Okt 29 2008

Norwin Sauer ist Bezirksmeister!

Veröffentlicht von Michael Othmer um 19:50 unter Turniere

Wer um den Titel mitspielen will, muss viel leiden. So war es bisher immer!

CM Peter Oppitz nach ca. 3 bis 4 Runden
 

Die Bezirks-Einzelmeisterschaft 2008 fand in diesem Jahr abermals in Edemissen statt. Wie bereits im Vorjahr war die Organisation tadellos und die zahlreichen “helfenden Hände” sorgten in einzigartiger Weise dafür, dass die Spieler sich mit voller Kraft und Konzentration in ihre Partien vertiefen konnten (einmal wurde sogar meine neben dem Brett stehende Kaffeetasse während der Partie von einem der Helfer in die Cafeteria zurück gebracht. Danke!). Wie berichtet wurde, gab es in keinem der Turniere mit insgesamt 84 Teilnehmern einen ernsthaften Streit- oder Protestfall, was von der Disziplin und Fairness der Teilnehmer zeugt.

Bernie hat sich breitschlagen lassen, vom Hauptturnier zu berichten, sodass ich mich hier auf das Turnier beschränken werde, an dem ich selbst teilnehmen durfte. Im Meisterturnier trat die SVg Salzgitter mit einer “geschrumpften” Delegation an, weil Fabian Müller und Stephan Bradler bei einer anderen Schach-Veranstaltung eingespannt waren. Ein ziemlich fleißiger Berichte-Schreiber wird den Lesern des SVG-BLOGS möglicherweise seine Eindrücke mitteilen; oder auch nicht. Olaf Langenfeld, Norwin Sauer und ich vertraten also unsere Vereinsfarben.

Wir starteten recht gut ins Turnier, denn Olaf gewann gegen Jordan Boksinski und ich schaffte in schwieriger Position ein Remis gegen Willi Müller. Norwin schoss allerdings den Vogel ab! Als Neunter der Setzliste schlug er mit Uwe Twele einen der Favoriten und sorgte damit für die erste Überraschung. Weitere sollten folgen… Dem Vernehmen nach stand Olaf übrigens in seiner Auftaktpartie ziemlich “auf dem Acker”, sodass ich mutmaßte, er habe sich meine scherzhaft gemeinte “Kritik” nach dem letzten Mannschaftskampf zu sehr zu Herzen genommen.

In Runde 2 holte Norwin ein wertvolles Remis gegen Stefan Hauernherm, während ich von Christopher Vogel “begnadigt” wurde: Nachdem der junge Mann mich im Mittelspiel glatt überspielt hatte, konnte er in wilder beiderseitiger Zeitnot nur einen Bruchteil seines riesigen Vorteils bis zur Zeitkontrolle retten (übrigens kam keiner der interessiert zuschauenden Kiebitze auf die Idee, die Züge mitzuschreiben!). Nachdem wir die Partie bis zum 40sten Zug in einem separaten Raum rekonstruiert hatten, reichte bei Christopher offenbar die Technik nicht aus, um die wohl immer noch gewonnene Stellung zum Sieg zu führen. Olaf gewann gegen Gerhard Großelohmann und setzte sich damit allein an die Spitze, weil Top-Favorit Peter Oppitz gegen Jürgen Garbuszus ein relativ kurzes Remis einstreute.

In Runde 3 gönnte Norwin sich gegen Jürgen Garbuszus ein weiteres Remis, während Olaf dem Ansturm des Turnierfavoriten standhielt und Peter Oppitz einen halben Punkt abnahm. Über meine Partie gegen Stefan Hauernherm ist zu berichten, dass ich mal wieder ziemlich schlecht stand, aber vor der Zeitkontrolle einen klaren Gewinn ausließ. Soweit “ausgleichende Gerechtigkeit”. Ein theoretisches Turmendspiel patzten wir vor den Augen feixender Kiebitze ständig von “Gewinn für Weiß” (ich) zu “totremis” hin und her. Letztlich konnte ich den Bauern umwandeln, was ihn den Turm kostete. Leider reichten die ungefähr 10 bis 20 Sekunden auf meiner Uhr nicht zum Mattsetzen… “Bei dir hatte ich noch was gut!”, wies mich mein sympathischer Partner nach der Partie zurecht auf eine bekannte Partie aus einem Mannschaftskampf vor ca. 2 Jahren hin.

