Schachvereinigung Salzgitter e.V.

Um es gleich vorweg zu nehmen: der Titel entspringt nicht einer bodenlosen Egozentrik meinerseits, schließlich war die SVG dieses Jahr mit drei Spielern im Ostharz vertreten. Wer als erster herausfindet, warum ich den Titel gewählt habe, kriegt ein Eis von mir :)
Die drei waren, wie bereits in den letzten Tagen des öfteren hier erwähnt, Simon, Sven und ich. Simon wollte sich natürlich nicht allein darauf beschränken, mit der neuen “2″ am DWZ-Anfang zu posen, sondern weiter am Gewinn der ein oder anderen Wette arbeiten, die er letzten Winter geschlossen hat. Sven und ich haben wohl weniger konkrete Vorstellungen von unserer DWZ-Entwicklung, aber die angestrebte Richtung lautet logischerweise “oben”.

Der Start des Turniers verlief etwas holprig, denn beim Blick auf die Erstrundenpaarungen fand ich meinen Namen nicht - und das lag nicht an mir. Es wurde also eine neue Auslosung fällig. Dagegen hätte sich die Turnierleitung das Auslosen eines anderen Spielers wirklich sparen können: Lev Gutmans Gegner wartete vergebens auf dessen Erscheinen. Möglicherweise ein Kommunikationsproblem im Vorfeld des Turniers.
 

“Die Drei”: vlnr ich, Sven, Simon (ich gucke wahrscheinlich so, weil ich gerade die Erstrundenauslosung gesehen habe)
 

“Die Anderen”: Über hundert Teilnehmer waren eine würdige Resonanz auf das zehnjährige Jubiläumsopen
 
Immer wieder erfreulich sind die Spielbedingungen in Nordhausen: Die Sporthalle auf dem Petersberg bietet nicht nur genug Platz für Einzeltische, wenn man für ein wenig frische Luft den Turniersaal verlässt, befindet man sich in einer gepflegten Umgebung und hat auch einen netten Ausblick - vielleicht kann ich davon nächstes Jahr mal ein Foto organisieren :)
Wie bereits letztes Jahr leitete auch diesmal mit Roland Töpfer wieder ein souveräner Schiedsrichter das Geschehen; das Orga-Team mit Markus Königsmann an der Spitze hatte - abgesehen von dem Stolperstart - ebenfalls wie immer alles im Griff. Man konnte sich also sorgenfrei der zweitschönsten Nebensache der Welt widmen:

Sven gegen Maria Franzenburg

Wie bereits an anderer Stelle durchgeschimmert ist, war es nun gar nicht Svens Turnier. Oben ist er auf dem Weg zu seiner Drittrundenniederlage, nach der für ihn das ganze eigentlich schon gelaufen war.
Besser lief es bei Simon. Er fuhr alle Pflichtsiege ein, wie z.B. gegen Andreas Lotze in Runde drei:

Die Stellung zum Foto. Weiß hatte gerade 1.Kg1-f2 gespielt, worauf Simon erstmal mit 1…Dh5 abwartete. Interessant wäre hier bereits 1…Txh3 2.gxh3 Dh4+ 3.Kg1 Dg3+ 4.Lg2 Sxf3+ gewesen, denn nach dem einzigen Zug 5.Kf1 (5.Dxf3 Dxe1+ 6.Lf1 Dxd2-+; 5.Kh1 Dh2#) hat Schwarz die Ressource 5…Txe4! Auf 6.Lxf3 (6.Dxe4 Sxd2+ 7.Kg1 Sxe4 nebst matt) 6…Txe3 7.Txe3 Dxh3+ 8.Kg1 Kf8 sollten die vielen Bauern und der aktive Springer im Verbund mit der Dame gegen die beiden weißen Türme und Läufer für gute Gewinnchancen sorgen.
Simons Lösung erwies sich als praktikabler, denn Weiß patzte sofort: 2.Dc3? Txh3 3.gxh3 Dh4+ 4.Kg1 Dxe1 0-1

Seine einzige Niederlage fuhr Simon in der zweiten Runde ein, allerdings konnte man damit angesichts des Gegners leben:

Runde 2: Simon gegen den früheren Jugendweltmeister GM Roman Slobodjan

In den letzten drei Runden bekam Simon noch jeweils nominell leicht stärkere zugelost, in denen er auf unterschiedliche Weise zu Punkteteilungen kam. Hier z.B. mit Kampfgeist und Glück:

Runde 5: Tennert-Hettstedt

Eigentlich hatte ich die weiße Stellung schon um Zug 15 abgeschrieben, denn Simon war aus der Eröffnung heraus schnurstracks in ein Grottenendspiel gegangen. Anstatt hier mit 29…a4 und Gewinn des a3 den vollen Punkt einzusacken, kam 29…Le2 30.Tfc1 Lb5 31.Lc2, was zwar immer noch ganz gut für Schwarz aussieht, aber tatsächlich gar nichts hergibt.
Das Remis in Runde 6 war nicht wirklich ausgespielt. Dafür das aus Runde 7, wo wir ja vor der Siegerehrung gern noch was essen gegangen wären, was aber Simons 5-Stunden-Partie verhinderte. Letztendlich hart erkämpfte 15 DWZ-Punkte also, wobei es diesmal leider nicht zu einem Geldpreis reichte.

Ich selbst hatte von Beginn an höchstens wegen des Gesetzes der Serie Zweifel an einem guten Ergebnis, denn irgendwann muss es ja auch mal für mich schiefgehen in Nordhausen. Auch dieses Jahr lief es aber wieder gut, denn mein einziges wirklich schlechtes Resultat war das Remis gegen Diana Hannes in Runde 5:

Meine Gegnerin spielte hier 22…Df4?, worauf ich auch ein bißchen spekuliert hatte. 23.Dxf4 Txf4 24.d5 cxd5 25.Lxd5 gewann den Bauern b7, weil zuviel im schwarzen Lager hängt und 25…Lxd5 nach 26.Sxd5 eine Qualität verliert. Leider reichte meine Technik dann nicht zum Gewinn aus, obwohl ich es noch 47 Züge versuchte und dabei 3 (!) generöse Remisangebote ablehnte.
Der Ausgleich für diesen leichten Misserfolg war das Remis in der folgenden Runde gegen Slobodjan. Wir hatten schon vor einigen Jahren an gleicher Stelle gegeneinander gespielt. Damals reichte Roman ein Remis zum Turniersieg, was in der “Partie” 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 g6 4.0-0 Remis resultierte. Diesmal wollte er es mir nicht so leicht machen, und wir spielten bis zum elementar remisen Bauernendspiel. Ich würde ein Fragment oder die ganze Partie veröffentlichen, wenn sie nicht wirklich langweilig gewesen wäre.
In Runde 6 spielte ich gegen einen Jugendlichen aus Hamburg:

Runde 6 Müller-Borgmeyer

Mein Gegner wählte hier die Abwicklung 15…Sxc4 16.Lxc4 Dxe3+ 17.Dxe3 Sxe3 18.Ld3 (18.Tc1!?) 18…Sxf1 19.Kxf1, nach der Weiß meiner Meinung nach besser steht - was mein Gegner in der Analyse allerdings völlig anders sah. Das Ende der Partie sah jedenfalls so aus:

30.Lg7+ Ke7 31.Te1+ Kd8 32.Ld4 gewann eine Qualität, weil der Turm c5 wegen des Läuferschachs auf b6 nicht gut ziehen kann. Es kam noch 32…Txb5 33.Lf6+ Kc7 34.axb5 Kb6 35.Ld4+ Kxb5 36.Tb1+ Ka4 (36…Kc4 37.Tc1+) 37.Txb7 Tc2 38.h4 Th2 39.Lf6 Td2 40.Txf7 h5 41.Lg7 1-0

Die letzte Runde bescherte mir mit Michael Strache einen etwa gleichstarken, aber sehr soliden Spieler. Angesichts der schwarzen Farben hielt sich meine Lust zu spielen in Grenzen, und so wurde das eine sehr kurze Partie. Buchholzmäßig ließ sich da noch mit Platz zwei oder drei rechnen, aber dann lief doch noch einiges bei meinen Gegnern schief. Platz vier war aber ein extrem kleiner Wermutstropfen, denn zumindest die Elo-Bilanz stimmte mal wieder.
Auf der Turnierseite gibt es normalerweise zeitnah Endtabellen und Partien, aber momentan erholt sich der Webmaster wahrscheinlich erstmal ein bißchen vom Open-Stress :)
Alle Fotos stammen von Jürgen Pölig, dem an dieser Stelle nochmal gedankt sei.

Trackback URI | Kommentare als RSS