Sep 29 2008

12 Stunden Blitzen und der Sieger steht eigentlich schon vorher fest…..

Veröffentlicht von Sven Hagemann um 22:00 unter Allgemein

Da sagt noch einer, wir Schachspieler sind nicht verrückt…..
Wozu blitzt man eigentlich eine Nacht lang durch, um danach festzustellen, dass der Sieger eigentlich schon vorher feststand ;)!?
Naja, die meisten unserer Sorte können sich diese Frage schon von alleine beantworten: Richtig! Genau! Weil es bei so einem Turnier nicht unbedingt um das Ergebnis geht, sondern der Spaß im Vordergrund steht :).

Genau unter diesem Motto fuhr ich also, als einziger SVGler, da es die anderen bevorzugten beim Wolfenbütteler Lessingopen mitzuspielen, zur 5.ten Gifhorner Mühlenblitznacht. Gratulation hier so ganz nebenbei an Fabian zu seinem souveränen Sieg beim Wolfenbütteler Lessingopen und an Ottis sehr guten vierten Platz. Ich denke, beide sind damit (sehr) zufrieden! Auch im B-Turnier glänzte der ein oder andere SVGler mit unerwarteten Ergebnissen, jedoch will ich den Berichteschreibern vom Lessingopen hier nicht allzuviel “vorwegnehmen”. Deshalb nun also zurück zur Mühlenblitznacht…..

Kaum in Gifhorn vor dem Mühlenmuseum angekommen, traf ich dort bereits auf das erste bekannte Gesicht, nämlich Schachfreund Lothar Olzem vom SC Wolfsburg, dem ich im Laufe des Abends noch ein paar mal am Brett begegnen sollte (mit einer leider desolaten Punkteausbeute meinerseits…..).

Es folgt nun ein kleiner “Turnierbericht” aus meiner Sicht:

Am Freitag abend fanden sich also 31 verrückte Schachspieler im Gifhorner Mühlenmuseum ein, um den Sieger der 5.ten Gifhorner Mühlenblitznacht auszuspielen (Auch, wenn der, wie erwähnt, eigentlich schon vorher feststand….. :D). Das Turnier wurde in zwei Teile aufgeteilt: Zuerst fand eine Vorrunde statt, die einzelrundig im Rutschsystem (Jeder gegen jeden) ausgespielt wurde. Hier hatte jeder also 30 Blitzpartien zu “absolvieren” - wobei bei 31 Teilnehmern jeder natürlich einmal aussetzen “durfte”. Die ersten 11 dieser Vorrunde qualifizierten sich dann für das A-Finale, die nächsten 10 für das B-Finale und die restlichen 10 spielten im C-Finale um die Platzierungen. Die einzelnen Finals wurden im Gegensatz zur Vorrunde dann jedoch alle doppelrundig ausgespielt, wobei die zweite Partie gegen jeden Gegner gleich im Anschluss an die erste Partie gespielt wurde.

Nun also zum Turnierverlauf aus meiner Sicht:

In der ersten beiden Runden bekam ich die Schachfreunde Sigrid Septinus und Jürgen Keßler zugelost, die ich beide mehr oder weniger souverän besiegte. In der dritten Runde bekam ich die erste richtige Bewährungsprobe. Dort wartete nämlich mit Frank Bellers (Herforder SV Kspr., Elo 2217, DWZ 2171) ein erfahrener Blitzer (Spielte 4 der 5 bisher ausgetragenen Gifhorner Mühlenblitznächte mit durchaus beachtenswerten Erfolgen mit) auf mich. Leider musste ich mich ihm, nachdem ich nach der Eröffnung eigentlich bereits eine gute Stellung erreicht hatte, durch einige Unzulänglichkeiten meinerseits doch noch geschlagen geben. Tja, so ist das im Blitzen eben….. aber wie man später noch sehen wird, bzw. wie die meisten von Euch ja wissen, gleicht sich sowas im Laufe eines Turniers immer aus…..

In der vierten Runde bekam ich dann meine aufgrund der ungeraden Teilnehmerzahl unvermeidliche “Aussetzrunde”. Diese schien mir anscheinend sehr gut zu tun. Denn nachdem ich mich nach einem souveränen Sieg gegen Fritjof Wolf (Ja, genau, Marcels Gegner aus der Jugendmannschaft vom Sonntag) in Runde 5 in der 6. Runde noch dem talentierten Jugendlichen Dennes Abel von den SF Berlin geschlagen geben musste, folgten in der 7.ten und 8.ten Runde zwei sehr erfreuliche Ergebnisse. Nachdem ich bereits in Runde 7 Schachfreund Joachim Schmidt-Brauns vom SC Wolfsburg schlagen konnte, gelang es mir (was mir selber heute noch unerklärlich ist…..) in Runde 8 sogar Schachfreund Alexander Izrailjev eine Niederlage beizubringen. Und wer Alexander kennt, der weiß, dass er kein schlechter “Zocker” ist….. Begleitet von der Euphorie des Sieges gegen Alexander machte ich in der 9.ten Runde mit Peter Kausche von meinem “Ex”-Verein SC Braunschweig Gliesmarode kurzen Prozess. Vor der ersten Pause nach 12 Runden folgten noch Siege gegen Schachfreund René Wittke, eine Niederlage gegen Schachfreund Torben Alexander Schulze und ein Sieg gegen Eric Ahlers; so dass ich nach 12 Runden (Jedoch durch meine “obligatorische” Aussetzpause in Runde 4 nur 11 gespielten Partien) auf 8 Punkten aus 11 Partien kam. Das war schonmal ein erster Schritt in Richtung Ziel A-Finale, dass ich mir am Anfang des Turniers gesteckt hatte.

