Dez 07 2008

Dritte wetzt Erstrundenschmach aus

Veröffentlicht von Andreas Klein um 19:46 unter Mannschaft

Nach der unerwarteten Auftaktniederlage hat unsere Dritte die Pause in der zweiten Runde gut genutzt. Am vergangenen Sonntag gelang uns ein deutlicher 6:2-Sieg über die erste Mannschaft des Peiner Schachvereins. Gerade die beiden ersten beendeten Partien, die den Kampf bereits zu unseren Gunsten vorentschieden, hätten aber auch andersherum ausgehen können.

Brett 7: Werner Schmidt-Podlech - Bernd Kimmich 0:1
Schmidt-Podlech gegen Kimmich nach 18.- Lc5
Bernie hat hier gerade mit 18.- Ld6-c5 seinen Läufer aus der Gabel e4-e5 entfernt. Die Kiste spuckt die Idee e5 bereits im 13. Zug aus, wonach Weiß nach einer mehrzügigen Abwicklung Springer und Läufer gegen Turm und Bauer gewonnen hätte, allerdings in noch nicht völlig geklärter Stellung. Die gleiche Materialverteilung hätte Weiß gerade im Zug vor der Diagrammstellung mit 18. Txd6 anstelle von 18. a3 erreichen können, diesmal aber schon mit sehr großem Vorteil. Stattdessen übersah Weiß nun auch gleich noch die schwarze Drohung und verlor durch 19. b4? Txd1 20. Txd1 Lxf2+! 21. Kf1 Dxg3 zwei Bauern auf einmal und ließ sich kurz danach auch noch mattsetzen, so dass wir bereits um zehn vor Eins in Führung gingen.

Brett 8: Lars Nielsen - Christian Sieverding 1:0
Nielsen gegen Sieverding nach 23.- Sbd7
Lars hatte diesen Skandinavier mit beiderseitig langer Rochade sehr schön behandelt und hier wegen der offenen schwarzen Königsstellung gute Angriffschancen. Mit 24. Le2 soll der Läufer auf die lange Diagonale umgruppiert werden, um den Bauern c6 unter Beschuss zu nehmen. Der Springer auf b3 darf natürlich wegen La6+ oder Txc6+ nebst Matt nicht genommen werden. Schwarz antwortete also mit 24.- Sd5, worauf Lars den Sb3 mutig mit 25. Dxf7!? wirklich opferte. Laut Kiste steht Weiß auch danach noch leicht besser, aber 25. Dg3 oder 25. Dd6 Sb8 26. Dg3 hätten den Vorteil wohl solider festgehalten. In der Folge entstanden haarsträubende Verwicklungen, in denen meistens Weiß und einmal auch Schwarz glatt auf Gewinn stand. Schließlich erhöhte aber Lars um kurz vor Zwei auf 2:0.

Brett 3: Jürgen Garbuszus - Andreas Klein 0:1
Garbuszus gegen Klein nach 6.- c6
Hier hatte ich mit 6.- c6 gerade eine ungetestete Empfehlung von Morosewitsch gespielt. Er bezeichnet dies als ein interessantes Bauernopfer, das mir aber schon drei Züge später, als ich erstmalig selbst nachdenken musste, nicht mehr ganz geheuer war. Es folgte 7. dxc6 bxc6 8. Dxc6 Tb8 9. e4 und hier benötigte ich 38 Minuten, um das noch von Moro angegebene 9.- e6 zu finden. Er gibt dann noch 10. Sf3 Lb4 11. Lxc4 Lb7 an und schließt mit der Beurteilung, dass die schwarzen Figuren sehr aktiv werden, während sich f2-f4 als unnötige Schwächung der weißen Königsstellung herausstellt. Jürgen schlug stattdessen gleich mit 10. Lxc4 den Bauern zurück, wonach ich schon Remis machen kann: 10.- Tb6 11. Da8 (das hatte ich allerdings während meiner 38minütigen Auszeit übersehen, so dass ich Lxc4 verworfen hatte, weil ich dachte, dass ich nach 11. Da4 Tb4 eine Figur gewinne) 11.- Tb8 12. Dc6 Tb6 13. Da8. Nach sehr kurzer Rücksprache mit meinem Mannschaftsführer entschied ich mich mit 13.- Dc7 weiterzuspielen, was auch von der Kiste gutgeheißen wird. Weiß konnte sich danach noch ein Endspiel mit zwei Türmen gegen Dame retten: 14. Lb5 Lb4 15. Ld2 Lxc3 16. Lxd7+ Kxd7 17. Lxc3 Tb8 18. Td1+ Ke8 19. Dxb8 Dxb8 20. Lxg7, aber nach 20.- Dxf4 21. Lxh8 wäre die Partie eigentlich gleich zu Ende gewesen, wenn ich gesehen hätte, dass ich nach 21.- De3+ 22. Se2 La6 23. Td2 Lxe2 24. Txe2 Dc1+ weiteres Material gewinne. Stattdessen läutete ich mit 21.- Dh4+ eine zwanzigzügige Phase des Auslassens der besten Möglichkeit(en) ein. Am Ende kam mir Jürgen dann im 40. Zug entgegen, als er mit drei Sekunden Restzeit eine tödliche Springergabel zuließ. 3:0 um kurz nach Zwei.

