009 um 21:57

    Da war aber jemand ein fleissiges Bienchen! ich nutze die Gelegenheit, endlich mal alle, die bei mir im Auto gewesen sind, darauf hinzuweisen, dass ich unter meinem Beifahrersitz eine schwarze Mütze gefunden habe. Olaf und Simon (dessen Mützen natürlich alle Blau-Gelb sind) kann ich als Eigentümer immerhin schon ausschließen.
    Übrigens hat Simon in der dritten Runde gegen einen lediglich nominell klar stärkeren Remis gespielt. Und ich habe nicht Norwin begutachtet, sondern dessen Stellung :-)

  2. Sven Hagemannam 16 Dez 2009 um 21:45

    Wer hat Lust nächstes Jahr vom 15. bis 17. Januar wieder mit nach Brakel zu fahren? Zu erwähnen ist noch, dass die hier im obigen Bericht von Andy kritisierte Zwangsverpflichtung zum Abendbüffet mittlerweile abgeschafft wurde und sich dadurch auch das Startgeld verringert hat.

  3. Fabianam 16 Dez 2009 um 21:53

    Ich entscheide das, sobald ich weiß, ob sich Detlef wieder angemeldet hat :)

  4. Sven Hagemannam 16 Dez 2009 um 22:10

    Wohl zu deiner Erschütterung: Detlef spielt fast jedes Turnier in Brakel mit ;-) :D.

  5. Detlef Spandlowskiam 17 Dez 2009 um 09:27

    Das Turnier hatte ich auch schon im Visier.
    Muss nur noch abklären ob ich an dem Wochenende meine Rufbereitschaft tauschen kann.

  6. Ihcam 15 Apr 2014 um 14:18

    Hallo

    Das ist alles äußerst spannend!

  7. André Zeltwangeram 15 Apr 2014 um 21:03

    Lieber Ihc, vielen Dank für die Erinnerung an diesen doch historischen Bericht. Geht ja sonst unter, noch mal die alten Berichte anzuschauen.

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