Aug 12 2012

Baden-Baden is so nice, you have to name it twice!

Veröffentlicht von Fabian um 20:09 unter Turniere

Angeblich hat das Bill Clinton anlässlich eines Besuchs im weltberühmten Kurort gesagt. Tatsächlich ist der Gesamteindruck, den Baden-Baden hinterlässt, beeindruckend; die in die nördlichen Ausläufer des Schwarzwaldes eingebetteten Bauwerke und Grünanlagen bilden fast schon ein einziges großes Kunstwerk (überschlage ich mich gerade?).
Dass die Stadt sich heute so hübsch geben kann, hat sie wohl u.a. den Menschen zu verdanken, die auf dieser Gedenktafel an einer der vielen kleinen Brücken über die Oos erwähnt werden:

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Zu Alfred Waeger gibt es keinen Wikipedia-Eintrag, weswegen mich die Nachforschung, wie er und seine beiden Mitstreiter die Bäderstadt gerettet haben, ein paar mehr Klicks kostete. Die drei Männer überzeugten Ende des zweiten Weltkriegs den zuständigen Wehrmachtgeneral, den Alliierten Baden-Baden kampflos zu überlassen.

Im Wesentlichen sieht das Konzept der Stadt so aus:

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Man sitzt im Grünen mit Blick auf schöne Gebäude, sieht weiter oben weitere schöne Gebäude, und irgendwann fällt dann der Blick auf den Schwarzwald.
Besonders bekannte Gebäude sind natürlich die Trinkhalle…
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das Kurhaus…
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das Theater…
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und das Festspielhaus:
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Der Kurort Baden-Baden ist international und von jeher besonders bei den Russen beliebt. Das spiegelt auch die Tatsache wider, dass neben der üblichen katholischen…
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und evangelischen…
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auch eine russische Kirche zum Stadtbild zählt:
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Das Herzstück der Stadt ist aber eine der schönsten Parkanlagen Deutschlands (ohne viele zu kennen, glaube ich das unbesehen), die Lichtentaler Allee:
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Viele schöne Bäume sind für einen Park natürlich selbstverständlich:
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Mein Freund, der Baum

Aber ein hübsches kleines Flüßchen wie die Oos hat nicht jeder:
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Und eine Parkanlage in der Parkanlage ist auch eine Besonderheit:
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Eingang zur Gönneranlage, hinten der Josephinenbrunnen

Eine nette Idee, Geld für die Parkbänke aufzutreiben, hatte die Stadtverwaltung auch: Bänke mit persönlicher Widmung!
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Derweil wir auf die Auslosung der fünften Runde warteten, nutzten Simon und ich die Bank Julia und Kilians zum chillen. Die bot einen Blick auf die Oos, einen der vielen kleinen Springbrunnen und das Spiellokal, das ansatzweise durch die Bäume sichtbar ist:
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Während Simon dann das chess960-Turnier mitspielte, dort gegen den späteren Open-Sieger GM Vovk remisierte und Kohle für seinen dritten Platz abstaubte, vergnügten Robert, Theo und ich uns im Freibad. Auch hier gab es das obligatorische Panorama:
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Das Sommeropen fand im Kulturhaus LA8 in der Lichtentaler Allee 8 statt:
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In den Durchgang und dann links ging es in das Kulturhaus mit den Spielsälen, rechts in das Schachzentrum, das als Analyseort diente. Im Innenhof ist der Eingang zum afrikanischen Museum.
Hier nochmal ein Seitenblick auf das Kulturhaus:
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Im linken Teil oben und unten wurde gespielt, auf dem Balkon über dem Restaurant konnte man frische Luft schnappen.
Wenn wir statt mit Roberts Kleinbus mit meiner Droschke nach Baden gefahren wären, hätten wir sogar direkt vorfahren können:
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Dann wären während meiner Abwesenheit vielleicht auch meine Pferde nicht verhungert ;).