Brett 4: Sebastian König - Christopher Vogel ½:½
S.König gegen Vogel nach 20. Sxd5
Kurz nach meinem Sieg gab Sebastian seine tote Stellung remis. Im Diagramm (nach 20. Sxd5) sieht die Partie noch sehr taktisch interessant aus, aber in der Folge tauscht sich fast alles runter: 20.- Sxb3 21.Sxf6+ Kh8 22.Ld2 Sxa1 23.Sxe8 Dxe8 24.Dxa1 Dd7 25.Df1 und diese Stellung konnte Christopher auch bei sehr knapper Zeit ohne Probleme bis zur Zeitkontrolle bringen.

Brett 1: Uwe Schmidt - Siegfried Lau 0:1
U.Schmidt gegen S.Lau nach 17.- Ta6
Das erste Diagramm bringe ich ohne Stellungseinschätzung, denn die war mir auch während der Partie nicht möglich. Mit seinem letzten Zug hat Siggi gerade mit 17.- Ta6 seinen zweiten Turm auf ungewohntem Wege ins Spiel gebracht. Beide Könige in der Mitte, originelle Bauernstruktur, unentwickelte Damenläufer, aber die eigentliche Pointe ist gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Der Sg1 ist nämlich nicht einfach eine weitere unentwickelte Figur, es handelt sich vielmehr um den Sb1, der schon einiges erlebt hat: 4. Sc3 - 5. Sce2 - 6. Sf4 - 11. Sh3 - 17. Sg1!
U.Schmidt gegen S.Lau nach 38. b6
Ich spule mal 20 Züge vor, um Siggis schöne Abschlusskombi zu zeigen. Hier folgte 38.- Sf4+! und nach 39. gxf4 exf4 griff Weiß im letzten Zug vor der Zeitkontrolle fehl: 40. Lxg4? (auch nach 40.f3 g3 hätte Siggi noch gute Chancen gehabt) 40.- f3+ 41. Lxf3 Lh3+ und um zwanzig nach Zwei hatten wir den Mannschaftskampf gewonnen!

Brett 5: Christoph Helmer - Jürgen Hesse 1:0
Jü wir mir hoffentlich verzeihen, dass er als einziger ohne Diagramm auskommen muss. In der Eröffnung wurde er in einer Gambitvariante auf dem falschen Fuß erwischt, was nach einem übersehenen frühen Damentausch einfach zu einem Minusbauern führte. Jü wehrte sich lange, aber leider war irgendwann auch noch ein weiterer Bauer so schwach, dass er verloren ging. Nach 56 Zügen musste Jü dann als einziger Salzgitteraner an diesem Tag die Waffen strecken.

Brett 2: Boris Brat - Carsten Pätz 1:0
Brat gegen Pätz nach 19.- Le7
In der abgebildeten Stellung setzte Boris mit 20. Se2 zum siegbringenden Manöver an. Carsten wollte sich verständlicherweise nicht mit 20.- c5 schwächen, aber auch 20.- 0-0-0 hatte gravierende Nachteile. Es folgte 21. Sd4 Dd7 22. Sf5 Thg8 23. Sxe7+ Dxe7 24. Lg5, wonach einfach ein Bauer verloren geht. Nach 24.- De6 25.Kh1 De5 26.Lxf6 gxf6 27.Txf6 Tg7 28.Df5+ brachte Boris den Mehrbauern im Turmendspiel sauber nach Hause und erhöhte auf 5½:1½.

