Okt 06 2008

Wenn die Generalprobe misslingt …

Veröffentlicht von Fabian um 10:49 unter Mannschaft

Die erste Mannschaft gewinnt zum Saisonauftakt

 
Eine ziemliche Schnapssaison war das letztes Jahr. Mit 2:16 Mannschaftspunkten aus der Oberliga abgestiegen, war der letzte Mannschaftssieg der ersten Mannschaft ein knappes Jahr her! Mit stark gesenktem Altersdurchschnitt – die zwei Neulinge Marcel und Stephan sind 16 bzw. 17 Jahre alt – kann das diesjährige Saisonziel natürlich nur Wiederaufstieg heißen.
Das Warmspielen beim Schnellschach-Jubiläumsturnier der SVg Schöppenstedt war ja nun für unsere dort aufgebotene Erste, der immerhin drei Mitglieder unserer ersten Landesligavertretung angehörten, nicht vom gewünschten Erfolg gekrönt. Aber wie lautet doch das Sprichwort: „Wenn die Generalprobe misslingt, wird die Premiere doppelt schön!“

Wir starteten mit einem Heimspiel gegen den SC Bad Salzdetfurth in die neue Saison. Die waren in der Vorsaison immerhin auf dem zweiten Platz gelandet, mussten also als Mitfavorit auf den Titelgewinn angesehen werden. Zumal auch bei unseren Gästen verstärkende Neuzugänge an den Brettern saßen; Benjamin Löhnhardt und Stefan Markgraf waren im Sommer dorthin gewechselt.
Die erste beendete Partie war die an Brett 5: Stephan (der mit ph!) bekam als Schwarzer nach 17 Zügen ein Remisangebot seines Gegenübers Heinrich Höxter. Ein gutes Resultat für uns gegen die taktisch aufgestellten Salzdetfurther, war dies doch die einzige Begegnung, in der wir nomineller Außenseiter waren. Höxters Angebot kam mehr oder weniger gleichzeitig mit Angeboten von Tonndorf an Brett 1 und Markgraf an Brett 2; die wurden aber beide von uns abgelehnt.
Pits wie immer recht riskante Partieanlage an Brett 7 brachte uns kurzfristig in Rückstand. Nach einem taktischen Übersehen schrammte er knapp an einer Miniatur vorbei und verlor seine Schwarzpartie gegen André Wiege in 22 Zügen. Kein Grund, nervös zu werden, denn zu diesem Zeitpunkt hatte André an Brett 4 bereits zwei Bauern mehr; es stand dann auch schnell 1,5 zu 1,5. In Andrés Partie kam es dabei zu folgendem interessanten Moment:
 
zeltwanger-sill-kleine-webansicht.jpg
 
Eine Aufgabe zum Thema „Kandidatenzüge“. Weiß hat gerade 12.Lf6 gespielt, und der Turm h8 hängt. Was ist der beste schwarze Zug? Sills Zug 12…ef führte nach 13.Lxh8 0–0–0 14.Dxh7 zu zwei Mehrbauern für Weiß. Die brachte André trotz des Entwicklungsrückstandes nach Hause:
14…De6 15.Sge2 Lh6 16.Lg7 Lxg7 17.Dxg7 Tg8 18.Dh7 Df6 19.Dh2 Th8 20.Dg1 f4 21.Sxf4 Sxd4 22.0–0–0 Sc6 1-0

Und der beste 12. Zug für Schwarz? 12…Lg7! mit der Idee 13.Lxg7 Tg8 und Schwarz behauptet die Mehrqualität, für die Weiß aber nach 14.Lxh7 Txg7 zwei Mehrbauern besitzt.

Um die erste Zeitkontrolle herum wurden drei weitere Partien entschieden: Zunächst gab Mats als Weißer mit den blinden Schweinen auf der siebten Reihe Dauerschach. Erzwungen, denn Löhnhardt hatte im Doppelturmendspiel selber eine nicht gut zu parierende Mattdrohung aufgestellt. Das passende Ende einer dynamischen Partie.
Stefan Markgraf spielte gegen mich mit Schwarz an Brett 2 sehr passiv und ging letztlich an seinem extremen Raumnachteil zugrunde. Nicht böse sein, Stefan, aber die Schlussstellung ist zumindest für Salzgitteraner Augen nett anzusehen:
 
