Nov 05 2008

Die Zweite mit Heimpleite

Veröffentlicht von Michael Othmer um 19:50 unter Mannschaft

Ich bin kein Bettlaken. Ich bin ein echtes Gespenst. Bu… Buu… . Du sollst Angst bekommen!

Kohlrouladen und Unterhosen (Nationalteatern, Stockholm)
 

Am Sonntag, 02.11.08, hatte die Zweite ihren zweiten Mannschaftskampf in der laufenden Saison zu bestehen. Gegner waren die Tabellennachbarn aus Wolfsburg. Wir hatten uns einiges vorgenommen, konnten wir diesen Gegner doch in der Vorsaison nach dramatischem Kampf bezwingen. Damals legten wir so den Grundstein zum Klassenerhalt. Als Favorit betrachteten wir uns freilich nicht, aber es soll ja Teams geben, die uns liegen…

Ernst erzielte nach weniger als drei Stunden den Führungstreffer! Sehr schöne Abschlusskombination; “schönheitspreisverdächtig”, wie Christian Höthe fand. Einen Hauch von internationalem Flair konnte sodann erhaschen, wer Ernst und seinen Gegner, Wladimir Degen, bei der anschließenden Analyse beobachtete. Sie nutzten die willkommene Gelegenheit sich der russischen Sprache zu bedienen, sodass man das Gefühl haben konnte, bei einer Schachveranstaltung der höheren Kategorie zugegen zu sein.

Christian machte eine knappe halbe Stunde danach Remis “aus der Position der Stärke”, weil er wohl richtig erkannte, dass an Brett 4 ein weiterer Gewinnpunkt für uns zu erwarten war. Vielleicht dachte Christian, dass weitere Gewinnbemühungen seinerseits für den Gesamtsieg nicht unbedingt erforderlich sein würden. Wozu sich unnötig anstrengen? Die Stellung von Christians Gegner, Lothar Olzem, kommt bei “Rybka” einigermaßen gnädig weg, “Shredder” hält die Position für verloren. Immerhin hatte Christian einen gesunden Mehrbauern.

Fabian sorgte für das 2,5-0,5! Zugegeben: Auch ich dachte, wie viele andere, dass Fabians Position einigermaßen verdächtig aussah, doch die “eisernen Freunde” sehen das komplett anders. Wie übrigens auch Fabian selbst, der zu unserem Erstaunen versicherte, jederzeit alles unter Kontrolle gehabt zu haben. Der Mannschaftsführer der Ersten klärte mich später auf, dass das eben Fabians Stil sei. Jemand mit solchen Qualitäten passt zur Zweiten wie die Faust aufs Auge! Jedenfalls ein gelungener Einstand in der neuen Mannschaft.

Udo verlor ziemlich chancenlos gegen Dr. Frank Smolej. Der Wolfsburger überspielte unser Spitzenbrett nach origineller Partieanlage mit feinem Positionsspiel. Udo wehrte sich so zäh er konnte, immerhin dauerte die Partie gut viereinhalb Stunden, doch letztlich war alles vergebliche Liebesmüh´. Die Lage stellte sich zu diesem Zeitpunkt aus unserer Sicht folgendermaßen dar: Von den vier noch laufenden Partien sollte keine mehr verloren gehen, während mit etwas Glück sogar noch ein weiterer Gewinnpunkt für uns möglich schien.

Olaf verlor durch einen groben Fehler sein Remisendspiel gegen Schmidt-Brauns. Erfahrene Spieler, wie Olafs Gegner einer ist, kneten solche Positionen zwar noch lange, auf den “Fischer-Läufer” pochend, aber Olaf war tatsächlich nur noch einen Katzensprung vom Remis entfernt. Wahrscheinlich hätte es ausgereicht, mit dem Springer hin- und herzuziehen, statt sich den Gaul wegtauschen zu lassen, um in einem verlorenen Turmendspiel zu landen. Jetzt spielten nur noch die Bretter 6 bis 8. Spielstand: 2,5 - 2,5.

Jolo hat mit Sicherheit schon bessere Wochenenden erlebt! Ziemlich früh entschuldigte er sich bei mir für einen verloren gegangenen Bauern, um dann zu versichern, dass noch nicht alles verloren sei. Tatsächlich erreichte er eine Position, wo das Läuferpaar den Minusmops mindestens kompensierte. Als einer, der mit den Partien der Karpov-Kortschnoi-Matches aufwuchs, darf ich behaupten, dass die Stellung gewisse Ähnlichkeiten mit mehreren Partien aus diesen Wettkämpfen hatte. Hartmut Scholvin gewann das Endspiel mit Mehrbauer trotz ungleicher Läufer. Jolo hätte ausgezeichnete Rettungschancen gehabt, wenn er sich das Paar erhalten hätte.

Otti (das bin ich) schaffte trotz hartnäckigster Bemühungen nur ein Remis gegen Arnold Loewner. Kurz nach der Zeitkontrolle ließ ich wohl meine einzige echte Siegchance aus, wonach der Übergang ins Turmendspiel (schon wieder!) zwar ziemlich cool aussah, einen ratlosen Otti jedoch mit einer Remisstellung zurückließ. Jetzt hätte man Remis vereinbaren können, doch ich beschloss, den Gegner bis zur letzten Patrone zu prüfen. Am Ende hatte jeder nur noch Turm und König. Für mein ungebührliches Verhalten, sogar diese Position noch einen Zug lang weiterzuspielen möchte ich mich bei meinem Gegner an dieser Stelle in aller Form entschuldigen!

Andy hatte nun die undankbare Aufgabe, eine, im Gewinnsinne, fast völlig perspektivlose Stellung irgendwie zum Sieg zu führen. Im Mittelspiel ließ auch Andy hervorragende Gewinnchancen aus, weswegen wir seine Möglichkeiten im Endspiel vielleicht etwas überschätzten. Tatsache ist, dass Andy bis zum nackten König weitermachte. Damit zwang er Alexander Beller immerhin, sich sein Remis mit guter Technik verdienen zu müssen. Endstand: 3,5 - 4,5.

Spätestens jetzt sollte jedem Spieler meiner Mannschaft klargeworden sein, dass wir uns mitten in einem harten Abstiegskampf befinden. Ohne unken zu wollen möchte ich darauf hinweisen, wer unsere nächsten Gegner sind; und Kenner werden bestätigen, dass das kein Zuckerschlecken wird. Wir müssen versuchen, den unbedingten Kampfeswillen, der uns in der Vorsaison auszeichnete, wiederzuerlangen!

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