Brett 6: Stefan Langenfeld - Marco Drewes ½:½
S.Langenfeld gegen Drewes nach 19.- Dd8
Das letzte Diagramm zeigt die Stellung nach 19. Th3 Dd8. Danach trägt Stefans erfolgreiche Eröffnungsbehandlung erste Früchte: 20.Lxg7 Kxg7 21.Dh6+ Kh8 22.fxg6 fxg6 23.Sg4 Df8 24.Dxg6 und der erste Bauer ist im Sack. Kurz danach gewann Stefan sogar noch einen zweiten Bauern, aber in der Folge erwies sich Marco als sehr zäher Verteidiger, so dass Stefan leider im 56. Zug ins Remis einwilligen musste.

Nach dieser gelungenen Rehabilitierung können wir uns laut Bernie neu orientieren: “Wir können noch (wieder) aus eigener Kraft aufsteigen…”! Damit dies auch so bleibt, sollten wir allerdings am nächsten Sonntag gewinnen, denn wir müssen bei Tempo Göttingen II antreten, die als einziges Team in der Verbandsliga noch ohne Verlustpunkt dastehen.

7 Kommentare to “Dritte wetzt Erstrundenschmach aus”

  1. Bernd Kimmicham 08 Dez 2008 um 08:07

    In meiner Partie hatte ich mich in meiner Vorausberechnung nach Txd6! 19. Dxd6 nebst Dd3 auf den hängenden Sf3 verlassen um erst später zu sehen, das einfach exf6 nebst fxg7 mit verlorener Stellung geht. Glücklicherweise hat mein Gegner dies alles wohl auch nicht überblickt; und mein Name ist ja auch nicht Fritz..

    Ansonsten hat Andy hier einen bemerkenswert guten Bericht geschrieben. Es bleibt lediglich die Frage, welchen Mannschaftsführer er gefragt haben will?? Er führt doch wohl keine Selbstgespräche!??

  2. Marco Drewesam 08 Dez 2008 um 22:08

    Andy, deine Nachbetrachtung unseres Kampfes gegen eure Dritte ist abgesehen vom Ergebnis wirklich vom Allerfeinsten.
    Ihr wart sehr gut präpariert, kein Wunder bei solch einem professionellen Motivator als Mannschaftsführer :-)

    Wieder was dazugelernt…

  3. Bernd Kimmicham 09 Dez 2008 um 01:43

    danke Marco. Ganz meine Meinung

  4. Christopher Vogelam 09 Dez 2008 um 12:33

    Hallo,
    ich finde deinen Bericht auch echt super Andy.
    Interessant geschrieben.
    Kompliment!!! ;)

  5. Andyam 09 Dez 2008 um 18:34

    Na ja, vielen Dank für die Blumen, aber mich schüttelt’s immer, wenn ich meine Berichte am Tag danach noch mal in Ruhe durchlese. Geht schon bei der Überschrift los: wenn man nicht weiß, ob man eine Scharte ausgewetzt oder eine Schmach getilgt bzw. ausgebügelt hat, dann wirft man einfach beide Redensarten in einen Mixer :)

  6. Andyam 10 Dez 2008 um 22:02

    Noch zwei Nachträge:
    @Bernie: Natürlich führe ich Selbstgespräche, da widerspricht mir wenigstens niemand.
    @Marco: Ich habe wenig bis gar nichts zur Motivation beigetragen. Bernie hat die Mannschaft aufgestellt und Stefan hat Partien von euch rausgesucht. Zufälligerweise war eine Partie von Jürgen dabei, die zu meinem Repertoire passte, und ebenso zufällig lag Moros Buch am Samstag hier in Griffweite, und noch zufälliger ist mir Jürgen genau in diese eine Variante gelaufen. Ich kann überhaupt nichts dafür…

  7. weiter so borisam 13 Dez 2008 um 02:29

    hi boris , vielleicht mal treffen?

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