Die vorderen Bretter des A-Opens spielten im sogenannten Kristallsaal:
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Die hinteren und die des B-Opens im sogenannten Spiegelsaal:
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Vor dem Kulturhaus gibt es eine alles andere als alltägliche Trauerweide zu bewundern:
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Nachbargebäude des Kulturhauses ist die Kunsthalle:
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Deren Nachbargebäude ist das Museum Frieder Burda:
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Wobei ich ja sagen muss, dass es beim Thema bildende Kunst bei mir völlig aussetzt. Dass das hier zwischen Kulturhaus und Kunsthalle eine Skulptur ist, wurde mir erst klar, als ich ein entsprechendes in den Boden eingelassenes Hinweisschild gelesen hatte…
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Im B-Open startete das Vater-Sohn-Gespann Robert…
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und Theodor:
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Robert hatte dabei seine Open-Premiere, und ich hoffe, dass er jetzt nicht für alle anderen Open verdorben ist; schließlich findet nicht jedes Turnier in einer solch schönen Umgebung statt :).

Im A-Open startete Simon - sein drittes Turnier in Folge nach Pardubice und Nordhausen:
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Für alle drei verliefen die ersten vier Runden relativ unspektakulär, Pflichtsiege wurden eingefahren, gegen nominell Stärkere war nichts zu holen. Im negativen Sinne richtungsweisend schien dann die fünte Runde zu sein: Alle drei verloren, was besonders deswegen ärgerlich war, weil Theos und Simons Niederlagen völlig überflüssig waren und für beide das “Break”, also das Punkten gegen höher geratete Spieler, locker drin gewesen wäre.
Simon erinnerte sich an das Erfolgsrezept aus Pardubice nach seinen dortigen zwei Niederlagen in Folge und reagierte sich ab:

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Blitzduell der Frustrierten: Simon und Marcel (SC Ketsch)

Nach Pflichtsiegen für Simon und Theo sowie einem Remis für Robert in der Vorschlussrunde war aber für alle immer noch ein erfolgreiches Turnier möglich, Punkte in Runde sieben waren dafür natürlich Voraussetzung. Und die Punkte kamen! Im Fall der Laus kann ich bezüglich der Partieverläufe leider nur auf mein Trainergedächtnis zurückgreifen, dass sich naturgemäß ausschließlich verpasste Gelegenheiten merkt ;):

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Runde 7 Robert Lau-Engelhardt nach 9…Dd8xf6

Leider setzte Robert hier zu direkt mit 10.Sg5 fort, was dem Nachziehenden Zeit für 10…0-0 gab. 10.Lg5 nebst 11.Te1+ hätte den entscheidenden Angriff gegen den schwarzen König eingeläutet. Nach langem Kampf endete die Partie schließlich unentschieden (falls sich jemand nach oberflächlichem Blick fragt, wie das angesichts der vielen schwarzen Mehrbauern sein kann: Man muss auch die großen Figuren zählen :)). Fazit für Robert: Gutes erstes Turnier.

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Runde 7 Thode-Theodor Lau nach 9.Sc3-e2

Weiß hatte so schnell wie es nur geht die Initiative an Theo abtreten müssen, der jetzt aber mit 9…Df6 an der Chance vorbeiging, eine Kurzpartie zu spielen. Der zwischengeschaltete zweimalige Abtausch 9…exd4 10.Sxd4 Sxd4 11.Sxd4 und erst dann 11…Df6 hätte Weiß angesichts der anfälligen Diagonalen a1-h8 und a7-g1 sowie der Schwäche f2 zu 12.Le3 gezwungen, worauf 12…Sxe3 nebst 13…Dh4+ und 14…Dxe4 aufgabereif wäre. Nach der Partiefortsetzung entspann sich eine interessante, materiell unausgeglichene Auseinandersetzung; Theo opferte eine Figur für zwei Bauern und sehr aktive Figuren und gewann letztlich überzeugend. Mit den ganzen Punkten aus Runde sechs und sieben schlich er sich zudem klammheimlich auf Platz eins der Ratinggruppe U 1300.
Fazit für Theo: Ratingpreise in Baden-Baden sind höher dotiert als Ratingpreise in Bockenem :).

Simon wurde in Runde sieben glücklicherweise noch der französische IM Daniel Roos zugelost, für den es wirklich ein Seuchenturnier war. Auch in der letzten Runde wurde ihm vom deutschen Nachwuchs das Leben schwer gemacht. Das Finale der Partie, die Simon den Gewinn seiner Ratinggruppe bescherte, hätte ich gerne gezeigt, aber mein Gedächtnis lässt mich im Stich, ebenso Simon, der sie mir nicht wie vereinbart zuschickt…
Fazit für Simon: Sehr guter Turniersommer, Klasseleistung aus Pardubice bestätigt.

Abschließend, inspiriert durch die vielen Büsten, die ich fotografiert habe, noch ein kleines Ratespiel: Wer ist wer?
 
