Dez 14 2010

Die Erste: Immer noch “zu null”

Veröffentlicht von Fabian um 18:07 unter Mannschaft

Der vierte Spieltag der Landesliga Süd führte die Erste letzten Sonntag nach Braunschweig, wo wir gegen die zweite Mannschaft des SC BS Gliesmarode antraten. Gegen den Aufsteiger waren wir, trotz des Fehlens dreier „Stammkräfte“, klar favorisiert. Dieser Favoritenstellung wurden wir mit einem unterm Strich verdienten 5-3 Sieg gerecht.

Die erste Entscheidung war gleichzeitig unsere einzige Verlustpartie des Tages. Olaf hatte an Vier gegen Herrmann früh einen Bauern eingesackt und stand auf Gewinn. Er spielte dann aber nicht energisch genug weiter und geriet in einen Mattangriff.
Andrés Stellung hatte mir bereits Sorgenfalten ins Gesicht getrieben, als bei Olaf noch mit einem Punkt zu rechnen war:

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Brett 3 Zeltwanger-Ballof nach 16.e7-e6

André spielte 17.Dc1 statt des schon mal von Bacrot gewählten 17.Tc7. Was passiert eigentlich auf 17…Sa5 mit Doppelangriff auf Läufer und Turm, dachte ich hier. Wie sich herausstellte, hatte André alles unter Kontrolle; nicht seine Neuerung, sondern die schwarze Antwort darauf ist zweifelhaft. 18.Txf7 Kxf7 19.Sg5+?! Denn hier hätte 19.Dc7+ Kg8 20.Lxh6! Db2 (20…Lxh6 21.Se5 mit Riesenangriff auf den weißen Feldern) 21.Lxg7 Dxg7 22.Dxa5 zu weißem Vorteil geführt: Für die Qualität hat er zwei Bauern und den viel glücklicheren König. Die Partiefolge führt bei beiderseits korrektem Spiel zum Unentschieden. 19…hxg5 20.Dc7+ Kg8 21.Lxg4 Tdb8 22.Lxe6+ Kh7 23.Lxg5 Tb1 24.Lc1 Dc4 25.Df4 De2 26.Lg4 Da6 27.Le6 De2 ½–½

Ottis Sieg an Acht gegen Werner Schmidt-Podlech in der Zeitnotphase war nicht nur der punktemäßige Ausgleich, sondern auch der „moralische“ für den Partieverlauf an Vier – diesmal hatte unser Mann das Glück, eine kritische Stellung in einen vollen Punkt umzuwandeln.

Nachdem ein weiterer kritischer Augenblick an Sieben überstanden war, war unser Mannschaftserfolg bereits deutlich abzusehen:

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Brett 7 Hagemann-Langer nach 36…Te8-g8

Schwarz hat, soweit ich das als glücklicher Nicht-Karo-Cannler sagen kann, den Alptraum eines jeden Caro-Kann-Spielers auf dem Brett (oder kann da noch schlimmeres passieren; und wenn ja, warum gibt es diese Eröffnung dann? ;) ). Sven wählte aber in beiderseitiger Zeitnot den falschen Durchbruch: 37.c5? (37.f5+-) 37…bxc5 38.Kxa5 Sb6 Der Wallach wird plötzlich zum Hengst ! Das Matt durch 39… Ta8 kann sinnvoll nur noch durch 39.Ld8+ verhindert werden, was aber wegen des Zwischenschachs… 39…Txd8 40.Txd8 Kxd8? …an dieser Stelle eine Figur hätte verlieren müssen (40…Sc4+–+). 41.Kxb6 c4 42.Ka7 c3 43.b6 c2 44.b7 c1D 45.b8D+ Kd7 46.Dd6+ Ke8 47.Db8+ Kd7 48.Db7+ Ke8 49.Db8+ Kd7 ½–½

An den verbliebenen vier Brettern ließen sich zwischen 2,5 (bei extrem pessimistischer Prognose) und 3,5 Punkten für uns abschätzen. Am Ende trafen wir die Mitte. Udo hätte vor der Zeitnot einen weiteren Beitrag zum Thema „kastrierte Springer“ leisten können:

lau-schweinhagen-nach-17sc6-b8.jpg
Brett 5 Lau-Schweinhagen nach 17…Sc6-b8

Nach 18.e6! hätte der Springer b8 wahrscheinlich ganz schön blöd geguckt. 18…fxe6 wäre dann die einzige Möglichkeit gewesen, ihm eine Perspektive zu bieten, aber Weiß gewinnt mit Lg5 nebst De3 den e6 zurück und bearbeitet im folgenden wahlweise e7, d5 oder den schwarzen Königsflügel. Der Bauer e7 stört dabei empfindlich die Kommunikation im Lager des Nachziehenden. Die Partiefortsetzung 18.exd6 ließ Weiß einen kleinen Vorteil, der dann aber in Zeitnot abhanden kam (Remis,47).

Stefan (an Zwei gegen Träger) und ich (an Eins gegen Cichy) hatten bereits ausgangs der Eröffnungsphase klaren Vorteil (ein Mehrbauer bei Stefan, eine strategische Gewinnstellung bei mir). Ich konnte mich allerdings angesichts vieler verlockender Möglichkeiten nicht gegen die unmaterialistische entscheiden und musste, ausgestattet mit einem schettrigen Mehrbauern, die Partie ein zweites Mal gewinnen. Überzeugender wirkte Stefans Gewinnführung, obwohl er ja vielleicht noch mal kommentieren kann, ob er die Abwicklung im 33. Zug als echtes Qualitätsopfer geplant hatte oder irgendwas übersehen hat ;)
Joachim, der mit Schwarz (an Sechs gegen Petras) zunächst problemlos aus der Eröffnung kam und im weiteren Verlauf mit dem Läuferpaar gegen einen Turm spielen durfte, hatte leider nicht seinen Gewinnverwertungstag erwischt und setzte mit seinem Remis den Schlusspunkt dieses Mannschaftskampfes.

Alle Ergebnisse und die aktuelle Tabelle auf http://www.nsv-online.de/ligen/nsv-1011/?r=&staffel=546
Zur Zeit sind wir mit zwei Mannschaftspunkten vorne…

4 Kommentare to “Die Erste: Immer noch “zu null””

  1. Stefan Breueram 15 Dez 2010 um 15:14

    Ich nehme in diesem Fall mein Aussageverweigerungsrecht in Anspruch.

  2. Jensam 15 Dez 2010 um 21:55

    If you play the Caro-Kann when you are young, then what would you play when you are old?

    Bent Larsen

  3. Fabianam 16 Dez 2010 um 14:36

    Willst du damit etwas über das Alter unseres Präsidenten sagen? :D

  4. Andyam 16 Dez 2010 um 23:51

    Und wenn ja, in welche Richtung? :)

    Die gleiche Frage könnte man übrigens auch in Bezug auf Lars und meinen Gegner vom Sonntag stellen, womit ich unauffällig das Thema wechsele und den für heute angekündigten Bericht über unseren “souveränen” Sieg auf Samstag verschiebe…

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