Mrz 19 2014

Nightmare Miracle on Waldersee Street

Veröffentlicht von Fabian um 22:59 unter Mannschaft

Bisher war die Saison der Ersten ja nicht gerade rund gelaufen - und ist fast schon wieder vorbei, also nur noch wenig Gelegenheiten, das zu korrigieren. Beim Auswärtsspiel beim HSK Lister Turm gelang uns das einmal mehr nicht. Eines der vielen Wunder, die zur Aufrechterhaltung unserer Aufstiegschancen nötig war, war das Remis Udos. Nachdem er bereits im achten Zug einen Bauern eingestellt hatte, legte er eine gewisse Zähigkeit an den Tag, die am Ende belohnt wurde:

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Lau,U - Treiber nach 57.Se2xc3

57….exf4 ließ den ganzen Punkt endgültig liegen. Die Liquidierung des Damenflügels durfte Schwarz im Gewinnsinne nicht zulassen, nach dem besseren 57…a6 58.Sd5 Lc1 59.Sxf6 59…exf4 60.gxf4 Lxf4 ist eine Pointe, dass sich 61.Sxh7 Ke7

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Analyse nach 61…Kd6-e7

mit Springerverlust verbietet. 58.gxf4 Lc1 Kein Weg zurück: 58…a6 59.Sd5 Lb2 60.b4! und Schwarz kann keine Fortschritte machen, weil Weiß entweder mit dem König zwischen d4 und c4 pendelt oder mit Se3/Se7/Sc7 einen Bauern gewinnt. 59.Sb5+ Kd7 60.Sxa7 Lxf4 61.Kd5 Lc1 62.Sb5 Lb2 63.Sd4 f4 64.Sf3 ½–½

Das war der 4,5te Punkt zum zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltenen Mannschaftssieg.
Meinen Sieg muss man zwar nicht als Wunder bezeichnen, aber durchaus als unnötigen Partieverlust seitens meines Gegners:

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Schmitt - Mueller nach 25.Td1-d3

25.Td3 stellte die positionelle Drohung 26.Lxd5 auf, mit dem e-Bauern würde ich ungerne wieder nehmen, mit der Dame dürfte ich nicht. 25…Lxb3 war auch nicht mein Wunschzug, aber z.B. 25…Te8 ließe eben 26.Lxd5 zu (26…Dxd5?? 27.Dxh7+ Kxh7 28.Th3+ Kg8 29.Th8#). Immerhin habe ich nach 26.axb3 die Chance, vielleicht mal einen Freibauern auf der a-Linie zu bilden (@Artur: Das ist ein Kandidat ;)). 26.Dxh7+ Kxh7 27.Th3+ scheiterte diesmal an 27…Lh4. 26…Te8 27.Dh6 Lf8 28.Df4 Lg7 29.Lxg7 Kxg7 30.Th3 h5

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Schmitt - Mueller nach 30…h7-h5

Glücklicher Weise befand sich mein Gegner hier in leichter Zeitnot, und die bringt ja bekanntlich oft das Streben nach Vereinfachung mit sich - selbst wenn diese unangebracht ist. 31.De5+ Df6 32.Dxf6+ Kxf6 Nach dem Damentausch ist das Endspiel etwas besser für Schwarz… 33.Ta1 Tc6 34.Kf1 Tec8 35.Tc1 a5 36.Ke2 a4

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Schmitt - Mueller nach 36…a5-a4

37.b4? …und danach klar besser. In bereits echter Zeitnot wollte mein Gegner keine Linien für meine Türme öffnen, aber die Kur ist hier schlimmer als die Krankheit (da fällt mir auf, dass ich das Phrasenschwein lange nicht mehr gesehen habe). 37…Td6 38.Kd2? Der entscheidende Fehler. 38…e5 39.Tf3+ Kg7 40.Td3 exd4 41.cxd4 Txc1 42.Kxc1 Kf6 43.Kd2 Ke6 44.Te3+ Kd5 45.Kd3 Te6 46.Tg3 Te4 47.Tg5+ f5 48.Txg6 Txd4+ 49.Kc3 Tc4+ 50.Kb2 Txb4+ 51.Ka2 Te4 52.f3 Te2+ 53.Ka3 Te3+ 54.Ka2 b4 55.Ta6 Te2+ 56.Kb1 Kc4 0–1

Andys Sieg dagegen ist unbedingt mit dem Prädikat mirakulös auszuzeichnen, sein ganzer Punkt schaffte überhaupt erst die Möglichkeit, zwei Mannschaftspunkte aus Hannover mitzunehmen:

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Lachnit - Klein nach 35.cxb4

Andy hatte in der Eröffnung einen Bauern gegen nicht ausreichende Kompensation eingesammelt, dann aber etwas den Faden verloren. 35…h5? war aus mehreren Gründen fragwürdig, zunächst findet Weiß diese Gründe auch. 36.gxh5 Th8 37.a5 Txh5 38.a6 Th8 39.Lf5 Le6 40.Lxe6 fxe6 41.Tc4 Tb8 42.Txc6 Txb4 43.Txc7+ Kg6

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Jetzt hätte 44.a7 für hervorragende Gewinnchancen gesorgt, auf ein “glatt gewonnen” würde ich mich allerdings nach oberflächlichem Draufgucken noch nicht festlegen. Für Ausgleich reicht natürlich auch 44.Tc6 Txh4 45.Txd6 e5 46.Kd2 Ta4 47.Ke2 Kg5 48.Kf3 f5 49.Te6 e4+ 50.Kf2 Ta2+, aber dann muss man jetzt