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Zur Auswahl stehen Ivan Turgenev, Vasilij Zukovskij, Wilhelm Furtwängler, Wilhelm Eins, Hector Berlioz, Pierre de Coubertin

Wobei mein absoluter Favorit die Chamäleon-Büste unten links ist und ich mich ernsthaft frage, ob der Verantwortliche der Verfilmung von “Der Herr der Ringe” Baumbart einfach abgekupfert hat:

Auflösung (unten weißer Text, zum Sichtbarmachen markieren):

V.l.n.r. obere Reihe: Wihelm Eins, Vasilij Zukovskij, Pierre de Coubertin
Untere Reihe: Ivan Turgenev, Wilhelm Furtwängler, Hector Berlioz

8 Kommentare to “Baden-Baden is so nice, you have to name it twice!”

  1. Bernd Kimmicham 12 Aug 2012 um 20:26

    Illustrativ mit fantastischem Panorama! Danke für diesen pikfeinen Bericht.
    Verfolgt haben das Turniergeschehen in BB etliche aus unserem Verein und beglückwünschen sowohl Theo + Robert zum klasse Abschneiden im B-Open als auch Simon zu seiner Performance im A-Open.

  2. Fabianam 12 Aug 2012 um 20:39

    Apropos verfolgen, ich vergaß die Direktlinks zu unseren Teilnehmern:
    Simon
    Theo
    Robert
    Von der Siegerehrung sind mir übrigens keine herzeigbaren Fotos gelungen, vielleicht taucht dazu ja noch was auf der Turnierseite auf…

  3. Besucheram 13 Aug 2012 um 21:50

    Wird in der Trinkhalle auch ein offizielles Turniergetränk von 2011 ausgeschenkt? :-)

  4. Andyam 14 Aug 2012 um 10:19

    Theodor 1292 => +48
    Robert 1175 => +16
    bei Simon fehlt noch die Auswertung aus Nordhausen, Pardubice war +54 auf 2175 und von da aus wäre Baden-Baden +14 auf 2189

  5. Fabianam 14 Aug 2012 um 12:10

    @Besucher: Was genau da aus dem Brunnen sprudelt, entzieht sich meiner Kenntnis. Falls es sich um Bier oder geistige Getränke handelt, wäre das natürlich eine weitere Erklärung für die Beliebtheit Baden-Badens als Kurort :)

  6. Fabianam 21 Aug 2012 um 18:29

    Was die DWZ-Auswertung angeht, könnte eine, die korrekt ist, noch eine Weile auf sich warten lassen. Der DSB hatte nämlich den genialen Einfall, das alte Auswertungsprogramm zu ersetzen, ohne dass das neue System DeWIS richtig funktioniert. Zitat von der HP des Badischen Schachverbands:

    “Turniere mit Beteiligung ausländischer Spieler, wie z.B. das Baden-Badener Sommeropen, werden fehlerhaft ausgewertet, die Ergebnisse ausländischer Spieler fallen einfach unter den Tisch. Ist so ein fehlerhaftes Turnier erst mal in DEWIS erfasst, kann es derzeit nicht mehr gelöscht werden – Aussage aus der Wertungszentrale: „… Die Löschfunktion ist wohl noch nicht programmiert“. Des Weiteren hat sich anstatt im Vorfeld jetzt erst nach der DEWIS-Einführung eine Diskussion innerhalb der Beteiligten beim DSB über die Belange des Datenschutzes entwickelt, die in der Aussage gipfeln, dass Auslandsturniere aus Gründen des Datenschutzes gar nicht mehr ausgewertet werden dürfen.”

    Ich schätze, wir können froh sein, dass Pardu rechtzeitig vor der Einführung von DeWIS stattgefunden hat…

  7. André Zeltwangeram 21 Aug 2012 um 22:44

    Erst der Berliner Flughafen, nun DeWis - da scheinen sich gerne Leute mit komplexen Aufgaben zu übernehmen.

  8. Fabianam 21 Aug 2012 um 22:52

    Wurde die Eröffnung des Berliner Flughafens nicht wegen Problemen beim Brandschutz verschoben? Da war die Löschfunktion wohl auch noch nicht programmiert, hahaha.
    Immerhin kamen die verantwortlichen Politiker nicht auf die Idee zu eröffnen, aber keine Auslandsflüge zuzulassen…

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