Sep 30 2008

Mehr Spaß kann man angezogen nicht haben

Veröffentlicht von Fabian um 00:39 unter Turniere

Erfolgreiche Salzgitteraner beim Lessingopen

 

Da geht er, ein großer Spieler. Ein Mann wie Steffi Graf.

Jörg Dahlmann (über Lothar Matthäus bei dessen Abschiedsspiel)

 

Zur Teilnahme am Wolfenbütteler Lessingopen, das dieses Jahr bereits seine vierte Auflage erlebte, fanden sich letzten Freitag abend mit Andreas Brants, Olli Karich, Bernie Kimmich, dem doppelten Langenfeldchen Stefan und Olaf, Michael “Otti” Othmer, K.O. Schalla und mir selbst acht SVgler ein. Wie immer wurden zwei fünfrundige Turniere gespielt: das DWZ-Turnier für Spieler mit einer Wertungszahl von unter 1900 und das Elo-Tunier für Spieler mit einer DWZ von mindestens 1800. Urlaubstage gehen für dieses Turnier normalerweise nicht drauf; die Runden zwei und drei finden Samstags, die Runden vier und fünf Sonntags statt.
Während Andreas, Olli und K.O. als drei von 26 im DWZ-Turnier antraten, rutschte Bernie mit seiner 1795 noch ins Elo-Turnier und tummelte sich dort mit den anderen fünfen aus unserem Verein und insgesamt 30 Spielern. Doch vor Beginn galt es, Eröffnungsreden und anderes zu erdulden …

 
CM_Oppitz
Dem Wolfenbüttler Peter Oppitz wird feierlich eine CM-Urkunde überreicht: v.l.n.r. Michael S. Langer, Jürgen Pölig, Peter Oppitz, Holger Kubiak
 
Erfreulich der neue Spielort: War bisher im alten Direktorenhaus der Großen Schule gespielt worden, stand dieses Mal die Aula im Hauptgebäude zur Verfügung. Nicht nur mehr Platz, auch weniger knarrende Dielen - eine klare Verbesserung der Turnierbedingungen. So konnte man sich also unbeschwert in die Partien stürzen, musste sich allerdings wegen ihrer Ungewöhnlichkeit die Bedenkzeitregelung immer wieder selbst vorflüstern: “90 Minuten für 36 Züge, halbe Rest!”
Erfreulicherweise gab es in unseren Reihen mehr Licht als Schatten: Im DWZ-Turnier verloren K.O. (3 Punkte, Rang 12, -11) und Olli (1 Punkt aus vier, Rang 24, -17) zwar DWZ-Punkte, und Olli musste gar gesundheitlich bedingt das Turnier nach Runde vier abbrechen; aber Andreas (1,5 Punkte, Rang 22) war mit einem Plus von 17 Ratingpunkten durchaus erfolgreich.
 
K.O._sauer
K.O. verliert DWZ-Punkte
 
Noch besser lief es für uns im Elo-Turnier: Einzig Olaf musste mit 2 Punkten und Rang 23 DWZ-Einbußen verzeichnen (-14), alle anderen verbesserten sich: Bernie (2 Punkte, Rang 21) um 20, Stefan (2 Punkte, Rang 20) um 21, Otti (3,5 Punkte, Rang 4) um 16 und ich (4,5 Punkte, Rang 1) um 22 Punkte.
Sicher hatte jeder seine persönlichen schachlichen Highlights; ohne mich auf mein extrem löchriges Gedächtnis verlassen zu müssen, kann ich leider nur mit einem Partiebeispiel von mir dienen:
 
Müller-Jugelt
 
Schwarz am Zug. Prophylaxe, irgendjemand? Jugelt spielte hier in Runde vier 19…f6 gegen mich, was wahrscheinlich nicht der stärkste ist. Stellt man sich die Frage, was der Weiße eigentlich plant und wie man das verhindern kann, kommt man auf 19…e6! Warum? Das offensichtliche Manko der weißen Stellung ist sein passiver Turm. Dass die stärkste Figur aktiv sein sollte, ist schließlich ein wichtiges Endspielprinzip (die weniger starken können ruhig mal zu passiven Verteidigungsaufgaben missbraucht werden). Weiß steht ein Weg zur Verfügung, seinen Turm zu aktivieren: das in der Partie gespielte 20.a4 nebst 21.Ta3 und 22.Tb3 mit Angriff auf den Bauer b6 und den Optionen Tb5 mit Druck gegen den d5 und ggf. dem hebelnden Bauernvormarsch a5. 19…e6 hätte dies verhindert, wegen 20.a4 Lf8! und das Feld a3 ist dem weißen Turm verwehrt. Letztendlich konnte ich trotz der Erringung weiterer Vorteile nicht gewinnen, weil der Läufer gegen den Springer ein hinterhältiges Luder ist, das ständig auf Gegenspielchancen lauert und in dieser Partie auch bekam.
Das Remis gegen den mit 100 Ratingpunkten Abstand zum Setzlistenzweiten (mir) klaren Turnierfavoriten reichte mir, wie im Statistikteil schon erwähnt, glücklicherweise zum Turniersieg, weil dies mein einziger Punktverlust war, während Jugelt bereits in Runde drei gegen seinen Vereinskollegen Margraf früh Feierabend gemacht hatte (ehrlich gesagt habe ich die beiden gar nicht am Brett gesehen).
 
ZÜ_Tonndorf
Erst seit diesem Bild weiß ich, wie ich aussehe, wenn ich Zeitüberschreitung reklamiere: Meine Letztrundenpartie gegen Tonndorf
 
Für mich persönlich also ein äußerst erfolgreiches Turnier; vielleicht lag es am neu erwachten Selbstvertrauen nach der “Neuverleihung” des männlichen Geschlechts auf der NSV-Seite und der möglicherweise damit zusammenhängenden Tatsache, dass ich nur von einem einzigen Teilnehmer mit einer WGM verglichen wurde.
 
Abschlusstabellen beider Turniere gibt es auf der Homepage von Caissa Wolfenbüttel:
www.caissa-wf.de

Dank an Karsten Hartmann für die Fotos. Er hat noch viel mehr Bilder gemacht.

Schließlich noch die DWZ-Auswertungen:
Elo-Turnier
DWZ-Turnier

3 Kommentare to “Mehr Spaß kann man angezogen nicht haben”

  1. Bernd Kimmicham 30 Sep 2008 um 09:36

    Ein gleichfalls toller, informativer + ansprechender Bericht, den ich nicht hätte besser Schreiben können! *smile*

    Und die Bilder von Karsten Hartmann sind sehr beeindruckend.

    So allmählich stellt sich die Frage, ob Fabian noch besser schreibt als er schachspielt!

    Ich sehe Ihn in beiden Disziplinen ganz Vorne!

  2. Jürgen Pöligam 01 Okt 2008 um 15:26

    Super Bericht, Fabian!
    Überhaupt lese ich gerne die witzigen Turnierberichte usw. auf dieser Seite.

    Wir würden uns freuen, beim 5. Lessing-Open (25.09. - 27.09.2009) wieder viele Salzgitteraner in Wolfenbüttel begrüßen zu dürfen.

  3. classicbag1.wordpress.comam 28 Jul 2014 um 19:37

    classicbag1.wordpress.com…

    Schachvereinigung Salzgitter e.V. » Mehr Spaß kann man angezogen nicht haben…

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