Auch die erste “größere” Pause von einer viertel Stunde schien mir ganz gut zu tun. Denn bis zur zweiten “größeren” Pause nach der 24.Runde sammelte ich in den folgenden 12 Runden 10 Punkte aus 12 Partien. Niederlagen gegen Slavko Krneta und Ilja Schneider standen Siege gegen Hans Werner Häfner, Marcel Keßler, Semen Diskin, Thomas Lüde, Thomas Klamert; dem späteren Sieger des B-Finals, dem Jugendlichen Felix Gerland aus Stadthagen; Jegor Bickert, Fredrik Polenz und Schachfreund Jörg von Münchhausen gegenüber. Wie vorher erwähnt, waren natürlich nicht alle Siege souverän; jedoch gleicht sich sowas im Laufe eines Turniers ja meistens wieder aus…..

So kam ich nach 24 Runden also auf 18 Punkte. Betrachtet man mal die ersten 12 Plätze der Vorrundenendtabelle nach 30 Runden, so sieht man, dass ich mich nach der zweiten Pause nach 24 Runden, schon fast gar nicht mehr aus dem A-Finale “rausspielen” hätte können…..:

1 Schneider Ilja 30,0
2 Izrailjev Alexander 27,0
3 Bellers Frank 25,5
4 Abel Dennes 24,5
5 Polenz Fredrik 23,0
6 Hagemann Sven 23,0
7 Schulze Torben 21,5
8 Olzem Lothar 21,5
9 Schmidt-Brauns, Dr. Joachim 19,5
10 Klamert Thomas 19,0
11 Diskin Semen 18,5
12 Gerland Felix 17,0

Diese bis zur 24. Runde erreichten 18 Punkte waren für mich dennoch überhaupt kein Grund “nachzulassen”, denn da ich wußte, dass es im A-Finale gegen diese ganzen “Cracks” schwer genug sein wird, einen guten Platz zu erreichen, wollte ich zumindest mit einem guten Vorrundenplatz “glänzen”…..

Dies gelang mir dann auch mehr oder weniger mit 5 Punkten aus den letzten verbliebenen sieben Partien. Niederlagen gegen die Schachfreunde Volkmar Ahlers und Lothar Olzem standen hier nochmal Siege gegen Gerhard Huchthausen, Thomas Bergmann, Robert Scherf und Pablo Leon-Villagra gegenüber, was zu folgender Endtabelle der Vorrunde nach 31 Runden führte:

1 Schneider Ilja 30,0
2 Izrailjev Alexander 27,0
3 Bellers Frank 25,5
4 Abel Dennes 24,5
5 Polenz Fredrik 23,0
6 Hagemann Sven 23,0
7 Schulze Torben 21,5
8 Olzem Lothar 21,5
9 Schmidt-Brauns, Dr. Joachim 19,5
10 Klamert Thomas 19,0
11 Diskin Semen 18,5
12 Gerland Felix 17,0
13 Ahlers Volkmar 16,5
14 Loewner Arnold 15,5
15 Bickert Jegor 15,0
16 Ahlers Eric 13,5
17 Leon-Villagra Pablo 13,5
18 Wittke René 13,5
19 Wolf Fritjof 13,0
20 Keßler Marcel 12,5
21 Lüde Thomas 12,0
22 Häfner Hans Werner 10,0
23 von Münchhausen Jörg 9,0
24 Krneta Slavko 8,5
25 Kausche Peter 8,5
26 Scherf Robert 8,0
27 Bergmann Thomas 7,5
28 Huchthausen Gerhard 7,0
29 Keßler Jürgen 6,0
30 Septinus Sigrid 4,0
31 Bähre Manfred 1,5

Souveräner Sieger der Vorrunde wurde also Ilja Schneider mit 30 Punkten aus 30 Partien, was ihm somit also auch die Favoritenrolle für das A-Finale “verlieh”.
Wie am Anfang des Berichts ja schon erwähnt, traf ich des Öfteren am Brett auf Schachfreund Lothar Olzem vom SC Wolfsburg. Nachdem er mir bereits am Ende der Vorrunde eine Niederlage beibrachte und mir somit den 5.ten Vorrundenplatz “verdarb”, hatte ich gleich zu Beginn des A-Finals mit zwei weiteren Partien das “Vergnügen” mit ihm. Das Glück sollte mir an diesem Tag gegen Lothar jedoch nicht hold sein, so dass ich nach einer verdienten Niederlage in der ersten Partie auch die zweite Partie trotz zwischenzeitlichen Mehrbauers noch verlor…..