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51.Kg3 unbedingt vermeiden - alle anderen Züge remisieren wegen der Verteidigungsidee Th6, falls der schwarze König mal drohen sollte, nach f3 zu gehen. Gelegentlich ist als Antwort auf …Kg4 auch Tf6 mit Übergang in elementare Remisendspiele möglich, z.B. nach 51.Kf1 Kg4 52.Tf6 Kf3 53.Txf5+ Kxe3 54.Tf6. 51…Te2 Schwarz bekommt den e3 mit Schach… 52.a7 Txe3+ 53.Kf2 Ta3 54.Te7 Kf4 55.Tf7 Ta2+ 56.Ke1 Ke3 57.Kd1 f4 58.Tb7 Ta1+ 59.Kc2 f3 60.Kb2 Ta6 61.Tb3+ Ke2 62.Ta3 Txa7 63.Txa7 f2 0–1

Dass Otti seine zeitlebens schlechte Stellung am Ende nicht verlor, war noch ein weiteres Wunder, das das Endergebnis sogar auf 5-3 hievte.
Das nicht alles geschenkt war, sollen abschließend Partiefragmente Andrés und Simons zeigen. Wir können nicht nur Geschenke annehmen, sondern auch machen, und manchmal sogar überzeugend gewinnen ;):

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Kunisch - Zeltwanger nach 33.Tb1-a1

André verpasste mit 33…a3 den Gewinn, der wegen des einsamen weißen Königs mit 33…Dc8 möglich gewesen wäre. Mögliche Varianten: 34.Kh1 (als Prophylaxe gegen 34…Dg4+) trifft auf 34…Txe4 35.dxe4 Sf3 (mit der Drohung 36…Dh3) 36.Kg2 Dg4+ 37.Kf1 Sxh2+ 38.Ke1 Sf3+, diese Stellung ist hinüber:

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Analyse nach 38…Sh2-f3

Alternativ ist 34.Txa4 matt nach 34…Dg4+ 35.Kh1 Dd1+ 36.Kg2 Tg4+ 37.Kh3 Txe4 38.Txa7+ Kf6 39.dxe4 Df3#:

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Analyse nach 39…Dd1-f3#

Stattdessen eben das prosaische Remis nach den weiteren Zügen 34.Dxa3 Se2+ 35.Kh1 Dxa3 36.Txa3 (=) 36…Txf2 37.Txa7+ Tf7 38.Ta6 Tf6 39.Ta7+ Kf8 40.Kg2 h5 41.h3 Sf4+ 42.Kg3 Kg8 43.Ta6 Kg7 44.Ta7+ Tf7 45.Ta6 Tf6 46.Ta7+ ½–½

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Tennert - Hofmann nach 39…Tg7-g6

Kleine Taktikaufgabe zum Abschluss: Wie setzte Simon fort (gesucht sind mindestens drei Halbzüge ;)).

Durch den Verlust Laatzens gegen Berenbostel liegen wir vor dem letzten Spieltag einen Mannschaftspunkt vor Hildesheim und Laatzen. Wir werden die letzte Runde gegen Laatzen dennoch gewinnen müssen, bei einem 4-4 würde Hildesheim im Falle eines eigenen Sieges nach Brettpunkten vorbeiziehen.

7 Kommentare to “Nightmare Miracle on Waldersee Street”

  1. Ernstam 20 Mrz 2014 um 08:30

    Der dritte Halbzug ist Te7+. Schöner Bericht Fabian, gut gemacht Mannschaft!

  2. Fabianam 20 Mrz 2014 um 17:52

    Ich meinte eigentlich zwei weiße und einen schwarzen Halbzug :). Deine Lösung stimmt in der Hauptvariante, aber man sollte nicht mit zuviel Kooperation seitens des Schwarzen rechnen…

  3. Besucheram 20 Mrz 2014 um 21:26

    Ich hätte eher angenommen, dass in der Hauptvariante Weiß in seinem dritten Zug mit einer anderen Figur auf e7 ein Schach gibt. :-)

  4. Fabianam 20 Mrz 2014 um 22:26

    Welche der beiden Lösungen als Hauptvariante zu bezeichnen ist, ist natürlich ein schönes Mierenneukerthema ;). Ernsts Variante rechtfertigt die Taktik überhaupt erst, deine stellt Weiß die größeren Probleme. Beides Hauptvarianten :).

  5. am 20 Mrz 2014 um 23:02

    Lösungen!? Ich denke, 40. Sxf5 ist inzwischen fast allen klar. Ernst’s Variante ist 40. … exf5? mit der Folge De8 nebst Te7 1-0 Besser spielt Schwarz im 40. … Tf6!? Daraufhin muss 41. De5 Dxe5 und 42. Se7 mit gewonnenem Endspiel erst einmal gesehen/gefunden werden. Frage: Hat Simon dies bereits bei 40. Sxf5 gesehen, oder erst mit “neuer Bedenkzeit” im 41. Zug?

  6. Ottiam 20 Mrz 2014 um 23:09

    Simon ist zuzutrauen, das ganze Motiv schon ein paar Züge vorher gesehen und darauf gespielt zu haben. Zeitnot kennt er sowieso nur vom Hörensagen!

  7. Fabianam 20 Mrz 2014 um 23:33

    Woran erinnert mich das bloß… Ach ja:

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