Einige Turnierteilnehmer meinten vor der Nachmittagsrunde, noch ordentlich Salz in die Wunde streuen zu müssen, indem sie betonten, wie gerne sie jetzt gegen mich spielen würden. Um das Nervenkostüm des Titelverteidigers konnte es also nicht besonders gut bestellt sein! Mit Schwarz gegen Jürgen Garbuszus spielend dachte ich während der Partie kein einziges Mal an ein Remis, sondern es gelang mir irgendwie, mich an frühere spannende Kämpfe zwischen uns zu erinnern. Tatsächlich ist bei uns auf dem Brett immer etwas los, die Stellungen sind hochtaktisch und meistens kann niemand das Ergebnis voraussagen. So war es auch diesmal: Als Jürgen die Partie unbedingt gewinnen wollte unterschätzte er mein Gegenspiel und musste bald aufgeben. Norwin schlug derweil Christopher Vogel und Olaf begnügte sich gegen Uwe Twele mit einem Remis. Da Olaf beiden 2000ern schon ein Remis abgetrotzt hatte glaubten viele, dass er jetzt dem Titel entgegenstreben würde.

In Runde 5 teilten sich Norwin und Olaf schnell den Punkt. Die beiden Youngster hatten wohl richtig eingeschätzt, dass in diesem Jahr auf die Verfolger Verlass ist: Es gab ja soo viele Unentschieden! Gegen Jordan Boksinski konnte ich eine weitere Partie gewinnen und schob mich auf Platz 3. Die SVg-Troika ganz vorne. Sehr schön!

In Runde 6 besiegte Norwin Willi Müller mit Schwarz. Ein Läuferopfer auf h2! War es korrekt?- Vielleicht schreibt der neue Bezirksmeister ja mal einen Kommentar… Gegen Olaf stand ich abermals auf Verlust, aber er machte den Sack nicht zu und ließ mich entschlüpfen. Am Ende hatten wir beide nur noch Turm und König; vereinsinterne Remisen können auch bis zur letzten Patrone ausgekämpft sein!

Vor der letzten Runde konnten noch 4 Teilehmer auf den Titel hoffen: Unsere Troika und Uwe Twele! Norwin und ich ballten die Fäuste vor Freude, als Uwe Twele das Remisangebot von Jürgen Garbuszus annahm. “Es wird einer von uns!”, stellten wir befriedigt fest. Leider gingen Olafs Titelchancen bald den Bach runter, weil ein stark aufspielender Stefan Hauernherm ihn gnadenlos auseinandernahm. Also: Norwin oder ich! Norwins Remisangebot musste ich trotz miserabler Stellung natürlich ablehnen, weil ich den Titel nur mit einem Sieg verteidigen konnte. Norwin übersah genau wie ich den Gewinn für Weiß, sodass die Partie noch recht lange dauerte und wieder einmal im Turmendspiel mündete. Meine krampfhaften Bemühungen, noch irgend etwas aus der Stellung herauszupressen hätten dann fast noch zum Verlust geführt. In Remisstellung blieb mir nichts anderes übrig, als Norwin zum Bezirksmeister-Titel zu beglückwünschen!

Der Pott bleibt also im Verein! Norwin spielte wahrscheinlich von allen Teilnehmern das beste Schach, und ist somit verdient Turniersieger geworden! Er meinte zwar, auch “etwas Glück” gehabt zu haben, aber das gehört dazu! Am meisten beeindruckte mich die “olympische” Ruhe, mit der der neue Bezirksmeister seine Partien bestritt. Norwins übliche Zeitnotprobleme traten kaum auf und alles, was ich von seinen Partien sah, machte auf mich einen gefälligen Eindruck. Der Bezirksmeister ist noch sehr jung und man wird kaum fehlgehen, wenn man ihm hervorragende Perspektiven bescheinigt. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass er in dieser Saison für unsere Zweite spielberechtigt ist!

Neben Norwin verzeichnete auch Olaf einen satten DWZ-Gewinn, während mein Zuwachs eher bescheiden ausfiel. Immerhin konnte ich die 2000er-Marke überspringen, was auch mein Ziel war. Der dritte Platz entsprach den Erwartungen, während Olaf mit Platz 5 deutlich über dem Minimalziel Klassenerhalt landete.

Das Hauptturnier und die Jugendturniere verliefen in diesem Jahr weniger erfolgreich für uns, aber vielleicht sollte ich die erfreulichen “5 aus 7″ von Stefan Langenfeld im Hauptturnier noch erwähnen. Der Erfolg von Marina Michalik ist bereits von Andy in einem Kommentar erwähnt worden. Herzlichen Glückwunsch, Marina!

Zum Schluss noch ein freundschaftlicher Rat an Norwin: Wie ich weiß, wirst du die LEM mitspielen. Fabian wird vor Ort sein. Lass dir von ihm erzählen, was dein Vorgänger beim letztenmal alles falsch machte und wiederhole diese Fehler nicht!

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