muller-markgrafs-kleine-webansicht.jpg
Nach 43.Db3-a3
 
Gerald Wiege hatte an Brett 8 gegen Marcel einen Bauern eingestellt und gleich noch eine Qualität hinterher gegeben, ohne die Stellung aber ausreichend komplizieren zu können. Unser Youngster verwertete seinen materiellen Vorteil überzeugend.
Somit stand es 4 zu 2, es liefen noch die Partien an Brett 1 zwischen Stefan (der mit f!) und Tonndorf sowie an Brett 3 zwischen Dietmar und Schwetje.
Dietmar hatte sich mit den schwarzen Steinen im Mittelspiel ein Übersehen geleistet, was in einem schlechteren, nicht unbedingt verlorenen, aber ziemlich koplizierten Endspiel mit einem Minusbauern resultierte. Schwetje gelang es, Dietmar einen weiteren Bauern abzunehmen, und so stand es nur noch 4 zu 3.
Stefan machte aber den Sack zum 5 zu 3 zu, indem er mit Schwarz gegen Tonndorf – lavier, lavier, lavier – eine schwer zu gewinnende Stellung in bester Helmut Kohl Manier aussaß und mit viel Geduld schließlich gewinnbringendes Spiel am Damenflügel generierte.
Der stark auftretende HSK führt jetzt nach einem 6,5 zu 1,5 gegen Lehrte die Tabelle an. Wir folgen hinter dem SC Wolfsburg (5,5 zu 2,5 gegen Berenbostel) und unserer zweiten Mannschaft (5,5 zu 2,5 gegen Ricklingen) auf dem geteilten 4. bis 5. Platz, da Langenhagen mit 5 zu 3 das gleiche Resultat wie wir gegen Caissa Wolfenbüttel eingefahren hat. Natürlich nicht da, wo wir am Ende stehen wollen, aber die Saison hat ja erst begonnen …
Übrigens: Fällt was auf? Drei unserer vier Einzelsieger waren in Schöppenstedt dabei (unsere dortige Ergänzung/Aufwertung/Co-Topscorer Udo Lau gewann in der zweiten Mannschaft auch!). Nun, da wir die optimale Saisonvorbereitung kennen, müssen wir nur noch auf das nächste von der SVg Schöppenstedt veranstaltete Jubiläumsturnier warten. Vermutlich 15 Jahre bis zum 75-jährigen.
 
Alle Ergebnisse und die Tabelle nach dem ersten Spieltag sind hier zu finden

5 Kommentare to “Wenn die Generalprobe misslingt …”

  1. Marcel Kyasam 06 Okt 2008 um 20:19

    Apropos 15 Jahre bis zum….
    Ich bin 15 verdammt! Warum kennt niemand mein Alter? Unglaublich! Aber mancher einer aus meiner Familie muss auch immer zuvor nachrechnen… ;)
    Ansonsten netter Artikel!
    Rybka vergöttert meine Partie… war selbst überrascht…
    auch Stefans Partie habe ich nochmal gesehen. Chic, chic! Das hatte Stil… :)

  2. Fabianam 06 Okt 2008 um 22:39

    Sorry, Marcel. Ich musste nach Geburtsjahr gehen, und die Wahrscheinlichkeit, dass du dieses Jahr schon Geburtstag hattest, lag bei 9 zu 3 :-)
    Wenn ich Pech habe, kommt gleich noch ein wütender Kommentar von einem 16jährigen Stephan.

  3. Stefan Breueram 07 Okt 2008 um 00:09

    Jetzt reichts aber wirklich! Ich weiß zwar, dass ich dringend abnehmen muss und hätte daher den Vergleich mit unserem Ex-Kanzler sogar noch wortlos hingenommen (Doch, es ist mir schon klar, dass es durchaus als Kompliment gedacht war, aber dennoch: Es gibt Grenzen, denn gewisse Bilder bekommt man einfach nicht mehr aus seinem Kopf. In meinem ganzen Leben stand ich nie so oft vor dem Spiegel wie heute… :-)), aber: Das jetzt zumindest unterschwellig auch noch meine Partie gelobt wird, kann ich beim besten Willen nicht so stehenlassen. Darum kurz und schmerzlos für alle Welt hier die “Rybka-Wahrheit” über meine gestrige Leistung: Nachdem ich im 16. Zug die Zugwiederholung verschmäht hatte (was ich mir noch nicht vorwerfe …), lehnte ich das im nächsten Zug (!) folgende gegnerische Remisangebot ab, und zwar - mit dem Verlustzug! Nach 19. f5! (oder auch 20. f5!, oder auch 21. f5!) hätte ich glatt auf Verlust (aufgabereif) gestanden. Nach 22. Sxd5 hätte wohl auch nur Weiß auf Gewinn spielen können, d.h. die “kleine Krise” war erst im 23. Zug halbwegs überstanden. Danach war es völlig ausgeglichen bis ich unter gegnerischer Mithilfe schließlich doch noch etwas hatte. Das Einzige, was halbwegs gut war, war der technische Part, aber ich denke es gibt doch Schwieriges als eine gewonnene Stellung zu gewinnen … Und jetzt lasst mich mit dieser Partie in Ruhe! :-)

  4. Fabianam 07 Okt 2008 um 00:27

    Etwas, das Stil hat, muss nicht unbedingt perfekt sein ;-)

  5. Stephan Bradleram 07 Okt 2008 um 22:26

    Glück gehabt, Fabian, bei mir kannst du fast immer nach Gebrutsjahr gehen. Ich habe nämlich am 4.1. Geburtstag und bin somit sogar fast volljährig.
    Der Auftakt ist natürlich gelungen (was nur an uns jungen liegen kann ;-)) und ich freue mich für die Mannschaft. Ich bin nur leider von mir selbst ein wenig enttäuscht, dass ich nach 17 totlangweiligen Zügen ein Remis angenommen habe. Aber was tut man nicht alles für die Mannschaft…

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