Sep 30 2007

Königliches Spiel im Schloss Wolfsburg

Veröffentlicht von Stefan Breuer um 11:51 unter Turniere

Aus Anlass seines 60-jährigen Bestehens lud der Schachclub Wolfsburg am gestrigen Samstag alle Schachinteressierten zu einem Blitzturnier in der Volkswagenstadt ein. Das Organisatorenteam um Arno Loewner, Guido Börner und Steffen Urban - um nur einige der fleißigen Helfer zu nennen - hatte sich sichtlich Mühe gegeben, den Teilnehmern ideale Rahmenbedingungen zu bieten: Mit dem Schloss Wolfsburg, in dessen schönem Kellergewölbe gespielt wurde, wurde ein prächtiger und dem königlichen Spiel angemessener Austragungsort gefunden,  der Preisfonds mit drei Haupt- (150€/100€/50€) und zusätzlichen Rating- und Jugendpreisen konnte sich für ein Blitzturnier wahrlich sehen lassen; und für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt. Der Turniermodus sah ursprünglich 13 Runden mit der etwas ungewöhnlichen Bedenkzeit von 10 Minuten je Spieler vor; es galten die Blitzschachregeln. Einziger, aber leider großer Wermutstropfen war die doch sehr dürftige Beteiligung: Lediglich 30 Spieler fanden den Weg ins Schloss, von denen allein 18 dem ausrichtenden Verein angehörten! Über die Gründe kann nur spekuliert werden; vielleicht lag es am zeitgleich stattfindenden ELO-Open des HSK Hannover oder an der Gifhorner Mühlenblitznacht, die von Freitag abend bis Samstag früh um 06:00 Uhr dauerte. Das letztere zumindest für Hardcore-Schachfans kein Hinderungsgrund sein muss, bewiesen die Schachfreunde Krneta, Olzem und Tonndorf, die nach durchschachter Nacht quasi direkt von Gifhorn nach Wolfsburg fuhren und somit immerhin 10% des Teilnehmerfeldes stellten. Der geringen Teilnehmerzahl trugen die Organisatoren dadurch Rechnung, dass die Rundenzahl spontan von 13 auf 11 verkürzt wurde, was - zumindest nach dem, was ich mitbekam - allgemein begrüßt wurde. Der vorgesehene Preisfonds blieb hingegen erfreulicherweise unangetastet - ein Dankeschön dafür noch einmal an die Organisatoren, denn das ist zumindest nicht selbstverständlich …

Zum schachlichen Teil der Veranstaltung: Es nahmen acht Spieler mit einer Wertungszahl von 2000 und besser teil, die sich am Ende auch alle unter den ersten neun Plätzen der Tabelle wiederfanden. Ich selbst ging als die Nummer 1 der Setzliste als Favorit an den Start, gefolgt von M. Tonndorf, F. Smolej und dem sich wieder vermehrt dem “westlichen” Schach zuwendenden ehemaligen BSF-Mitglied und jetzt für Wolfsburg spielenden J. Schmidt-Brauns. Die ersten Runden brachten keine allzu großen Überraschungen, denn im Wesentlichen konnten sich die Favoriten jeweils durchsetzen. Den besten Start erwischte der noch aus Gifhorn “eingespielte” Schachfreund L. Olzem, der nach vier Runden verlustpunktfrei das Feld anführte. Ich selbst hatte in der vierten Runde gegen J. Schmidt-Brauns mit einem Remis erstmals Federn lassen müssen und fand mich auf dem zweiten Platz wieder. In der fünften Runde gelang es mir dann, Olzems Lauf mit einem Sieg zu durchbrechen und mich mit einem halben Punkt Vorsprung vor Olzem und dem Magdeburger U. von Hassel (TWZ: 1966), die beide nur gegen mich verloren hatten, wieder an die Spitze des Feldes zu setzen. Die sechste Runde war die vielleicht kritischste aus meiner Sicht, denn gegen M. Tonndorf hatte ich zwischenzeitlich zwei Bauern und zwei Minuten weniger, konnte jedoch die Stellung verkomplizieren und einen Bauern und eineinhalb Minuten gutmachen. In unklarer Stellung mit beiderseitigen Gewinnchancen bot ich schließlich remis an, was mein Gegner annahm. Nach einem weiteren Remis in der achten Runde gegen G. Börner rückte mir das Feld wieder etwas zu Leibe, doch mit einem Schlussspurt von 3/3 konnte ich meine Führungsposition sogar noch etwas ausbauen. Die entscheidende Runde war die zehnte, denn in dieser hatte ich mit Schwarz gegen meinen Angstgegner F. Smolej anzutreten. Da M. Tonndorf  und F. Smolej selbst nur einen Punkt zurück lagen, hätte eine Niederlage meinerseits den Kampf um den Turniersieg noch einmal spannend gemacht; letztlich gelang es mir aber, den Sieg in dieser Partie davonzutragen. Da zeitgleich auch M. Tonndorf nur remis spielte, stand mein Gesamtsieg schon vor der letzten Runde fest. Im Kampf um den zweiten Platz hatte M. Tonndorf die besten Cancen, hatte er doch einen halben Punkt Vorsprung und zudem die beste Wertung aller Konkurrenten um den zweiten Platz, so dass ihm sogar ein Remis gereicht hätte. Sein Letztrundengegner W. Degen lehnte das während der Partie offerierte Remis jedoch ab, gewann schließlich und katapultierte sich durch diesen Sieg noch auf Rang 3. Den zweiten Platz belegte - etwas überraschend - der Magdeburger von Hassel, der ebenfalls 7,5 Punkte erzielte, aber über die deutlich bessere Wertung verfügte. Unglücklicher Vierter wurde F. Smolej, der nur um einen halben Buchholzpunkt den dritten Platz - und somit die 50€ - verpasste. Auf dem 5. und 6. Rang landeten die “Marathonmänner” M. Tonndorf und L. Olzem, die nach mir die beste  Wertung des Feldes aufwiesen, sich aber durch späte Niederlagen noch um den verdienten Lohn brachten. Gab am Ende vielleicht doch die Müdigkeit bzw. fehlende Konzentration den Ausschlag? Zumindest nicht bei S. Krneta, denn er konnte sich als 10. immerhin noch mit einem Ratingpreis von 20€ trösten …

Insgesamt verlief das Turnier einwandfrei: Die Organisation funktionierte und die Teilnehmer kamen ohne Streitfälle aus. Bei der Siegerehrung dankte S. Urban allen Teilnehmern und Helfern, zeigte sich aber (verständlicherweise) enttäuscht von der geringen Beteiligung und stellte eine Wiederholung eines solchen Ereignisses eher in Frage. Ich hoffe, dass der Verein sich dennoch anders entscheidet und es - unter günstigeren Umständen - im nächsten Jahr  zu einer Neuauflage kommt. Der herrliche Rahmen hat dies einfach verdient!

http://www.schachclub-wolfsburg.de/seiten/60jahre_sc_wolfsburg.htm

Ein Kommentar to “Königliches Spiel im Schloss Wolfsburg”

  1. Jürgenam 01 Okt 2007 um 20:02

    Herzlichen Glückwunsch, Stefan!

    Fabian, Bernie und ich sind derzeit ja in Blankenburg aktiv. - Zwischenstand: Fabian 3,5/4, ich 3/4 im A-Turnier, Bernie 2,5/4 im B-Turnier.

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