Nachdem ich also mit 0/2 in das A-Finale gestartet war, kam es noch dicker….. als nächster Gegner saß mir nämlich Alexander Izrailjev, immerhin Vorrundenzweiter, gegenüber. Auch, wenn ich selbigen noch in der Vorrunde geschlagen hatte, konnte man davon ausgehen, dass er im Finale nochmal eine Schippe drauflegen würde, da es ja hier erst um die Preisränge geht. Nachdem ich die erste Partie gegen ihn völlig verdient mit Schwarz einging, hatte ich in der zweiten Partie mit Weiß das Glück, dass er in völliger Verluststellung für mich meine gefallene Zeit erst reklamierte, als seine auch gefallen war. Der erste halbe Punkt im A-Finale also, und ein “desaströser” Start mit 0,5/4.

Das sollte sich nun ändern dachte ich mir, denn der folgende Gegner war Semen Diskin, keine unlösbare Aufgabe. Nachdem ich die erste Partie völlig verdient gewann, überspielte ich ihn auch in der zweiten Partie, jedoch “musste” ich dann in völliger Gewinnstellung eine Figur stehen lassen und verlor diese Partie noch. 1,5/6 also nun, und die folgenden Gegner hießen Dennes Abel und Ilja Schneider. So halb hatte ich mich im A-Finale schon abgeschrieben, und als Tabellenletzten gesehen…..

Nachdem ich, wie erwartet gegen Dennes Abel und Ilja Schneider 0 Punkte aus 4 Partien holte (auch wenn in einer Partie gegen Dennes mehr drin war…..), warteten nun meine direkten Konkurrenten um die Plätze in den folgenden 2 Runden auf mich, nämlich Fredrik Polenz und Thomas Klamert. Hier versuchte ich, mich nochmal zusammenzureißen, um zumindest nicht Letzter in der A-Gruppe zu werden. Wie ich aus diesen 4 Partien 4 Punkte holen sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, aber irgendwie klappte es, und das gar nicht mal unverdient ;).

Meine letzten drei Gegner hießen nun also noch Frank Beller, Torben Alexander Schulze, und Joachim Schmidt-Brauns. Gegen Frank Beller, gegen den ich auch schon in der Vorrunde unglücklich verlor, musste ich mich mit 0/2 geschlagen geben, obwohl ich in meiner Weißpartie völlig auf Gewinn stand….. dafür holte ich sowohl gegen Torben Alexander Schulze, sowie auch gegen Joachim Schmidt-Brauns jeweils einen Punkt aus beiden Partien; womit ich insgesamt doch noch auf fast unmögliche 7,5 Punkte aus 20 Partien kam. Und das, nach einem Start von 1,5 Punkten aus 10 Partien im A-Finale. Das Turnier hätte für mich also gerne noch weitergehen können…..
Nach 20 gespielten Partien kam es im A-Finale also zu folgender Endtabelle:

1 Schneider Ilja 17,0
2 Izrailjev Alexander 16,0
3 Abel Dennes 14,0
4 Olzem Lothar 12,5
5 Schulze Torben Alexander 12,5
6 Bellers Frank 12,5
7 Hagemann Sven 7,5
8 Schmidt-Brauns, Dr. Joachim 6,0
9 Diskin Semen 4,5
10 Polenz Fredrik 4,5
11 Klamert Thomas 3,0

Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass es für die ersten 6 Plätze Geldpreise gab….. angesichts meines Abstands von 5 Punkten zu Platz 6 und dem sehr durchwachsenen Verlauf im A-Finale habe ich mich darüber jedoch nicht geärgert. Zudem war ich ja eigentlich eh nur zum Spaß da ;).
Und wie ihr sehen könnt: 12 Stunden Blitzen und der Sieger stand eigentlich schon vorher fest…..
Für alle Interessierten, anbei zum Abschluss nochmal der Link zur Turnierseite der 5. Gifhorner Mühlenblitznacht:
http://home.arcor.de/schachverein-gifhorn/turniere/mueblitz/mueblitz.htm

2 Kommentare to “12 Stunden Blitzen und der Sieger steht eigentlich schon vorher fest…..”

  1. Bernd Kimmicham 29 Sep 2008 um 22:46

    Ein bemerkenswerter Bericht, sehr schön Sven!

    Allerdings habe ich mir während der Lesephase die Frage gestellt, hast du dort Schach gespielt oder “Buch geführt”?? *grins*

    Wie um alles in der Welt kannst du dich bei der Vielzahl von Rutschen an soviel Einzelheiten erinnern? Diese Leistung ist für mich fast noch höher einzuordnen als die tollen Ergebnisse von dir!

  2. Sven Hagemannam 29 Sep 2008 um 23:05

    Tja, ich bin halt ein schlaues Kerlchen :D…..

    Ich habe extra für Euch bzw. für den Blog nebenbei noch ein bißchen “Buch geführt”….. alle Gegner mitgeschrieben halt und ein paar Notizen über den jeweiligen Partieverlauf (Dort, wo es halt interessant war…..).

Trackback URI | Kommentare als RSS

Was sagen Sie dazu?

Sie können folgende XHTML-Tags verwenden: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>